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Ende einer Tradition : Miltenbergs älteste Brauerei gibt auf

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Ob es Bier der Marke Kalt-Loch bald noch geben wird, ist unklar

Ob es Bier der Marke Kalt-Loch bald noch geben wird, ist unklar Bild: dpa

Nach mehr als 400 Jahren schließt der Familienbetrieb, der unter anderem das Bier für die Klosterschänke auf dem Engelberg braut.

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          Die Kalt-Loch-Bräu wird Ende März 2010 ihren Betrieb einstellen. Damit endet eine mehr als vierhundertjährige Brautradition. Die 1580 gegründete Brauerei ist das älteste von einst sieben Brauhäusern in Miltenberg. Bürgermeister Joachim Bieber (CSU) bedauerte gestern die geplante Schließung der Kalt-Loch-Bräu. „Für Miltenberg ist es ein Verlust an Heimat. Denn in Franken gehören Brauereien und auch das Bier zum Lebensgefühl dazu“, sagte er.

          Bieber ist nach eigenen Angaben von Markus Schohe, der gemeinsam mit seinem Bruder Axel den Betrieb seit 1995 führt, informiert worden. Zu den Gründen für die beabsichtigte Einstellung wollte sich von den Firmeninhabern niemand äußern. Der Bürgermeister meinte, es seien wohl Investitionen nötig gewesen. Möglicherweise hat jedoch auch die beengte Lage im Schwarzviertel Erweiterungen und Modernisierungen erschwert.

          Brauerei weit über Mitlenberg hinaus bekannt

          Im hinteren Teil der denkmalgeschützten Gebäude befindet sich die erste Miltenberger Synagoge, die Bieber zufolge zu den ältesten, noch erhaltenen Synagogen Europas gehört. Weil sie jedoch seit mehr als 100 Jahren öffentlich nicht zugänglich ist, ist die Existenz und Bedeutung des ehemaligen Gebetshauses nur wenigen bekannt. Die Synagoge war im späten 13. Jahrhundert errichtet worden. 1877 wurde sie an den Bierbrauer Fridolin Busch verkauft. Heute befinden sich in dem ehemaligen Gotteshaus die Gärkeller. Der Umstand, dass die mittelalterliche Synagoge noch erhalten ist, wird nach Angaben des Bürgermeisters bei den Überlegungen zur Zukunft der Liegenschaft eine Rolle spielen. „Wir werden uns natürlich darum bemühen, die historischen Räume der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen“, sagte er.

          Die Kalt-Loch-Bräu befindet sich seit Generationen im Eigentum der Familie Schoch. Die Brauerei gehört zwar zu den kleinen Sudhäusern. Aber sie ist weit über die Kreisstadt hinaus bekannt, weil das dunkle Klosterbier auf dem Engelberg im benachbarten Großheubach aus den Gärkellern im Schwarzviertel stammt. Wie Guardian Pater Eugen mitteilte, muss das Kloster sich einen neuen Bierlieferanten suchen. Es hätten sich etliche Interessenten gemeldet. Doch die letzte Entscheidung liege bei der Provinzialleitung der Franziskaner in München, sagte er. Möglicherweise wird die Ordensleitung darauf dringen, auf dem Engelberg Bier vom Kloster Kreuzberg auszuschenken. Denn dort besitzen die Franziskaner eine eigene Brauerei.

          Ob die Marke Kalt-Loch weitergeführt wird, ist unklar

          Friedbert Eder von der gleichnamigen Brauerei in Großostheim bestätigte, dass es Gespräche zwischen Schohe und ihm gegeben habe. Schließlich sei Eder ein langjähriger Geschäftspartner der Kalt-Loch-Bräu, die aus Großostheim ihre Hefe beziehe, die zur Vergärung eingesetzt werde. Eder sagte allerdings, dass noch nichts im Detail besprochen oder gar unterschrieben worden sei. Eder hatte vor zehn Jahren die Geschäftsanteile an der Heylands-Brauerei und deren Marke Schlappeseppel übernommen.

          Für Eder böte sich mit der Übernahme der Miltenberger Brauerei die Möglichkeit, sich stärker im Kreis Miltenberg zu positionieren. Denn Kalt-Loch-Bräu verkauft sein Bier nicht nur auf dem Engelberg, sondern liefert im Wechsel mit der Miltenberger Brauerei Faust auch das Festbier für die Michaelismesse. Dieser Vertrag ist lukrativ. Denn während des zehntätigen Volksfestes werden rund 1000 Hektoliter Bier abgesetzt. Derzeit ist offen, ob die Marke Kalt-Loch überhaupt weitergeführt wird oder ob ein Käufer möglicherweise nur den Kundenstamm übernimmt. Letzteres würde das Aus für den Traditionsbetrieb bedeuten.

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