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Kaufhof-Filiale in Hanau : Stadt bereitet Kauf der Immobilie vor

Vor dem Ende: die Filiale von „Galeria Kaufhof“ mit der denkmalgeschützten Fassade am Marktplatz in Hanau Bild: Rosa Burczyk

Wie es mit der Kaufhof-Filiale weitergehen soll, dazu hat der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) konkrete Vorstellungen. Die Stadt wird die Immobilie erwerben – die künftige Nutzung steht aber noch nicht fest.

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          Am Hanauer Marktplatz soll nach der Schließung der Filiale von Galeria Kaufhof am 31. Januar 2024 keine Brache entstehen. Deshalb wird die Stadt die Immobilie erwerben und für eine neue Nutzung sorgen. Dies hat Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) in der Sitzung der Stadtverordneten am Montag bekräftigt.

          Luise Glaser-Lotz
          Korrespondentin der Rhein-Main-Zeitung für den Main-Kinzig-Kreis.

          Ein längerer Leerstand an der zentralen Stelle hätte negative Auswirkungen auf die Attraktivität der Innenstadt und die Frequenz der Besucher, so Kaminsky. Neben dem Einkaufszentrum Forum auf dem Freiheitsplatz sei der Kaufhof der umsatzstärkste Anbieter in der Innenstadt und ein bedeutender Kun­den­ma­gnet. Etwa zehn Prozent des Einzelhandelsumsatzes in der Innenstadt entfielen auf das Kaufhaus, das die gesamte Ostseite des Neustädter Marktes füllt. Dass die Schließung der Filiale noch abgewendet werden könne, schloss Kaminsky aus.

          Er skizzierte den städtischen Zeitplan für den Immobilienkauf. Noch vor der Sommerpause sollen nach seinen Worten alle Themen und Fragestellungen abgearbeitet sein. Gleich nach der Sommerpause sollen die Pläne in einer Sitzung des Struktur- und Umweltausschusses öffentlich vorgestellt werden.

          Die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung über den Kauf des Kaufhof-Gebäudes durch die städtische Bauprojekt GmbH soll spätestens im September fallen. Das bedeute, dass die Stadt über eine Bürgschaft für die städtische Gesellschaft befinden müsse. Außerdem müsse ein jährlicher Zuschuss beschlossen werden. Denn es sei klar, dass es ohne diesen nicht gehen werde. Umfang und Dauer der Unterstützung seien festzulegen.

          Zukünftige Nutzung der Immobilie noch unklar

          Über die mögliche Höhe eines Kaufpreises sagte Kaminsky nichts. Man werde sich um Fördermittel beim Bund bewerben. In einem Telefonat habe das Bundesbauministerium Unterstützung signalisiert. Gefordert sei auch das Land Hessen. Nordrhein-Westfalen habe schon eine Soforthilfe von fünf Millionen Euro zugesagt für Kommunen, die von den Schließungsplänen betroffen seien. Gemeinsam mit deren hessischen Oberbürgermeistern und Bürgermeistern habe er einen entsprechenden Brief an Wiesbaden geschrieben.

          Der Kauf der Immobilie bedeute nicht, dass die Stadt dort Einzelhandel betreiben werde. Wichtig sei, dass die Stadt, die ein Vorkaufsrecht für alle Innenstadtimmobilien besitze, die Verantwortung übernehme. Zu diskutieren seien verschiedene mögliche Nutzungskonzepte, sagte Kaminsky. Der Plan sehe nach dem Erwerb eine kurzfristige Zwischennutzung vor, danach eine mittelfristige Nutzung vom Jahr 2026 oder 2027 an, bevor die langfristige Nutzung eintrete. „Klar ist, dass die Fläche multifunktional und wandelbar genug ist, um auf die Anforderungen einer sich verändernden Innenstadt angepasst zu werden.“ Zu prüfen seien Miet- und Kaufverträge, die steuerrechtliche Seite müsse beleuchtet und die Finanzierung ausgestaltet werden. Die baufachlichen Themen reichten vom Denkmalschutz über Statik bis zum Brandschutz.

          Die Gründe für die Schließung des Standorts lägen vor allem bei den hohen energetischen Nebenkosten des Gebäudes. Dieses umfasst rund 16.000 Qua­drat­meter, 11.000 Quadratmeter sind Nutzfläche. Eröffnet wurde das Gebäude mit seiner unter Denkmalschutz stehenden Glas-Aluminium-Fassade im Jahr 1957. Die Ölheizung, fehlende Isolierung und mangelnder Wärmeschutz verursachen gerade in Zeiten steigender Energiekosten hohe Ausgaben.

          Lange Arbeitslosigkeit der Beschäftigten soll verhindert werden

          Den rund 50 Mitarbeitern, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden, sicherte Kaminsky Unterstützung zu. Den Um­gang mit den Beschäftigten nannte Kaminsky eine „bodenlose Frechheit“. Wie sich der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzern und sein Eigentümer Signa Holding verhalte, sei inakzeptabel und vordemokratisch. Sein Ansporn und der der Stadt sei es, eine lange Arbeitslosigkeit der Beschäftigten zu verhindern.

          Die Hanauer Marketing Gesellschaft habe auf Nachfrage von 25 Unternehmen ihres Netzwerks 50 freie Stellen gemeldet bekommen, die jetzt am Schwarzen Brett bei Kaufhof hingen. Auch im Unternehmen Stadt könnten sich Möglichkeiten ergeben, etwa im Eigenbetrieb Kindertagesstätten. Das städtische Personalamt habe Bögen zur Stammdaten- und Kompetenzerfassung an den Kaufhof-Betriebsrat geschickt. Es gebe Angebote für zahlreiche Berufsfelder und Fähigkeiten.

          Die emotionale Bedeutung der Kaufhof-Schließung erinnere an den Abzug der Amerikaner aus Hanau im Jahr 2008. Es schließe nicht nur ein Laden, es gehe vielmehr um ein Stück Stadtgeschichte. Seit dem Jahr 1929 gebe es den Kaufhof in Hanau, damals noch als Tietz AG. Auf Druck der Nazis sei das Haus in Kaufhof umbenannt worden, als es an der Nürnberger Straße/Ecke Hirschstraße seinen Standort hatte. Wie die ganze Innenstadt wurde das Gebäude im Krieg zerstört. Im Jahr 1950 eröffnete es wieder am bisherigen Standort. In nur sechs Monaten wurde der Neubau am Markt gebaut und unter großem Interesse der Bevölkerung am 27. November 1957 eröffnet.

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