„The next Uri Geller“ : Zwischen Magie und Medienrecht
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Manchmal verbiegt er auch Löffel: der „Mentalist” Nicolai Friedrich Bild: F.A.Z. - Roger Hagmann
Nicolai Friedrich ist zauberhaft – jedenfalls verdient der Friedrichsdorfer inzwischen als Magier und Entertainer mit Fernsehpräsenz mehr als in seinem angestammten Beruf als Jurist. Und er hat dabei auch noch seinen Spaß.
„Keine Angst, ich bin Profi“, sagt Nicolai Friedrich lässig ins Mikrofon. Etwas beunruhigt wirkt der Mann neben Friedrich in der Tat. Er hat dem Magier ein Familienfoto geliehen und dieses verdeckt in einen Umschlag geschoben. Zusammen mit sechs weiteren Kuverts wurde das Foto dann im Publikum verteilt. Und nun lässt Nicolai Friedrich einen Umschlag nach dem anderen zerreißen, während der Familienvater um das Foto bangt. Übrig bleibt am Ende wirklich der Umschlag mit dem Foto. „Wie macht er das nur?“, fragt sich ein Geschäftsmann aus dem Publikum und ist verblüfft über den Zaubertrick. Erstaunt schüttelt er den Kopf.
Der „Mentalist“ Nicolai Friedrich moderiert gerade ein Richtfest in Darmstadt. Weder der Illusionist Uri Geller noch ein Millionenpublikum sind die Zuschauer. Stattdessen klatschen der Oberbürgermeister Walter Hoffmann, Unternehmer und Handwerker. So sieht der Alltag von Friedrich aus, der vor neun Tagen noch für die Show „The next Uri Geller“ vor der Kamera zauberte. In jener finalen Show wagte Nicolai Friedrich einen Blindflug mit dem Model Lena Gercke an Bord. Die Zuschauer wählten ihn dennoch nur auf den dritten Rang.
„Mentalist zu sein heißt nicht, übersinnliche Kräfte zu besitzen“
Das Fliegen war auch die erste Leidenschafts Friedrichs, dessen Vater Berufspilot war. Mit dem ersten Zauberkasten trat er als Kindergartenkind in der Nachbarschaft in Friedrichsdorf und später in Karben auf. „Nach dem Abitur entschied ich mich aber für Jura“, sagte er, „mein Horizont an beruflichen Möglichkeiten war damals eben noch sehr eng.“ Ganz falsch war die Wahl aber nicht, denn vom Jurastudium in Frankfurt und Mainz profitiert der Magier immer noch. Denn nebenbei arbeitet Friedrich als Anwalt für Medienrecht. „Ich suche mir immer nur die interessanten Fälle heraus“, sagte er selbstbewusst. Das Zaubern sei finanziell lohnender und interessanter. „Und als Anwalt sieht man selten strahlende Kinderaugen“, sagte Friedrich.
Das Zaubern lernte der 31 Jahre alte Magier eigenständig und in Fortbildungen. „Wie für alles, so gibt es auch eine Szene für das Zaubern“, erklärte Nicolai Friedrich. Und die eher unbekannte Welt der Magier besitzt sogar eigene Weltmeisterschaften, so kann sich Friedrich seit 2000 Vizeweltmeister der Mentalisten in Lissabon nennen. „Mentalist zu sein heißt für mich aber nicht, übersinnliche Kräfte zu besitzen“, sagte Nicolai Friedrich.
Wenn er bestimmte Rahmenbedingungen setze, könne er die Gedanken anderer Menschen lesen. „Übernatürlich ist das nicht“, fügte er hinzu, „sondern durch Erfahrung lernbar.“ Und geübt werden alle Nummern mit Freunden. Die Tricks seien eine Mischung aus Psychologie und Suggestion, für die man ein Talent haben müsse. Diese Ehrlichkeit fasziniere das Publikum noch mehr: „Jeder weiß, ich bin den Naturgesetzen unterworfen.“ Etwas anderes zu behaupten, hält Nicolai Friedrich im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen für unseriös. Manche Nummern seien mit allen Menschen auf der Bühne möglich, auf andere müssten sich die Gäste einlassen. Das Wichtigste sei die Bühnenpräsenz: „Zum Publikum reden und es fesseln muss man können.“ Sich mit Gästen vorher abzusprechen gehe eindeutig gegen die Berufsehre. „Diese Meinung teilen leider nicht alle“, sagte er.
„Uri Geller war nie mein Vorbild“