Hochschule Fresenius : Geschäftsführer im Studium
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Loftig: Maximilian Faust leitet die Start-up-Zentren der Hochschule Fresenius. Bild: Samira Schulz
Die Hochschule Fresenius weitet ihre Unterstützung für Start-ups aus. Dabei helfen auch zwei neue Gründerzentren. Die sogenannten Pionier-Labs bieten ein strukturiertes Förderkonzept an.
Dauerstress für Ärzte – nicht weil sie Menschenleben retten, sondern weil die Buchhaltung Zeit und Ressourcen verschlingt. Das sollte es eigentlich nicht geben, hat sich der Taunussteiner Uli Kaulfuß gedacht und die Systolics GmbH gegründet. Mit Hilfe einer neuentwickelten Software möchte er niedergelassene Mediziner von aufwendigen bürokratischen und kaufmännischen Tätigkeiten entlasten.
Die Gesellschaft ist sozusagen in der heißen Phase ihrer Gründung und arbeitet mit den ersten Kunden und Partnern zusammen. Anfang dieses Jahres soll das Geschäft ausgeweitet werden; die Software wurde vor etwa acht Monaten entwickelt. Dass die Unternehmensgründung so fix über die Bühne geht, hat der Unternehmer auch dem Accelerator- (Beschleunigungs-)Programm der Hochschule Fresenius zu verdanken.
Der 29 Jahre alte Kaulfuß stammt aus einem Medizinerhaushalt und ist mit den Herausforderungen für Ärzte gut vertraut. „Ärzte sind auch Unternehmer und ihre betriebswirtschaftlichen Prozesse laufen teilweise noch sehr analog ab“, sagt Kaulfuß im Gespräch. Daher hat das Start-up eine Cloud-Software für ein betriebswirtschaftliches Managementsystem entwickelt, um die Abläufe zu automatisieren. „Wir sind aufgrund des Accelerator-Programms auf die Hochschule Fresenius aufmerksam geworden, haben uns einfach beworben und sind glücklich, teilnehmen zu dürfen“, freut sich der Gründer.
Ein strukturiertes Förderkonzept
Seit 2016 unterstützt die private Hochschule mit ihrem „Competence Center Entrepreneurship“ gezielt Gründer und hat ihr Programm mittlerweile in „Pioneer Lab“ umgetauft. „Wir bespielen im Prinzip zwei Welten“, sagt Maximilian Faust, Leiter der Pionier-Zentren, und ergänzt: „Mit eigenen Studiengängen sind wir auf der akademischen Seite in unserem Kerngeschäft aktiv, und wir bieten mit unseren Pioneer Labs das gesamte Zusatzangebot an, um Gründern optimale Rahmenbedingungen zu liefern, damit diese sich entfalten können.“
In der Summe geht es um ein ganzheitliches und strukturiertes Förderkonzept, das von den vier Säulen Netzwerken, Infrastruktur, Coaching und Events getragen wird. Dafür hat die Hochschule den prägnanten Namen „Nice-Konzept“ entwickelt. In Wiesbaden wurde im März 2020 eine Abteilung ins Leben gerufen, die mit einem achtköpfigen Team die Strukturen aufbauen soll, damit bis 2023 die Vision von der Gründer- und Unternehmerhochschule realisiert werden kann. Schon 2019 erhielt die Hochschule 1,8 Millionen Euro aus dem „Exist“-Fördertopf des Bundeswirtschaftsministeriums.
Seit September vergangenen Jahres existieren nun die beiden ersten Pioneer Labs als feste Adressen an den Fresenius-Standorten Wiesbaden und Idstein, die innerhalb der Hochschule mit ihren bundesweiten Dependancen eine Vorreiterrolle einnehmen. In Idstein logieren die Gründer in der loftartigen Etage eines Backsteingebäudes unweit des Campus. Dort können junge Unternehmer oder Freiberufler unter anderem einen Schreibtisch oder Kreativräume mieten, zudem gibt es einen „Coworking Space“. Es gehe darum, „der Gründer-Community auch in der Fläche ein Zuhause zu geben“, wirbt die Hochschule. An Standorten in München, Berlin, Düsseldorf und Hamburg sind weitere Pioneer Labs in der Planung.
Eigene und individuelle Förderung
Laut Faust werden in Deutschland jedes Jahr etwa 1000 Gründungen offiziell registriert. In der Region um Idstein hat die Hochschule seit 2016 rund 90 Gründungen begleitet, in Wiesbaden waren es zirka 130. „Wir haben ja auch noch einen wichtigen Standort in Frankfurt, so dass wir seit 2016 etwa von 300 Gründungen in der Region Frankfurt und Rhein-Main ausgehen, die wir begleitet haben“, sagt der Leiter, der mit der Marke Jünglingbier selbst als Gründer aktiv ist.