
Schließung von Kaufhof-Filiale : Hanau ist nicht Gelnhausen
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Monument der Nachkriegsarchitektur: Die Kaufhof-Filiale am Hanauer Marktplatz Bild: Rosa Burczyk
Die Hanauer Kaufhof-Filiale ist eine Institution in der Stadt. Zumindest die unter Denkmalschutz stehende Fassade wird so bleiben, wie sie ist.
Kein anderes Geschäft hatte in den Sechziger- und Siebzigerjahren so schöne Dekorationen in seinen Schaufenstern. Vor allem in der Weihnachtszeit bestaunten Kinder und Erwachsene gerne die Miniatureisenbahnen oder die sich bewegenden Figuren und Spielzeuge. Der Kaufhof in Hanau war und ist bis heute eine Institution, die Mutter des Einzelhandels in der Hanauer Innenstadt. Vor allem ältere Leute, die noch nicht alles im Internet bestellen, schätzen das breite Warenangebot unter einem Dach.
Die Hanauer können es sich daher kaum vorstellen, dass dies nun alles bald Vergangenheit sein wird. Die Bürger von Gelnhausen und dem Umkreis der Kreisstadt haben vor rund zehn Jahren erlebt, wie es ist, wenn der wichtigste Einkaufsmagnet der Innenstadt seine Pforten für immer schließt. Seit Langem schon steht das Gebäude des ehemaligen Kaufhauses Joh leer, alle bisherigen Nutzungsinitiativen sind gescheitert, und jetzt gerade wartet man gespannt auf das Ergebnis eines Investorenwettbewerbs. Sollte die Weiternutzung in Hanau auch so lange auf sich warten lassen, würde das einen Schritt zum Niedergang des innerstädtischen Einzelhandels bedeuten. Doch hier wird die Sache nur wenige Tage nach der endgültigen Schließungsnachricht entschlossen angepackt.
Fassade steht unter Denkmalschutz
Die Stadt hat in den vergangenen Monaten mit ihrem Innenstadtkonzept „Hanau aufLADEN“ wichtige Instrumente geschaffen, um mit ausgefallenen Ideen die Einkaufslandschaft zu beleben. Die Vorkaufsrechtssatzung der Stadt sorgt zudem dafür, dass sich Immobilienspekulanten nicht in der City breitmachen können. Der geplante Kauf der Kaufhof-Immobilie wird das größte bisherige Objekt sein, bei der die Satzung angewandt wird.
Auch in Gelnhausen entschloss sich die Stadt zum Kauf der Immobilie, doch das hat nicht gereicht. In Hanau ist die Aufgabe der Nachnutzung an markanter Stelle sogar noch wesentlich anspruchsvoller als in Gelnhausen. Denn die Fassade des Hanauer Kaufhofs steht als Monument der Nachkriegsarchitektur unter Denkmalschutz, ein Abriss des energetisch höchst anspruchsvollen Gebäudes kommt also nicht infrage.
Um Wohnungen oder Dienstleistungsangebote in den oberen Etagen unterzubringen, bedarf es erheblicher architektonischer Veränderungen. Das wird teuer. Dass es im Erdgeschoss Einzelhandel geben muss, ist keine Frage. Doch Oberbürgermeister Claus Kaminsky von der SPD tut gut daran, den zweiten Schritt nicht vor dem ersten zu unternehmen. Erst einmal soll der erforderliche Rahmen für eine Nachnutzung geschaffen werden. In der Zukunft wird es ohne Investoren nicht gehen, doch damit hat die Stadt bei ihren großen Konversionsprojekten schon viel Erfahrung gesammelt. Wenn das Land die Zukunftspläne finanziell unterstützt, können die Hanauer mit Wehmut, aber auch mit Zuversicht dem traurigen Abschied im Januar 2024 entgegensehen.