Maschinenraum des Kalten Krieges
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„Mountain Lodge“: Das ehemalige Casino im Camp King ist inzwischen zu einem Wohnhaus umgebaut worden. Bild: Helmut Fricke
Schuld und Sühne treffen nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Lager des amerikanischen Geheimdienstes zusammen. Der Roman „Ritchie Girl“ lässt die Geschichte des Camp King in Oberursel lebendig werden.
Frankfurt erscheint ihr als Mondlandschaft, „wie ein Mund, aus dem alle Zähne herausgebrochen waren“. Im Gegensatz dazu erinnert das hügelige, mittelalterlich anmutende Städtchen am Taunus mit seinen krummen, fachwerkgeschmückten Gassen an die Häuser einer Modelleisenbahn im Kaufhaus Tietz am Alexanderplatz. So erlebt Paula Bloom, Hauptperson des Romans „Ritchie Girl“ von Andreas Pflüger, ihre erste Begegnung mit Oberursel. 1946, als in Nürnberg gegen die Hauptkriegsverbrecher verhandelt wird, kommt die junge Frau mit dem Women’s Army Corps nach Deutschland. Die Tochter eines amerikanischen Geschäftsmanns und einer deutschen Mutter ist in Berlin aufgewachsen. Als der Vater von SA-Leuten erschlagen wurde, ging sie nach Amerika. Nun soll sie für den Geheimdienst CIC herausfinden, ob ein österreichischer Jude tatsächlich der größte Spion des Zweiten Weltkriegs ist, für den er sich ausgibt.
Die Aufgabe führt Paula in das Camp King in Oberursel, das Zentrum des Romans. Pflüger, der unter anderem die Trilogie um die blinde Polizistin Jenny Aaron und mehrere Tatort-Drehbücher verfasst hat, war deshalb zu einer Lesung nach Oberursel gekommen. Eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft Zeitgeschichte/Camp King, auf deren Erkenntnisse der Autor für sein Buch zurückgegriffen hat. Das Interesse war so groß, dass die Veranstaltung vom Rathaus in die Stadthalle verlegt werden musste.
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