Neubau der Salzbachtalbrücke : Verkehrsfreigabe zu Weihnachten?
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In der Schwebe: Das letzte Teilstück der Autobahnbrücke wird in Position gebracht. Bild: Marcus Kaufhold
Der Neubau der gesprengten Salzbachtalbrücke kommt voran. Noch vor Weihnachten könnte der Verkehr auf der Wiesbadener Autobahnbrücke wieder fließen.
Der Neubau der im November 2021 gesprengten Wiesbadener Autobahnbrücke (A 66) überspannt seit Dienstag in voller Länge das Salzbachtal. Am Vormittag erreichte der leuchtend rote, rund 30 Meter lange und 90 Tonnen schwere Vorschubschnabel das westliche Widerlager. Die bundeseigene Autobahn GmbH ist inzwischen optimistisch, dass die Südhälfte des Neubaus noch vor Weihnachten für den Verkehr freigegeben werden kann. Denn der milde Winter hat gute Baufortschritte ermöglicht, sodass die Ingenieure in ihrer Planung inzwischen ein Zeitpolster stehen haben.
Der für das Brückenprojekt verantwortliche Ingenieur, Matthias Achauer, sprach von einem Meilenstein. Anlässlich des offiziellen Brückenschlags, dem Pendant der Brückenbauer zum Richtfest der Hochbauer, lobte auch Gero Marzahn als Vertreter des Berliner Bundesverkehrsministeriums die seit Baubeginn erzielten Fortschritte. Der für den Brückenbau in Deutschland zuständige Referatsleiter im Ministerium zeigte sich zuversichtlich, dass die neue Salzbachtalbrücke nicht nur im Zeitplan bleiben wird, sondern dass auch das Budget von 150 Millionen Euro eingehalten werden kann.
Erst Anfang Februar hatte das Bauwerk den dritten und letzten der neu gebauten Brückenpfeiler erreicht. Nun ist mit dem vierten Verschub, der eigentlich ein hydraulisches Ziehen mit schweren Stahlseilen ist, die rund 300 Meter lange Lücke der Autobahn 66 zwischen den beiden Wiesbadener Anschlussstellen Mainzer Straße und Biebrich geschlossen, und die Arbeiter können mit Unterbau und Belag der Fahrstreifen beginnen.
Südbrücke soll bis Jahresende jeweils zweispurig befahrbar sein
Laut Marzahn hat sich das innovative „Taktschiebeverfahren“ für den Bau sehr bewährt. Insgesamt wurden am Dienstag 3500 Tonnen Stahlbauteile über das Salzbachtal gezogen. Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, sprach von erfreulich schnellen Fortschritten bei dem Großprojekt. Für die neu konzipierte Entwässerung der Brücke war der Bau von insgesamt drei Regenrückhaltebecken notwendig.
Der rote Vorbauschnabel wird in den nächsten Tagen demontiert und zurück zum östlichen Widerlager transportiert, um von dort aus die Prozedur für den Neubau der Nordbrücke zu wiederholen. Denn während die Fertigstellung der Südbrücke nun in die nächste Phase geht, geht es mit Stahlrohbau für die Nordbrücke nahtlos weiter. Dazu wird zunächst die Montagegrube für die Vorfertigung der insgesamt vier Brückensegmente, der sogenannte Taktkeller, von der südlichen auf die nördliche Seite des Widerlagers verlegt. Der Plan der Autobahn GmbH sieht unverändert vor, dass die Nordbrücke bis zum Sommer 2025 fertiggestellt und dann für den Verkehr in Richtung Rheingau freigegeben werden kann.
Die Nordbrücke wird 324 Meter lang werden und eine maximale Spannweite von 90 Metern haben, die zuerst fertige Südbrücke wird eine Länge von 314 Metern und eine maximale Spannweite von 85 Metern haben. Die Südbrücke wird nach ihrer Fertigstellung zum Jahresende in der Lage sein, analog zum Verfahren beim zweigeteilten Neubau der Schiersteiner Brücke den Verkehr zweispurig in jeder Fahrtrichtung aufzunehmen. Sind beide Brückenbauwerke in gut zwei Jahren vollendet, stehen jeweils drei Spuren für täglich rund 80.000 Fahrzeuge zur Verfügung.
Umfahrungen durch die Stadt werden aufrechterhalten
Bis zu diesem Zeitpunkt wird Wiesbaden die provisorischen Verkehrsführungen durch die Stadt, wie sie nach der Havarie der schon maroden Brücke im Juni 2021 eingerichtet wurden, aufrechterhalten. Erst nach der Verkehrsfreigabe beider Brückenbauwerke, so Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Die Grünen), werde entschieden, welche Verkehrsführungen die Landeshauptstadt dauerhaft bewahren werde und welche nicht.
Schon jetzt kündigte Kowol ein Fest für die Bürger anlässlich der Verkehrsfreigabe der Südbrücke an, weil dann das Wiesbadener Straßennetz nicht mehr mit dem überregionalen Verkehr belastet werde. Danach müssten mehrere Wiesbadener Straßenzüge saniert werden, weil sie unter dem Umgehungsverkehr stark gelitten hätten. Nicht jedoch die Kasteler Straße, die von vorneherein auf eine hohe Lastwagenfrequenz ausgelegt worden sei und die hohe Belastung bislang gut ausgehalten habe. Anders sehe es beispielsweise in der Biebricher Allee und auf dem zweiten Ring aus. Auch Kowol lobt die Fortschritte beim Neubau, nachdem die „Anlaufschwierigkeiten“ überwunden worden seien.
Neubau verläuft reibungslos
Wie berichtet, hatte es nach der Havarie der Südbrücke und der vorsorglichen Sperrung beider Brückenbauwerke Ende Juni 2021 gut fünf Monate gedauert, ehe die Brücke unter Einsatz von 220 Kilogramm Semtex-Sprengstoff niedergelegt worden war. Zum Jahresende 2021 hatte dann wenigstens der vom Verkehr weitgehend abgehängte Hauptbahnhof wieder in Betrieb genommen und die Mainzer Straße als südliche Einfallstraße wieder geöffnet werden können.
Im September 2022 war aus der Montagegrube das erste der vorgefertigten Brückenelemente bis zum ersten Pfeiler geschoben worden. Seither läuft der Neubau anscheinend reibungslos. Die andauernde Unterbrechung der Autobahn A 66 beschert der Landeshauptstadt jedoch ein enorm hohes Verkehrsaufkommen und tägliche Staus. Daher müssen politisch erwünschte oder schon beschlossene Änderungen im Verkehrsnetz der Landeshauptstadt noch zurückstehen.