Erneuerbare Energien : Stürmische Proteste gegen Windräder
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Bild: F.A.Z.
Ein Aufschrei geht durch den Hochtaunuskreis: Von einer „Kampfansage“ spricht Bad Homburgs Stadtoberhaupt Jungherr (CDU). Anlaß: Der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main hat mögliche Standorte für Windparks ausgewiesen.
Ein Aufschrei geht derzeit durch den Hochtaunuskreis: Von einer „Kampfansage“ spricht die Bad Homburger Oberbürgermeisterin Ursula Jungherr (CDU). Ihr Parteifreund, der Wehrheimer Bürgermeister Gregor Sommer, zeigt sich erzürnt, daß dort, wo sich von alters her in seiner Gemarkung das Rotwild versammelt, eines Tages Windräder stehen könnten. Und zwar nicht nur eines, sondern mindestens drei, eher sogar ein ganzer Windpark.

Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.

Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für den Hochtaunuskreis.
Der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main hat im Regionalen Flächennutzungsplan, der derzeit vom Verband erarbeitet wird und dessen erster Entwurf in der vergangenen Woche vorgelegt wurde, mögliche Standorte für Windparks ausgewiesen. Nach einem mit den Kommunen im Verband abgestimmten Verfahren, wie der Erste Beigeordnete Jens Scheller (Die Grünen) immer wieder hervorhebt. Nur die einzelnen Standorte seien den Kommunen vorab nicht mitgeteilt worden. Eine Tatsache, die jetzt dafür sorgt, daß dem Planungsverband und insbesondere dem verantwortlichen Beigeordneten der Wind mächtig ins Gesicht bläst.
Nur zwei Prozent der Fläche für Windkraftanlagen
Das grundsätzliche Ziel des Verbands, der „Verspargelung“ der Landschaft mit einzelnen Windrädern Einhalt zu gebieten, wird auch im Taunus unterstützt. Und im Plan sind auch nur zwei Prozent der Fläche für Windkraftanlagen vorgesehen. Doch beim Schritt von abstrakten Vorgaben zum konkreten Standort sehen sich die Kommunalpolitiker übergangen. Die Bad Homburger Oberbürgermeisterin schimpft über die Informationspolitik des Verbands. Bei den Gesprächen sei es nie um Windkraftanlagen gegangen. Jetzt aber weist der Plan Windräder in der Nähe des Herzbergs aus, einem bei Bad Homburgern und Frankfurtern beliebten Naherholungsgebiet. Die Gebiete lägen in Verlängerung der Tannenwaldallee und damit in der zentralen Achse der Landgräflichen Gartenlandschaft. Auch die nahe Saalburg und das Weltkulturerbe Limes vertrügen sich nicht mit Windrädern.
In Bad Homburg hat man insofern Grund zur Unruhe, weil der Wald um den städtischen Herzbergturm nicht der Stadt gehört, sondern überwiegend Staatsforst ist. Viel gelassener bleibt dagegen der Friedrichsdorfer Bürgermeister Horst Burghardt (Die Grünen) - nicht weil seine Partei die Windenergie fördern will. Der Wald, in dem bei Friedrichsdorf Windräder gebaut werden könnten, ist im Eigentum der Stadt. „Wir können dort jederzeit widersprechen“, sagt Burghardt. Er halte generell Waldstandorte nicht für geeignet, weil für Windräder und Zufahrtswege Bäume gefällt werden müßten. Der Mittelgebirgscharakter vertrage sich nicht mit Windrädern über den Baumwipfeln. „Aber das ist ein emotionales Argument, kein Ausschlußkriterium.“
Dem Wehrheimer Bürgermeister Sommer ist nicht klar, wie der Planungsverband auf die Einzelstandorte gekommen ist: „Ich frage mich, ob sich die mal jemand angesehen hat“, sagt Sommer. Für die Windräder würden zusammenhängende Waldgebiete zerschnitten, sie stünden direkt am Weltkulturerbe Limes oder im Rotwildgebiet. Zusätzlich sieht er seine Gemeinde getroffen, weil auch die Friedrichsdorfer Windräder an der Grenze zu Wehrheim liegen. „Wir werden das jetzt mit den Bürgermeisterkollegen besprechen und anwaltlichen Rat einholen“, kündigt Sommer an, der mit dem Verfahren nicht einverstanden ist: „Jetzt müssen wir erklären, warum die im Entwurf eingezeichneten Flächen doch nicht geeignet sind.“
Von „donquichottesken Reflexen“