Hanauer Beispiel : Friedhöfe erwägen präventiven Einsatz von Kühlcontainern
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Stromer: So sieht der an Hanau gelieferte Kühlcontainer aus Bild: Stadt Hanau
Am Mittwoch ist in Hanau erstmals ein Kühlcontainer genutzt worden, weil die Plätze in den Leichenhallen der Stadt belegt sind. Bisher ist die Stadt mit diesem Vorgehen eine Ausnahme. Aber andere Gemeinden informieren sich in Hanau. Engpässe gibt es in Hessen aber nicht.
Die Pessimisten haben Recht bekommen: Seit Mittwoch wird auf dem Hanauer Hauptfriedhof ein Kühlcontainer genutzt, um Tote aufzubewahren. Denn die Kapazitäten der Krankenhäuser in der Stadt sind erschöpft, und auch die übrigen Liegeplätze auf den Friedhöfen sind nach Angaben eines Sprechers der Stadtverwaltung im Augenblick belegt. Dass im Zeichen der Pandemie zusätzliche Kapazität notwendig werden könnte, das hatten die Hanauer schon im Frühjahr befürchtet und den Container gepachtet, der jetzt in Betrieb genommen worden ist. Dem Vernehmen nach stehen in den beiden Hanauer Krankenhäusern 24 Plätze für Leichen zur Verfügung, auf den sechs Hanauer Friedhöfen ist Raum für 68 Tote, mit 50 liegt der Löwenanteil auf dem Hauptfriedhof.
Nach Angaben von Braun Container handelt es sich um einen 40-Fuß-Standardcontainer, wie er zum Beispiel auch in der Frachtschifffahrt verwendet wird. Der zwölf Meter lange Container sei für jeden Gebrauch geeignet, sagt eine Mitarbeitern des Hamburger Unternehmens, das als Spezialist für solche Kühler gilt. Die Anlage lasse sich auf eine Temperatur zwischen minus 35 und plus 25 Grad einstellen und wird zum Beispiel auch genutzt, wenn Blumen oder Setzlinge transportiert werden sollen. Konkrete Preise nennt Braun Container nicht, aber die Miete für einen Kühlcontainer dürfte ein mittlerer dreistelliger Betrag im Monat sein.
Bis zu zehn Tage so zu überbrücken
Aufbewahrt werden Tote üblicherweise bei einer Temperatur von drei bis sechs Grad, heißt es beim Bestatterverband Hessen, bis zu zehn Tage ließen sich so überbrücken. Die Auslastung der Plätze sei dabei immer eine Momentaufnahme, wirkliche Engpässe in Hessen sieht der Verband nicht.
Tatsächlich muss sich Hanau unter dem Aspekt der Pandemie einer besonderen Herausforderung stellen: Stand Donnerstag lag die Inzidenz bei 363, das liegt deutlich über dem hessischen Durchschnitt. Für Hessen steht eine Inzidenz von 190 zu Buche, der Main-Kinzig-Kreis kommt auf einen Wert von 266.
Bisher nutzen offenbar noch nicht viele Kommunen Kühlcontainer, der Hanauer Verwaltung war kein Fall bekannt: Zu Beginn der Woche wurde allerdings berichtet, dass die Gemeinde Knittlingen im Kraichgau vorsorglich einen Kühlcontainer aufgestellt hat, wie unter anderem die Nachrichtenseite Kraichgau News schreibt. Auch in einer Reihe weiterer Kommunen werde derzeit ein Einsatz erwogen. Bei Braun Container ist von einzelnen Anfragen zum Beispiel von den Krematoriums-Betreibern die Rede. Der Anteil der Feuerbestattungen liegt dabei mittlerweile nach Angaben des Bestatterverbands bei an die 80 Prozent.