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Milliardenprojekt geplant : Ein Silicon Valley für die Wetterau

  • -Aktualisiert am

Die Bagger rollen schon im Quellenpark: Die Stadt Bad Vilbel lässt Versorgungsleitungen im Neubaugebiet verlegen. Bild: Frank Röth

Silicon Valley - das klingt nach Ideen, Träumen und großen Innovationen. Was in Kalifornien funktioniert, will ein Unternehmer nun auch in Europa realisieren - im beschaulichen Bad Vilbel.

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          An großen Ansiedlungsplänen für den Bad Vilbeler „Quellenpark“ hat es in den vergangenen sechs Jahren nicht gemangelt. Doch die bisherigen Ideen für eine der größten Baulandreserven der Region werden nun – zumindest verbal – von einer Ankündigung des Bad Homburger Unternehmers Jörg-Peter Schultheis noch übertroffen. Der 50 Jahre alte Geschäftsmann will bis 2019 im „Quellenpark“ einen Campus für Start-up-Unternehmen, also für Unternehmensneugründungen, etablieren.

          Die Bebauung eines rund 28 Hektar großen Areals östlich der Bundesstraße 3 und westlich der Main-Weser-Bahnlinie vermarktet Schultheis unter der nicht gerade bescheidenen Bezeichnung „Silicon Valley of Europe“.

          Kosten von einer Milliarde noch nicht geklärt

          Schultheis ist nach eigenen Angaben seit mehr als anderthalb Jahrzehnten als Unternehmensentwickler und in der Personalführung tätig. Der frühere Gründer eines Marketing- und Kommunikationsunternehmens, der in Oberursel ein Friseurgeschäft betreibt und auch Geschäftsführer der Gesellschaft „Rette Deine Welt Produkte“ ist, gab im Gespräch allerdings zu, dass die Finanzierung des Projekts in Höhe von etwa einer Milliarde Euro noch nicht gesichert ist. Er zeigte sich aber zuversichtlich, das Geld durch Investoren und Bankkredite aufbringen zu können. Mit welchen Unternehmen er in Verhandlungen steht, wollte Schultheis nicht sagen. Er verglich das Projekt mit den Unternehmenssitzen der Internetfirmen Facebook und Google in Kalifornien.

          Der in Bad Vilbel für die städtischen Immobiliengeschäfte zuständige Stadtrat Klaus Minkel (CDU) sagte auf Anfrage, er habe sich seit einem Jahr mehrmals mit dem Geschäftsmann getroffen. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) nahm zweimal an den Treffen teil. Minkel sagte, bis Ende März habe Schultheis Zeit, ein Finanzierungskonzept vorzulegen. Allerdings seien die Grundstücke nicht – wie für das Ende 2013 gescheiterte Chinapark-Projekt – reserviert worden. Dass er die städtischen Gremien bisher nicht informiert habe, begründete Minkel mit einer Verschwiegenheitserklärung. Ihn wundere, dass Schultheis die Pläne nun selbst öffentlich gemacht habe.

          Frühere Projekte scheiterten

          Stöhr bezeichnete die Idee, mit Medien- und IT-Firmen Arbeitsplätze zu schaffen und Unternehmensgründungen zu ermöglichen, als interessant. Entscheidend sei, ob ein ausgearbeitetes Konzept dahinterstehe und eine schlüssige Finanzierung vorgelegt werden könne. Sollten beurteilungsfähige und ausgereifte Unterlagen eingereicht, werde er das Projekt den städtischen Gremien vorstellen, um darüber öffentlich diskutieren zu können.

          Es wäre nicht aber das erste gescheiterte „Quellenpark“-Projekt: Schon im Frühsommer 2009 hatte die Brauerei Radeberger angekündigt, ihren Standort in Frankfurt aufzugeben und sich in Bad Vilbel anzusiedeln. Über den Kauf der Baufläche hatte sich Radeberger schon mit der Stadt geeinigt. Jedoch machte die Brauerei später einen Rückzieher und verzichtete auf das Neubauvorhaben wegen der Folgen der Wirtschaftskrise. Seit 2010 will die Firma Segmüller auf jenem Grundstück ein großes Einrichtungshaus errichten. Doch die Stadt streitet sich seit Jahren mit den regionalen Gremien über die Größe des sogenannten Randsortiments, das in dem Möbelmarkt angeboten werden darf. Bis heute liegt das Areal brach.

          2013 scheiterte der Plan, auf den Flächen, auf dem nun zum Teil das „Silicon Valley“ entstehen soll, ein großes chinesisches Handelszentrum zu etablieren. Die Chinesen begründeten das Scheitern des Projekts mit Schwierigkeiten bei der Konvertierbarkeit der chinesischen Währung in Euro. Allerdings verkaufte die Stadt im vorigen Jahr nördlich und südlich der Umgehungsstraße mehr als sieben Hektar Wohnbauflächen für rund 51 Millionen Euro an den Idsteiner Bauunternehmer Dietmar Bücher und an zwei Baufirmen. Ende März soll sich jetzt herausstellen, ob die Vision vom europäischen „Silicon Valley“ Realität oder ein Flop wird.

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