Landgericht Wiesbaden : Stieftochter misshandelt und gequält
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Bestreitet bisher die Taten vor dem Landgericht: Ein Mann soll seine Stieftochter missbraucht haben. Bild: dpa
Ein Mann muss sich vor dem Landgericht verantworten, weil er seiner lernbehinderten Stieftochter fürchterliche Qualen zugetan haben soll. Bisher bestreitet der Angeklagte jegliche Vorwürfe.
Am Landgericht hat am Montag der Prozess gegen einen Mann begonnen, der seine lernbehinderte Stieftochter gequält und misshandelt haben soll, wenn sie sich angeblich falsch verhalten hatte oder seine Ansprüche an ihre schulische Leistung nicht erfüllte. Vier Verhandlungstage hat das Gericht angesetzt, um herauszufinden, was 2017 und 2018 in der Familie geschah und dazu führte, dass das mittlerweile zwölf Jahre alte Mädchen nun in einem Heim lebt.

Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.
Stellt sich als wahr heraus, was die Staatsanwaltschaft dem Stiefvater vorwirft, musste das Kind fürchterliche Qualen erdulden: Von Schlägen und Tritten ist in der Anklageschrift die Rede und von regelmäßigen Bestrafungsaktionen, bei denen das Mädchen vor der Wohnungstür stehen oder knien musste. Wiederholt soll der Stiefvater gedroht haben, es komme ins Kinderheim, einmal soll er es zum Kofferpacken gezwungen haben. 2018 riefen die Nachbarn die Polizei, weil sie laute Schreie hörten. Erstmals schritt an diesem Tag das Jugendamt ein. Abends kehrte das Kind jedoch zurück – die Strafaktion folgte prompt, so steht es jedenfalls in der Anklageschrift: Das Mädchen musste sich vor die Heizung knien und eine benutzte Windel ihrer jüngeren Schwester in den Mund nehmen.
Der Angeklagte bestritt am Montag den Großteil der Vorwürfe. Weder habe er das Kind gezwungen, eine Windel in den Mund zu nehmen, noch sei er je gewalttätig geworden. Die von Ärzten festgestellten zahlreichen, auch älteren Verletzungen erklärt er mit Mobbing und Schlägen in der Schule. Allein das Knien vor Wänden gestand er ein: Dies sei seine Erziehungsmethode. Dass das Kind eine Lernschwäche hat, glaubt er nicht. „Sie ist ein kluges Kind, sie hat nur keine Lust zu lernen“, sagte er. „Sie spielt gern etwas vor, wenn sie merkt, dass etwas zu schwer ist.“ Er habe dies zu ihrem eigenen Wohl nicht akzeptieren wollen. Nun ist er der Meinung, dass die Zwölfjährige lügt, um ihn zu bestrafen.
Für die Vernehmung des Kindes schloss das Gericht Zuhörer aus. Der Prozess wird fortgesetzt.