Scheidender TU-Kanzler Efinger : „Geld für Bauvorhaben reicht nicht, um an der Spitze mitzuspielen“
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Vom Kanzler zum Campusführer: Manfred Efinger. Bild: Frank Röth
Manfred Efinger, Kanzler der TU Darmstadt, geht nach 15 Jahren in den Ruhestand. Er lobt die Autonomie der Hochschule – und hat doch einige kritische Anmerkungen.
Der Sieben-Jahre-Mann ist schließlich doch 15 Jahre geblieben. Sieben Jahre hatte Manfred Efinger im rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministerium gearbeitet, etwa ebenso lange war er zuvor Dezernatsleiter an der Uni Koblenz-Landau gewesen. Und als sich Efinger 2008 als Kanzler an der TU Darmstadt bewarb, hatte er gesagt: „Ich bin jemand, der nach gewisser Zeit neue Aufgaben angeht.“
Efinger hat der südhessischen Hochschule dann aber deutlich länger die Treue gehalten, als seine damaligen Worte vermuten ließen: Zweimal ist seine Amtszeit um sechs Jahre verlängert worden, er hätte die Uni-Verwaltung noch bis Mai 2026 leiten können, doch Ende März scheidet er mit 64 Jahren gesundheitsbedingt aus dem Dienst. Damit bricht er zwar nicht den Rekord seines Vorgängers Hanns Seidler, der es auf 22 Kanzlerjahre brachte, aber es gibt in den hessischen Hochschulen nicht viele Präsidiumsmitglieder mit ähnlich viel Führungserfahrung wie Efinger.
Dass er seinen früheren Wechselrhythmus nicht beibehalten hat, begründet der promovierte Politologe und Germanist zum einen mit dem guten Arbeitsklima an der TU, zum zweiten mit der altersbedingten Dämpfung des Wandertriebs („Mit Ende 50 wollte ich dann auch nicht mehr wechseln“) – und zum dritten mit der Größe der Herausforderung. Denn schon seit 2005 genießt die Technische Universität unter den hessischen Hochschulen einen Sonderstatus: Per Gesetz wurde ihr weitgehende Personalhoheit und große Selbständigkeit in Bauangelegenheiten zugestanden; seit 2015 besitzt sie zudem die Dienstherreneigenschaft, die es ihr unter anderem ermöglicht, eigene Tarifverträge auszuhandeln. Das alles bedeutet einen erheblichen Machtzuwachs für die Uni-Leitung, also auch für den Kanzler.
„Ich konnte sehr viel gestalten“
Efinger ist überzeugt: „Ich konnte sehr viel gestalten.“ Seine schriftliche Leistungsbilanz umfasst eine lange Reihe von Bauprojekten, die er mitbetreut hat, darunter der Neubau der Bibliothek in der Stadtmitte für knapp 74 Millionen Euro, Forschungsbauten an mehreren Standorten, das Hörsaal- und Medienzentrum auf der Lichtwiese sowie der erste Bauabschnitt der Sanierung des Chemiekomplexes. Insgesamt seien seit 2009 mehr als 700 Millionen Euro verbaut worden. Weitere Großvorhaben wie die Sanierung des von der TU genutzten Schlosses in der Innenstadt sind im Gange oder in Planung. „Ohne die Autonomie wäre diese Bilanz, auf die ich stolz bin, nicht möglich gewesen“, sagt der Kanzler.
Vollends zufrieden ist der gebürtige Schwabe mit dem Erreichten dennoch nicht, und das hat mit Geld zu tun. Genauer gesagt, mit fehlendem Geld. Im Autonomiegesetz ist festgeschrieben, dass die TU für Bauarbeiten und Geräteinvestitionen jährlich 22,5 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt erhält. Davon stehen laut Efinger 20 Millionen für reine Bauaufgaben zur Verfügung. Zu wenig nach seiner Ansicht, um den enormen Sanierungsstau abzubauen, den er zu Beginn seiner Amtszeit vorgefunden habe.
Sanierungsstau mit vorhandener Finanzierung nicht aufzulösen
„Mit dieser finanziellen Ausstattung kann man nicht in den Spitzenrängen mitspielen.“ Nötig wären 40 Millionen Euro im Jahr, findet der Verwaltungschef. Bisher habe die TU manche Vorhaben mit Zuschüssen aus dem Bund-Länder-Programm „Hochschulpakt 2020“ verwirklichen können, etwa den Rückbau von dezentralen Bibliotheksräumen zu Hörsälen. Mit dem Nachfolgeprogramm des Hochschulpakts, dem „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“, seien solche Finanzierungen nur sehr eingeschränkt möglich.
Ein „großer Wermutstropfen“ ist für Efinger auch, dass das Land nicht bereit gewesen sei, Mehrkosten der TU für die Beschäftigung von Professoren als Angestellte zu tragen. Ursprünglich habe das Autonomiegesetz diesen Status für neu berufene, noch nicht verbeamtete Hochschullehrer vorgesehen. Tatsächlich habe die Universität ungefähr 50 Professoren auf dieser Grundlage eingestellt, doch statt der TU die damit verbundenen Mehrausgaben zu erstatten, habe das Land den erwähnten Passus bei der Novelle des Gesetzes einfach gestrichen.
Von solchen Misshelligkeiten abgesehen, ist Efinger mit seinen Wirken an der TU Darmstadt im Reinen. Er wird ihr im Übrigen nicht für immer den Rücken kehren, auch wenn er von April an wieder mehr Zeit in seinem Wohnort Mainz verbringen möchte. Neben der Arbeit an einem Ausstellungskatalog für das Kunstforum Darmstadt und seinem Engagement für die Hilfsorganisation Oxfam hat er sich für den nicht ganz so ruhigen Ruhestand noch etwas vorgenommen: Er möchte Campusführungen anbieten.