OB-Wahl Darmstadt : Grüne hoffen auf Stimmen von CDU und Volt
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Nur einer kann gewinnen: Hanno Benz (SPD) und Michael Kolmer (Die Grünen) stehen in der Stichwahl. Bild: Marcus Kaufhold
Rot-grüne Stichwahl: Nach dem ersten Wahlgang setzt der Grüne Michael Kolmer darauf, dass Anhänger von CDU und Volt lieber für ihn als den SPD-Kandidaten Hanno Benz stimmen. Entscheidend könnte sein, wie sich die Drittplatzierte positioniert.
Zwei überglückliche Tagessieger und eine erkennbar enttäuschte Drittplatzierte: Die erste Runde der Oberbürgermeisterwahl in Darmstadt war lange Zeit so spannend wie ein Sonntagskrimi. Denn erst gegen Ende der Auszählung gelang es Michael Kolmer (Die Grünen), sich mit 23,7 Prozent zumindest ein klein bisschen vom hartnäckigen Verfolgerfeld abzusetzen und sich den Einzug in die Stichwahl am 2. April zu sichern. Dort wird der 52 Jahre alte Dezernent dann auf den zwei Jahre jüngeren Hanno Benz (SPD) treffen. Mit 20,6 Prozent hat der ehemalige Partei- und Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten das Etappenziel als Zweiter erreicht.
Auf dem undankbaren dritten Platz landete die 51 Jahre alte Kerstin Lau, die als Kandidatin der Wählervereinigung Uffbasse schon zum zweiten Mal bei einer Oberbürgermeisterwahl angetreten ist – und mit fast 19 Prozent Zustimmung am Sonntag einen Achtungserfolg einfahren konnte.
Dass sie selbst es nicht in die Stichwahl geschafft habe, mache sie traurig, sagte Lau später am Abend bei der öffentlichen Wahlparty in der Darmstädter Centralstation. Vor einem Großbildschirm versammelten sich dort zeitweise rund 400 Bürger und alle zehn Kandidaten, die in den vergangenen Wochen ihr Interesse an dem im Juni neu zu besetzenden Posten des Oberbürgermeisters bekundet hatten. Freude empfinde sie angesichts ihres Ergebnisses schon, sagte Lau.
Immerhin sei sie bis auf 914 Stimmen an Benz herangekommen. „Ich hätte richtig Lust auf das Amt gehabt“, versicherte die Stadtverordnete, die seit bald 20 Jahren ehrenamtlich Rathausarbeit macht. Zumal dann endlich auch mal eine Frau in Darmstadt an der Spitze gestanden hätte. Ob Uffbasse eine Empfehlung für die Stichwahl in 14 Tagen abgebe, müsse erst noch beraten werden.
Kolmer setzt weiter auf soziale und ökologische Themen
Zumindest an diesem Punkt ist der gleichfalls unterlegene Viertplatzierte schon weiter. Der 32 Jahre alte Paul Georg Wandrey, der als Repräsentant der CDU gut 10.000 Bürger – das entspricht 18,2 Prozent – für sich begeistern konnte, wusste am Sonntagabend bereits, wo er in zwei Wochen sein Kreuz machen will: Er werde Kolmer in der Stichwahl die Stimme geben. Inwieweit das dann auch für andere Unionsanhänger gelten möge, vermochte der Baudezernent der Stadt allerdings ad hoc nicht vorauszusagen.
Wobei es seinem grünen Amtskollegen Kolmer, der aktuell als „Superdezernent“ für Klimaschutz, Umwelt, Planung und Mobilität zuständig ist, vermutlich ja bereits helfen dürfte, dass es in der Stichwahl nun gegen einen Roten geht. Denn im Idealfall werden die Anhänger von CDU und Volt, die gemeinsam mit den Grünen das Rathausbündnis bilden, womöglich doch eher für Kolmer als für den Genossen Benz stimmen. Das zumindest ist die Hoffnung derjenigen, die sich auch für die nächsten sechs Jahre eine grüne Spitzenkraft im Rathaus wünschen.
Recht gelassen kommentierte derweil der ein bisschen abgeschlagen auf Platz fünf gelandete Volt-Kandidat Holger Klötzner sein Ergebnis: Mit den erreichten 8,7 Prozent sei er zufrieden, weil Volt mehr Stimmen als bei der Kommunalwahl bekommen habe, sagte der Wirtschaftsinformatiker, der seit 2021 als hauptamtlicher Stadtrat in Darmstadt unter anderem für Digitalisierung, Schule und Datenschutz die Verantwortung trägt.
„Wir haben das kollegial hinbekommen. Das zeigt die Stärke der Koalition“, ließ Kolmer die Zuhörer in der Centralstation wissen, nachdem das Rennen kurz vor 20 Uhr gelaufen war und die Ergebnisse aller 154 Stimmbezirke auf dem Großbildschirm präsentiert wurden. „Ihr seid die Allerbesten“, sagte Kolmer in Richtung seines Wahlkampfteams, das wie er selbst in den nächsten beiden Wochen noch einmal alles geben müsse und werde, um die Stichwahl zu gewinnen. Dabei wolle er weiterhin auf soziale und ökologische Themen setzen.