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Mehr Ängste bei Jugendlichen : „Diese Entwicklung verschärft sich seit einem Jahr“

  • -Aktualisiert am

Sinnbild: Die Zahl der akuten Fälle in der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit in Eltville ist in der Pandemie stark gestiegen. Bild: Samira Schulz

Psychiatrische Kliniken melden eine Zunahme von schweren seelischen Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen in der Pandemie. Die Ärzte fürchten, dass es noch schlimmer wird.

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          Kinder sind das höchste Gut unserer Gesellschaft. Aber dieses Gut ist fragil und bedroht von einer Situation, von der wir alle nicht wissen, wie sie ausgehen wird.“ Thilo Ast ist der stellvertretende Direktor der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit in Eltville. Am Montag vergangener Woche mussten innerhalb eines halben Tages fünf Kinder als Notfälle in der Klinik aufgenommen werden. „Das habe ich in 16 Jahren Tätigkeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie noch nicht erlebt“, sagt Ast. Dabei stelle sich die Situation im Rheingau ähnlich wie in anderen Teilen Hessens dar: Die Arbeitsbelastung und die Kapazitäten der Kinderpsychiatrie näherten sich dem Limit. „Die Grenze ist in Sicht“, warnt der Arzt. Allein bei den schweren stationären Akutanfragen verzeichnete die Klinik einen Anstieg um 50 Prozent.

          „Seit Beginn der Corona-Krise merken wir, dass Störungen wie Angsterkrankungen, Depressionen, aber auch Essstörungen zugenommen haben und die Patienten, die zu uns kommen, offensichtlich schwerer erkrankt sind, als wir dies zuvor kannten“, schildert Ast die Situation. 48 Kinder und Jugendliche werden in der Klinik im Rheingau derzeit stationär behandelt. Dabei befindet sich das Krankenhaus in einer Zwickmühle, denn trotz der gestiegenen Anfragen müssen die Corona-Regeln eingehalten werden. In den Zimmern soll es keine Mehrfachbelegungen geben, und die Patienten werden in kleinere Gruppen aufgeteilt. Für Ast und sein Team ist das die Quadratur des Kreises, denn Kinder, die entweder ihr eigenes oder andere Leben gefährden, dürfen von der Klinik nicht abgewiesen werden. „Wir versuchen, allen Patienten gerecht zu werden. Die Krisen- und Notfallversorgung muss weiter stattfinden“, sagt er, „Zur Not räume ich ein Zimmer frei.“ Zwei Räume hält der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie für Notfälle als Reserve bereit. Zu Hilfe kommt ihm zudem, dass der Vitos-Verbund über ein großes Netz an Ambulanzen und Tageskliniken verfügt, so dass die Patienten so weit als möglich an unterschiedlichen Standorten behandelt werden können.

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