Kronia-Quelle : Ein Sanierungsfall für den Sprudelriesen
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Werden künftig unter der Führung von Hassia vertrieben: Wässer der Kronia-Quelle in Bad Vilbel Bild: Rainer Wohlfahrt
Einst gab es mehr als 20 eigenständige Mineralbrunnen in Bad Vilbel. Nach dem Erwerb der Kronia Quelle bleibt nun Hassia übrig. Der Branchenriese weist aber von sich, grundsätzlich auf Einkaufstour zu sein.
Nun ist es nur noch einer. Die Wetterau mit Bad Vilbel als Brunnenhauptstadt bleibt ein Sprudelzentrum in Hessen mit einer Vielzahl von Wässern – doch mit der Vielzahl der selbständigen Betriebe wird es von September an vorbei sein. Die Hassia Mineralquellen verleiben sich die Kronia Quelle ein, den einzig verbliebenen Nachbarn. Der Platzhirsch in der Wetterau, die nach dem Zweiten Weltkrieg noch mehr als 20 konzernunabhängige Brunnenbetriebe zählte, wird mithin fortan allein die Brunnentradition pflegen. Allerdings droht Kronia nicht das gleiche Schicksal wie der 2008 versiegten Astra-Quelle oder dem Konkurrenten Bad Nauheimer aus Friedberg-Dorheim, der Ende Mai den Betrieb einstellte, nachdem er einen Großkunden verloren hatte. Hassia will die Kronia Quelle als eigenständigen Betrieb weiterführen – Liebhaber der Marken Kronia, K 3, Mönchsbrunnen und Riedquelle müssen also nicht auf ihre bevorzugten Wässer verzichten.

Wirtschaftsredakteur und Internetkoordinator in der Rhein-Main-Zeitung.
Der Bad Vilbeler Branchenriese verfügt über reichlich Erfahrung mit Übernahmen. Nach der Fusion mit Luisen-Brunnen Anfang der achtziger Jahre und neuen Engagements im Osten der Republik erwarb Hassia 1997 zuerst den Wilhelmsthaler Mineralbrunnen in Nordhessen und die Kelterei Rapp’s in Karben. Kurz darauf folgten die Bad Vilbeler Hessen-Quelle mit den Marken Bizzl und Bad Vilbeler Ur-Quelle und zu Beginn dieses Jahrzehnts der Rosbacher Brunnen. Anschließend ließ sich Hassia fünf Jahre Zeit, bis das Unternehmen mit den geschäftsführenden Gesellschaftern Günter und Dirk Hinkel sowie Peter Ochs an der Spitze mehrere ostdeutsche Marken des Brau-und-Brunnen-Konzerns übernahm. 2008 schließlich kaufte das Unternehmen die restlichen Anteile an der Kelterei Höhl in Maintal-Hochstadt, die bis dahin nur eine Minderheitsbeteilung der Bad Vilbeler war.
Verluste in sechsstelliger Höhe
Hassia weist indes von sich, grundsätzlich auf Einkaufstour zu sein. Mancher sage dem Unternehmen ein solches Ansinnen zwar nach, doch erwerbe man die Kronia-Quelle nicht auf eigene Initiative hin. Vielmehr ist, wie Hassia-Marketingchef Ullrich Schweitzer sagt, die bisherige Eigentümerfamilie des Mitbewerbers auf den Branchenriesen zugegangen. „Wir pflegen zu unseren Nachbarn ein freundschaftliches Verhältnis, da waren wir auch der erste Ansprechpartner für die Familie Saur“ – für die Konkurrenz also, die mit ihrem Betrieb in letzter Zeit zu kämpfen hatte. In den vergangenen sechs Jahren erwirtschaftete die Kronia Quelle im Tagesgeschäft rote Zahlen.
Für 2007 wies das Unternehmen einen Verlust von 101.000 Euro aus, bei einem Umsatz von 6,75 Millionen Euro. Im Jahr darauf fiel ein Fehlbetrag in ähnlicher Höhe an, zudem wies die Kronia-Quelle Verbindlichkeiten in Höhe von gut zwei Millionen Euro aus. Der Verlustvortrag summierte sich auf gut 284 000 Euro. Zum Vergleich: Die Hassia-Gruppe meldete für 2008 einen Umsatz von 236 Millionen Euro und einen Gewinn von knapp 7,4 Millionen Euro. Geschäftszahlen für das vergangene Jahr liegen von beiden Unternehmen bisher nicht öffentlich vor.
Talfahrt beim Sprudelabsatz
Wie die Geschäfte laufen, wollte Kronia-Juniorchef Christian Saur im April nicht sagen. Auf die Frage, ob es den Abfüller auch in Zukunft weiter geben werde, hob er jedoch hervor: „Auf jeden Fall.“ Ob er sich seinerzeit vorstellen konnte, dass dieses Unternehmen unter anderer Führung fortbestehen werde, sei dahingestellt. Die Kronia-Quelle verweist für weitere Stellungnahmen auf Schweitzer. Klar ist indes, dass Kronia mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte ehedem die Astra-Quelle. Außer dem Preisdruck durch die Discounter erschwerte den Hang der Verbraucher, mehr Plastik- und weniger Glasflaschen zu kaufen, dem Abfüller zunehmend das Geschäft.
Im Fall Kronia führte dies nach Angaben der designierten Muttergesellschaft fast zu einer Halbierung des Absatzes innerhalb von sechs Jahren. Angesichts dessen stellt sich die Frage, weshalb Hassia den schwächelnden Konkurrenten übernimmt, zumal Kronia beim Handel schon seit geraumer Zeit keine höheren Preise für seine Wässer durchsetzen konnte. Der Marketingchef verweist auf die Sanierungserfolge der Vergangenheit. So habe Hassia nach der Übernahme der Marken von Brau und Brunnen bewiesen, marode Betriebe in eine gute Zukunft führen zu können. Wenn dies nicht gelang, so wie im Fall der Wassermarke Margon, wurde der angestammte Abfüllbetrieb geschlossen; die Marke besteht gleichwohl weiter.
Musterbeispiel Rosbacher
Schweitzer dient nicht zuletzt Rosbacher als Musterbeispiel. Anfang des Jahrzehnts befand sich die Marke „im freien Fall“, wie er sagt – doch hat Hassia als Nummer vier der Sprudelbranche, die Konkurrenten wie Nestlé Water in Deutschland und Gerolsteiner hinter sich lässt, Rosbacher als Premiumwasser und seit 2006 mit Werbepartner Michael Schumacher auch als Sportlergetränk positioniert.
Zwar kommt der Autorennfahrer den Brunnen nicht so teuer zu stehen, wie so mancher Laie vielleicht mutmaßt, wie Schweitzer sagt. Allerdings muss die Marke die Werbekosten selbst einspielen. Denn Hassia subventioniert seine Marke laut Marketingchef nicht quer. Mithin wird sich auch Kronia unter neuer Führung einmal selbst tragen müssen.