Die Last der Uni-Angestellten mit befristeten Verträgen
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Corona-Alltag: Das digitale Aufbereiten des Lehrstoffs macht Dozenten viel zusätzliche Arbeit. Bild: dpa
Manche Uni-Angestellte arbeiten ihr ganzes Berufsleben mit befristeten Verträgen. Wer keine Dauerstelle habe, leide unter der Pandemie besonders, warnen Gewerkschafter.
Die Nachricht, dass seine Dienste nicht mehr gebraucht würden, erreichte Josef Bergmann per E-Mail – im Juni 2020, zweieinhalb Jahre vor seinem geplanten Eintritt in den Ruhestand. 17 Jahre lang hatte er Chemie für Mediziner unterrichtet, zuerst als Lehrbeauftragter, seit 2011 dann mit immer neuen befristeten Arbeitsverträgen. An seinen Leistungen dürfte es nicht gelegen haben, dass die Universität Bergmann loswerden wollte: Dreimal war er für Lehrpreise nominiert worden, einen hat er bekommen. Als die Studenten erfuhren, dass sein Vertrag nicht verlängert werden sollte, verfassten sie eine Petition für ihn. Dieses Zeichen der Solidarität ermutigte den Chemiker, sich zu wehren: Im August 2020 klagte er beim Arbeitsgericht auf unbefristete Weiterbeschäftigung.
Bergmann, der eigentlich anders heißt, ist einer von rund 10.000 Beschäftigten, die als Angehörige des Mittelbaus die Forschung und Lehre in hessischen Hochschulen am Laufen halten. Die weitaus meisten von ihnen – laut Statistischem Landesamt knapp 90 Prozent – stehen in einem Arbeitsverhältnis auf Zeit. Oft sind es Doktoranden oder Postdoktoranden auf Qualifikationsstellen. Zu den Akademikern mit beschränkter Perspektive gehören aber auch Leute wie Bergmann, die in der Lehre de facto Daueraufgaben wahrnehmen. Und selbst etliche administrative oder technische Mitarbeiter können ihr Berufsleben nicht langfristig planen: Bei ihnen beträgt die Befristungsquote in Hessen gut 18 Prozent.
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