Mehrheit gegen neue Fabrik : Keine Kohle aus dem Taunuswald
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Naturprodukt: Holzkohle Bild: obs
Die Pläne zum Bau einer Holzkohlefabrik in Heidenrod haben sich erledigt. Eine große Mehrheit hat sich dagegen ausgesprochen. „Es ist uns nicht gelungen, das komplexe Thema ausreichend zu erklären“, meint der Rathauschef.
Das war deutlich: In der etwa 8000 Einwohner zählenden Taunusgemeinde Heidenrod wird auf absehbare Zeit keine Fabrik entstehen, in der Holzkohle produziert wird. Mit 72,2 Prozent hatten die Bürger den Bau der Holzkohlefabrik am Sonntag abgelehnt. Dieser klaren Entscheidung war ein monatelanger Streit vorausgegangen. Umweltschützer und Anwohner hatten gegen das Projekt mobil gemacht, weil sie sowohl Schäden in der Natur als auch eine erhebliche Zunahme des Schwerlastverkehrs befürchteten.
Bürgermeister Volker Diefenbach (SPD), der im Verlauf der heftigen Diskussionen selbst stark in die Kritik geriet, hatte fünf Informationsveranstaltungen organisiert, um die Gegner von seinen Plänen zu überzeugen. Die Anwohner kritisierten, dass ihnen während der Veranstaltungen zu wenig Redezeit eingeräumt wurde und keine unabhängigen Experten zugelassen waren.
„Nicht gelungen, Thema ausreichend zu erklären“
„Das Ergebnis ist eindeutig, das Verfahren zur Ansiedlung des Unternehmens wird eingestellt“, stellte Diefenbach am Montag klar. „Es ist uns nicht gelungen, das komplexe Thema ausreichend zu erklären“, führte er als einen der Gründe für die Ablehnung an. Zudem sei es nicht möglich gewesen, den Bürgern zu verdeutlichen, dass die Holznutzung durchaus positiv sein könne, auch wenn der Wald durch Trockenheit und Hitze geschädigt sei. „Wir haben sehr sachlich und sehr umfassend informiert“, sagte Diefenbach.
Eine Lehre aus dem Verfahren sei, dass Bürgerentscheide bei einer hohen Komplexität des Sachverhaltes zweifelhaft seien. Trotzdem halte er Bürgerentscheide für das geeignete Mittel, weil diese gelebte Demokratie darstellen. „Es wusste vom ersten Tag an jeder um den Sachverhalt Bescheid“, reagierte Diefenbach auf Vorwürfe, er habe nicht transparent agiert. Persönliche Konsequenzen aus dem Ausgang des Bürgerentscheids werde er nicht ziehen.
Strom als Nebenprodukt
Im Mai dieses Jahres war der Erste Beigeordnete der Gemeinde, Wilfried Herborn, von seinen Ämtern zurückgetreten, weil er nicht einer Meinung mit Diefenbach war. Der Sozialdemokrat Herborn sah das Vertrauensverhältnis zum SPD-Bürgermeister beschädigt und fürchtete Umweltschäden, sollte die Holzkohlefabrik kommen. Damit stand er nicht alleine, denn immer wieder demonstrierten die Gegner des Vorhabens, zum Teil in gelben Westen, gegen die Pläne von Carbonex. Das französische Familienunternehmen wollte auf einem etwa 17 Hektar großen Gelände unweit des Ortsteils Huppert eine Fabrik errichten, in der Holzkohle CO2-neutral produziert werden sollte.
Laut den Plänen der Geschäftsführung sollte als Nebenprodukt entstandener Strom zudem in das öffentliche Netz eingespeist werden, so dass insgesamt und global eine Senkung von Kohlendioxid-Emissionen von rund 220.000 Tonnen jährlich in Aussicht gestellt wurde. Auf diese Zahl kam die Geschäftsführung deshalb, weil sie unterstellte, dass weniger Holzkohle aus schädlicher und nicht nachhaltiger Produktion gekauft werde, wenn die Kunden Carbonex-Holzkohle kaufen würden.