Situation nicht verbessert : Cannabis-Gesetz in der Kritik
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Franz-Josef Ackermann aus Rodgau dreht sich in seiner Wohnung eine Cannabis-Zigarette. Er ist einer der Wenigen, die zum Eigenverbrauch Cannabis anbauen dürfen. Bild: dpa
Seit März dürfen Ärzte Cannabis-Präparate verschreiben. Doch Betroffene und Experten sind mit dem Gesetz bisher nicht zufrieden. Darunter ein Mann aus Rodgau, der um seine Erlaubnis zum Eigenanbau fürchtet.
Das Gesetz zur Verordnung von Cannabis-Präparaten für schwer kranke Patienten stößt bei Betroffenen und Experten auf Kritik. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, Franjo Grotenhermen, sagte, das im März in Kraft getretene Gesetz habe für viele Patienten bislang nicht zu einer Verbesserung geführt. Sie müssten zunächst einmal einen Kassenarzt finden, der ihnen überhaupt etwas verschreibe. Dann müsse die erste Verordnung für jeden Patienten von den Kassen genehmigt werden, was oft genug verweigert werde.
Ärzten drohe zudem wegen der hohen Kosten für Cannabis ein Regress wegen Überschreitung ihres Budgets, erklärte Grotenhermen. Insgesamt sei der Verwaltungsaufwand für die Mediziner mit Cannabis-Patienten groß, sagte der Arzt. „Da muss die Politik nachbessern.“
Rodgauer fürchtet um Erlaubnis zum Eigenanbau
Seit dem 10. März können Ärzte Cannabis-Präparate verschreiben, wenn alle übrigen Behandlungswege ausgeschöpft sind. Bislang brauchte man dafür eine Sondergenehmigung, die das zuständige Bundesamt nur etwa 1000 Mal vergab.
Im Besitz einer Genehmigung ist auch Frank-Josef Ackerman aus Rodgau. Der 47 Jahre alte Mann ist seit 2008 berufsunfähig und schwerbehindert. Der ehemalige Angestellte des US-Militärs leidet an Polyarthrose, einer unheilbaren Gelenkerkrankung. Nach gerichtlichem Streik darf er auch Cannabis zu Hause anpflanzen und ist einer der wenigen in Deutschland mit einer zusätzlichen Eigenanbaugenehmigung.
Doch Ackermann fürchtet darum, dass ihm die befristete Erlaubnis nicht verlängert wird, weil es nun Cannabis in der Apotheke gibt Außerdem kritisiert er die Qualität des staatlichen Cannabis: „Auf das Cannabis aus der Apotheke umzusteigen, wäre eine schlechte Wahl“. Vielleicht muss er das aber bald.