Erstmals seit 1811 : Das Seligenstädter Evangeliar kehrt zurück
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Das Seligenstädter Evangeliar: Die Darmstädter Landesbibliothek hat es leihweise herausgegeben Bild: Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen
Einhard (770 bis 840), der Berater und Biograph Karls des Großen, hatte die Pergamenthandschrift um 820/830 in der Abtei Lorsch für das von ihm 828 gegründete Kloster in Seligenstadt anfertigen lassen. Jetzt kehrt das Buch dorthin zurück.
Zum ersten Mal seit 197 Jahren ist das Seligenstädter Evangeliar wieder an dem Ort zu sehen, für den es einst entstanden war: Einhard (770 bis 840), der Berater und Biograph Karls des Großen, hatte die Pergamenthandschrift um 820/830 in der Abtei Lorsch für das von ihm 828 gegründete Kloster in Seligenstadt anfertigen lassen. Nach der Auflösung der Benediktinerabtei 1803 blieb sie noch einige Zeit dort; von 1811 an wurde das Buch in der Großherzoglichen Hofbibliothek in Darmstadt aufbewahrt. In der heutigen Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt gehört das Evangeliar zu den wertvollsten Büchern des Handschriftenbestands.
Von Freitag, 12. September, bis 5. Oktober ist es in der Prälatur des ehemaligen Klosters in Seligenstadt zu besichtigen. Die zeitweilige Rückkehr des Evangeliars bedeutet eine Premiere: Noch nie wurde es als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Anlass hierfür ist das Einhard-Symposion, das die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und die Stadt gemeinsam mit der Einhard-Arbeitsgemeinschaft, dem Förderkreis Historisches Seligenstadt und der Einhard-Stiftung vom 24. bis 27. September in der ehemaligen Benediktinerabtei veranstalten. Zahlreiche Experten beschäftigen sich bei dem internationalen Kolloquium mit den neuesten Erkenntnissen zu Einhards Leben und Werk.
Kanontafeln und die vier Evangelien
Das Seligenstädter Evangeliar enthält die Kanontafeln – ein seit der Antike überliefertes Verzeichnis von inhaltlichen Parallelstellen in den Evangelien – und die vier Evangelien, aber auch weitere Texte, die zu einem Vollevangeliar gehören. Unter Abt Georg Hartung (1518–1525) entstand der heute noch vorhandene Prunkeinband aus vergoldetem Silber, mit Edelsteinbesatz und theologisch anspruchsvoller Bildbotschaft. Wesentlich früher – um das Jahr 1000 – entstanden der Anfang eines Verzeichnisses des Klosterschatzes, ein Reliquienverzeichnis und das älteste Seligenstädter Zinsregister. Die beiden Seiten mit der letzten der farbig gestalteten Kanontafeln und dem Beginn der Vorreden zum Evangelium nach Matthäus (Foto) werden in der Prälatur aufgeschlagen sein.