Erbach und Michelstadt : Bevölkerung lehnt Städtefusion im Odenwald ab
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Die politische Vereinigung kommt - vorerst - nicht Bild: Marcus Kaufhold
Erbach und Michelstadt können sich nicht wie geplant 2009 zusammenschließen. In einem Bürgerentscheid in den Nachbarkommunen im Odenwald stimmte eine klare Mehrheit gegen die Fusion.
Erbach und Michelstadt können sich nicht wie geplant zum Januar 2009 zusammenschließen. In einem Bürgerentscheid in den Nachbarkommunen im Odenwald stimmte eine klare Mehrheit am Sonntag gegen die Fusion.
Damit ist der Plan der beiden Bürgermeister Harald Buschmann (CDU, Erbach) und Reinhold Ruhr (Überparteiliche Wählergemeinschaft ÜWG) gescheitert, die größten Städte im Odenwald möglichst rasch zu vereinen.
Im Juli hatten die beiden Stadtverordnetenversammlungen den Vorstoß gebilligt - in Michelstadt einstimmig, in Erbach mit 18 Ja- und 11 Nein-Stimmen. Ziele der freiwilligen Städte-Ehe waren vor allem Kosteneinsparungen und das größere politische Gewicht einer Stadt mit dann 31.000 Einwohnern.
Bürgerinitiativen erfolgreich
Den Bürgerentscheid hatten Initiativen erwirkt, die vor allem den engen Zeitrahmen bis 2009 kritisieren. Die Fusion der Nachbarn sollte aber nicht grundsätzlich verhindert werden, sagte die Michelstädter Initiatorin des Bürgerentscheids, Patricia van Meulebroeck, am Sonntag: „Wir stellen uns vor allem gegen den Zeitplan und dagegen, dass keine Daten und Fakten vorgelegt wurden.“
Der Bürgerentscheid sei ein Appell an die Abgeordneten, zusammenzuarbeiten und dem Bürger zu zeigen, dass das trotz all der Querelen in der Vergangenheit wirklich gehe. Bislang sei noch kein Nachweis erbracht worden, dass ein Zusammenschluss dem Wohl der Gemeinden diene.
„Mit Angst kann man die Leute beeindrucken“
Erbachs Bürgermeister Buschmann sagte direkt nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses: „Mit Angst kann man die Leute doch mehr beeindrucken als mit optimistischem, positivem Denken.“ Er glaube nicht, dass in absehbarer Zukunft ein neuer Versuch zum Zusammenschluss gestartet werde. „Solche Chancen kommen normalerweise nur alle paar Jahrzehnte.“ Auch sein Mitstreiter Ruhr war enttäuscht: „Die erhofften Synergien der Fusion werden sich jetzt nicht einstellen. Das bezahlen nicht die Lebenden, die entschieden haben, sondern das bezahlen die Kinder.“
Nach dem vorläufigen Endergebnis votierten in Michelstadt 54,9 Prozent der Wähler gegen den Zusammenschluss, 45,1 Prozent dafür. Die Wahlbeteiligung lag bei 53 Prozent. In der Kreisstadt Erbach folgten 47,8 Prozent der Wähler ihrem Bürgermeister, 52,2 lehnten den Plan ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 49,4 Prozent. Damit ist ein in Hessen bislang einmaliger Plan zur freiwilligen Vereinigung zweier Städte am Willen der Bürger gescheitert. Schon ein Nein einer der beiden Städte hätte die Fusion zum 1. Januar 2009 verhindert.