Die Väter sind geblieben
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In Sicherheit: Vasylyna Melnyk ist mit ihren Kindern zu ihrer Schwester nach Karben geflohen. Bild: Marie-Luise Kolb
Eine deutsch-ukrainische Familie hat in Karben ihre Verwandtschaft aufgenommen. Die Sorge um die Zurückgebliebenen ist groß – und die Zusammenarbeit mit der Stadt könnte besser laufen, finden sie.
Vasylyna Melnyks Fingernägel sind fast makellos. Sie sind professionell gemacht, aber so, dass man nirgendwo hängen bleibt und auch keine Kunststücke veranstalten muss, um auf dem Handy zu tippen: Recht kurz, am Ende abgerundet. Sie glänzen in einem hellen Rot, ein bisschen Farbe ist am Daumen abgeplatzt. Und sie sind ein ganzes Stück rausgewachsen. Der Tag, an dem sie lackiert wurden, liegt einige Wochen zurück. „Mich interessiert das nicht mehr“, sagt Melnyk, wenn man sie danach fragt. „Ich will nur nach Hause.“
Das Leben der 31 Jahre alten Frau wurde in zwei geteilt, so beschreibt sie es. Sie habe nun eines vor der russischen Invasion in die Ukraine am 24. Februar – und eines danach. Die Fingernägel stammen aus ihrem Leben davor: Melnyk, die Personalmanagerin von 70 Mitarbeitern einer Schönheitssalonkette in Lemberg. Melnyk, die mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern, Demian, vier Jahre, und Justyna, neun Jahre, ein normales Leben führte. Melnyk, die gern schöne Fingernägel hatte, wie viele Menschen sie gern haben.
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