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F.A.Z.-Leser helfen : Fragen und Farben, Leben und Licht

  • -Aktualisiert am

Leuchtende Kinderaugen: Kinder bei einer Lesung einer Sonntagsgeschichte Bild: Rainer Wohlfahrt

In den Geschichten der Autorin und Illustratorin geht es auf heitere Weise auch um ernste Themen: Kinderbuchmacherin Antje Damm liest die nächsten Sonntagsgeschichten.

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          In diesem Februar hatte Antje Damm schon einmal Frühlingsgefühle! Es war ein herrlicher, klarer Wintertag, sie hatte einen langen Spaziergang mit dem Hund gemacht, und in ihrem Garten zwitscherten die Vögel. Richtig beglückend sei das gewesen, erzählt sie. Über solche Erlebnisse kann Antje Damm ins Schwärmen geraten, denn fast nichts ist ihr wichtiger als ein Leben in und mit der Natur. Das war auch einer der Gründe dafür, dass sie mit ihrer Familie vor vielen Jahren aufs Land gezogen ist, in ein Dorf in der Nähe von Gießen. Das uralte Haus, das sie und ihr Mann kauften, haben sie selbst liebevoll saniert, dort wuchsen ihre vier Kinder bodenständig und naturnah auf.

          Kein Wunder, dass Tiere und Pflanzen, das Leben überhaupt und das Nachdenken über das Leben in Antje Damms Büchern eine Riesenrolle spielen. Ob sie von „Regenwurmtagen“ oder „Käfers Reise“, „Mäuseschmaus“, dem „Wolf und der Fliege“ oder, ganz neu, vom „Füchslein in der Kiste“ erzählt – Tiere sind in vielen ihrer Bücher die Hauptpersonen. Aber alle diese Bücher handeln auch von viel mehr, immer geht es zugleich auf heitere Weise um ernste Themen. Um Freundschaft, ums Essen, um das Sterben oder um Erfahrungen in der Fremde.

          Ein neues Illustrationskonzept

          Um die 30 Kinder- und Bilderbücher hat Antje Damm bisher „gemacht“. Denn sie ist eine „Bilderbuch“-Macherin, weil sie fast alle ihre Werke nicht nur schreibt, sondern auch illustriert. Wobei für sie die Bilder mindestens so wichtig sind wie der Text, oft sogar noch wichtiger. Und das hängt eng damit zusammen, dass sie eigentlich Architektin ist. Bis ihre Kinder geboren wurden, arbeitete sie zehn Jahre lang mit großer Freude in ihrem Beruf, doch das wurde dann schwierig. Durch ihre Kinder kam sie zum Geschichten-Schreiben und durch eine Freundin zu ihrem ersten Verlag. Aus dem privaten Spaß wurde schnell ein toller Erfolg und aus dem Hobby ein neuer Beruf. Heute ist Antje Damm froh darüber, das Schreiben und Illustrieren machen sie glücklich.

          Dass ihr Sinn für Architektur und für Räume wesentlich ist für die Illustrationen in ihren Büchern, muss man aber näher erklären. Denn Antje Damm hat ein neues Illustrationskonzept für sich entwickelt. Irgendwann kam ihr die Idee, Bilder zu bauen: Ein schönes Beispiel für dieses Bilder-Bauen ist ihr Buch „Der Besuch“, für das sie einen internationalen Preis bekam: Die „New York Times“ zählte die englische Ausgabe von „Der Besuch“ im Jahr 2018 zu den zehn am besten illustrierten Kinderbüchern der Welt, die Jury sprach damals von einer „Explosion von Farbe, Licht und Leben“. Das Besondere: Für dieses Bilderbuch baute Antje Damm Räume aus Pappe mit ausgeschnittenen Figuren darin, wie Puppenhäuser aus Karton. Diese Mini-Theaterbühnen hat sie dann bemalt, beleuchtet und für ihr Buch fotografiert. Das ergab sehr eindrucksvolle Szenen, mal sprühend farbig und lebendig, dann wieder geheimnisvoll düster oder auch traurig. Fast unglaublich, wie ausdrucksstark kleine Pappfiguren sein können. Man muss sie gesehen haben, und es ist wunderbar, dass Antje Damm bei ihrer Lesung am nächsten Sonntag genau dieses Buch vorlesen und die Modelle zeigen wird.

          Mit den Büchern Kinder nicht belehren

          Was die Kinderbuchmacherin auf keinen Fall will: Kindern mit ihren schönen Büchern etwas beibringen oder sie belehren. Sie hat keine Botschaft, sondern nur einen Wunsch: dass ihre Bilder die Gedanken und die Phantasie der Betrachter anstupsen, genau hinzuschauen und zu überlegen, was sie mögen oder nicht, was sie bewegt und was sie brauchen. Sie möchte, wie sie sagt, nichts „reinstecken“ in Kinder, sondern eher etwas „rausholen“, sie motivieren miteinander zu reden und sich eine Meinung zu bilden.

          Viele von Antje Damms Büchern stellen Fragen, einige schon im Titel: „Was ist das?“ heißen sie, „Echt wahr?“, „Ist 7 viel?“ oder „Was wird aus uns?“. Das sind keine Wissensfragen, sondern Fragen über das Leben. Die kräftig-bunten Bilder, die Antje Damm dazu malt oder zeichnet, fotografiert oder collagiert, sind so kreativ und anregend, dass auch viele Erwachsene diese Bücher lieben.

          Während Antje Damm jahrelang sehr viel auf Lesereisen war, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Vereinigten Staaten oder in China, war sie im vergangenen Jahr wegen der Pandemie viel zu Hause. Es war eine produktive Zeit für sie, wenn auch nicht immer ganz einfach, weil auch ihr Mann, ein Lehrer, und die Zwillingstöchter im Homeschooling zu Hause arbeiteten. Jetzt freut sich die Schriftstellerin auf den Frühling und den Garten, in dem sie mit Begeisterung arbeitet. Und wenn sie dann doch einmal frustriert ist, weil ihr die Fahrten nach Frankfurt ins Museum fehlen, dann geht sie in den Wald spazieren, isst ein Nutella-Brot (das bekam sie als Kind nie), bastelt kleine Streichholzschachtel-Miniwelten zum Verschenken oder bestellt sich eine neue Handtasche. Denn sie ist nicht nur eine der tollsten deutschen Kinderbuchmacherinnen, sie hat auch einen Handtaschentick.

          Sonntagsgeschichten: Wer, wann, wie

          Antje Damm liest am nächsten Sonntag, 21. Februar, aus ihrem Buch „Der Besuch“. Die Lesung, die wegen der Corona-Pandemie als digitale Live-Veranstaltung stattfindet, beginnt um 15 Uhr und endet gegen 16.30 Uhr. Digitale Zugänge können von sofort an unter der Internetadresse veranstaltungen.faz.net erworben werden.

          Der Teilnahmebeitrag von fünf Euro je Person kommt vollständig der Aktion „F.A.Z.-Leser helfen“ zugute. Damm liest, wie traditionell alle Autoren dieser Reihe, ohne Honorar. Die nötigen Einwahldaten zur digitalen Lesung werden allen Anmeldern rechtzeitig vor der Veranstaltung per E-Mail übermittelt. Am Ende der Lesung freut sich die Autorin auf Fragen der Zuhörer, außerdem werden einige von ihr signierte Bücher verlost. Weiter gehende Fragen zu der Veranstaltung beantwortet Christine Mayer-Simon telefonisch unter 0 69/75 91-12 51.

          Mit der Lesung von Antje Damm endet die aktuelle Reihe der Sonntagsgeschichten. Die Erlöse aus dem Spendenprojekt „F.A.Z.-Leser helfen“ gehen in diesem Jahr an die Stiftung „Starke Bande“, die Familien in schwierigen Lebenssituationen durch aufsuchende, individuelle Psychotherapie unterstützt, und an das Projekt „Lokale, niederschwellige Krisenintervention in Frankfurt“ (LoKI) der Universitätsklinik Frankfurt, das Menschen mit Suizidabsichten hilft.

          Spenden für das Projekt „F.A.Z.-Leser helfen“ bitte wahlweise auf eines dieser Konten:

          Bei der Frankfurter Volksbank

          IBAN DE94 5019 0000 0000 1157 11

          Bei der Frankfurter Sparkasse

          IBAN DE43 5005 0201 0000 9780 00

          Sofern die vollständige Adresse angegeben ist, kann eine Spendenquittung zugeschickt werden. Spenden können steuerlich abgesetzt werden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.faz-leser-helfen.de

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