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Architektenwettbewerb : So soll der Neubau der Hochschule für Gestaltung in Offenbach aussehen

Durchbruch: Im Siegerentwurf zum HfG-Neubau am Offenbacher Hafen dienen die Freiflächen zur Kommunikation oder auch zur Arbeit unter freiem Himmel. Bild: Xaveer de Geyter Architects

Die Hochschule für Gestaltung in Offenbach kämpft seit Jahren um einen Neubau. Nun steht der Sieger des Architektenwettbewerbs fest. 2026 sollen die Arbeiten beginnen, 140 Millionen Euro stehen bereit.

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          Eine kleine Stadt um einen grünen Campus: Mit dieser Idee hat das Brüsseler Architektenbüro Xaveer de Geyter Architects gemeinsam mit Topotek 1 Architektur (Zürich) und Topotek 1 Gesellschaft von Landschaftsarchitekten (Berlin) den Wettbewerb um den Neubau der Hochschule für Gestaltung (HfG) am Offenbacher Hafen gewonnen. Am Freitag präsentierte die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Die Grünen) gemeinsam mit HfG-Präsident Bernd Kracke und dem Offenbacher Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) diesen und weitere drei ausgezeichnete Entwürfe. Geleitet wurde der Wettbewerb von dem international renommierten Architekten Kees Christiaanse.

          Jochen Remmert
          Flughafenredakteur und Korrespondent Rhein-Main-Süd.

          Ob die Wettbewerbssieger am Ende auch die neuen Kunst- und Design-Hochschule in Offenbach bauen werden, steht allerdings noch nicht fest. Die eigentliche Ausschreibung steht erst bevor. Fachleute gehen aber davon aus, dass die Chancen für die Brüsseler und ihre Partner gut stehen. Eine zentrale städtebauliche Anforderung war es, die Hochschule so zu entwerfen, dass eine „Durchsicht“ von der Ludwigstraße jenseits der Hafenallee und des Nordrings zum Hafen erhalten bleibt. Der neue Campus entsteht also auf zwei Grundstücksteilen, wobei der Freiraum zwischen beiden Gebäudekomplexen so­wohl als Zugang für Studenten zum Campus dient wie auch als Passage für die Bewohner des Offenbacher Nordends zum Hafen.

          Neubau und Neugründung der Hochschule

          140 Millionen Euro sind für das Projekt bereitgestellt. Das Land kalkuliert derzeit laut Dorn mit Kosten von 125 Millionen Euro. Da aber die Preise auf dem Bausektor zuletzt deutlich ge­stiegen sind, sollen 15 Millionen Euro als Puffer dienen, wie die Ministerin weiter sagte. Einen möglichen Termin für die Fertigstellung wollte Dorn nicht nennen. Beginnen sollen die Arbeiten an der Hochschule, in der rund 800 Studenten Platz finden werden, im Jahr 2026.

          Für HfG-Präsident Kracke ist der Neubau der Kunst- und Designhochschule, die er seit 2006 leitet, mehr als ein Neubau, er spricht von einer Neugründung der Hochschule und von einem Jahrhundertprojekt. Denn mit dem neuen Hafen-Campus werde realisiert, woran die Hochschule, die Landesregierung, das Studierendenwerk und die Stadt Offenbach seit gut eineinhalb Jahrzehnten gearbeitet hätten. Erstmals in der Geschichte der HfG würden alle Disziplinen, Ateliers, Werkstätten und Labore auf einem Campus versammelt.

          Der Siegerentwurf erfüllt Kracke zufolge ideal die Vorgabe des Wettbewerbs, eine prozesshafte, robuste Ar­chitektur mit Werkstattcharakter zu ent­wickeln, welche die Räume so an­ordnet, dass eine vielfach unterschiedliche Nutzung möglich wird. Der zweite Preis des Wettbewerbs ging an die Grup­pe um die Robertneun Architekten GmbH, Berlin, den dritten Platz belegte eine Arbeitsgemeinschaft um Kim Nalleweg Architekten aus Berlin. Auf Rang vier kam die Kooperation um die Henn GmbH, München.

          Der Neubau der Hochschule am Hafen rücke sein Haus näher an die kreative Szene in Offenbach, die sich weniger im Stadtkern als vielmehr im Nordend mit noch eher bezahlbaren Räumen etabliert habe, führte Kracke weiter aus. Für Kreative werde das Nordend so gewissermaßen zur neuen Mitte der Stadt. Ministerin Dorn wollte sich nicht dazu äußern, was mit den nach dem Umzug frei werdenden Gebäuden der Hochschule in der Kernstadt geschehen könnte. Der HfG-Präsident schlug vor, das Land möge dort doch Ateliers, Büros und Werkstätten zu bezahlbaren Preisen für HfG-Absolventen und Start-up-Firmen vorhalten. Das Land müsse so kein Geld aufbringen, um die Gebäude für andere Zwecke zu ertüchtigen.

          Tatsächlich führt die erfolgreiche Arbeit Offenbachs am Image als Stadt der Kreativen immer mehr dazu, dass bezahlbare Räume, die auch als Atelier, Werkstatt oder Start-up-Büros dienen können, knapper werden und junge Kreative, die noch am Anfang stehen, keine Quartiere finden, weil das Geld nicht reicht.

          Die Akquise von weltweit erfolgreichen Unternehmen wie dem Ventil- und Steuerungstechnikhersteller Samson und dem Biotechnologie-Shootingstar Biospring ist einerseits entscheidend für die finanzielle Gesundung der Stadt, es spricht aber viel dafür, dass auch da­durch die Mietpreise in Offenbach eher steigen werden. Ungeachtet dessen sei die HfG als Kunsthochschule von internationalem Rang für Offenbach nicht nur ein großer Imagegewinn, sagte Schwenke. Sie erfülle vielmehr auch eine entscheidende Funktion als strategisch zentraler Kooperationspartner für die Förderung der Kreativwirtschaft in Offenbach. 

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