: Empörung über "Casa Fraport": Nur wenige wollen ihr Haus in der Anflugschneise der neuen Landebahn aufgeben
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Das Geld, das die Fraport AG ihr anbietet, macht Lisette Schwarz nur wütend. "Geschockt" sei sie gewesen, als sie von dem Angebot gehört habe, sagt die Frau, die in der Paul-Maar-Grundschule im Neubaugebiet in Flörsheim ihren Sohn Frederik abholt.
Das Geld, das die Fraport AG ihr anbietet, macht Lisette Schwarz nur wütend. "Geschockt" sei sie gewesen, als sie von dem Angebot gehört habe, sagt die Frau, die in der Paul-Maar-Grundschule im Neubaugebiet in Flörsheim ihren Sohn Frederik abholt. Unter dem Namen "Casa Fraport" hat die Flughafengesellschaft allen Geld geboten, denen in der Anflugschneise der geplanten Landebahn im Kelsterbacher Wald ein Haus oder eine Wohnung gehört. Das Neubaugebiet um die Rheinallee werden die landenden Maschinen in weniger als 300Metern Höhe überfliegen. "Gemein" seien die 150 Euro, die die Fraport für den Quadratmeter Wohnfläche angeboten habe. Denn den Wertverlust durch den zusätzlichen Lärm hält Schwarz für viel höher. Diese Ausgleichzahlung gilt für den 180 Meter breiten Steifen in der Mitte der Anflugschneise, die "Kernzone", in der auch Schwarz mit ihrer Familie wohnt.
In der "Kernzone" bietet die Fraport auch an, das Haus zu kaufen. Zum "Verkehrswert", heißt es in der Broschüre, bei der Wertermittlung werde der Lärm von der neuen Landebahn nicht mitgerechnet. "Das nehmen wir auf keinen Fall an", sagt Schwarz. Viel investiert hätten sie in ihr Haus, das vor fünf Jahren gebaut worden sei. Granit, Fußbodenheizung, das bekämen sie alles nicht zurück. "Ich weiß nicht, ob wir anderswo ein Haus bekommen für das Gleiche." Ihre Familie werde gegen die Landebahn klagen, "bis aufs bittere Ende." Auch Klaus Müller, der neben ihr steht und auf sein Kind wartet, will das Geld der Fraport nicht haben.
"Die wollen die Leute kaufen und mögliche Prozeßgegner eliminieren." Denn wer das Geld nimmt, muß im Grundbuch eintragen lassen, daß er den Flugbetrieb duldet. Das erklärt die Fraport AG im Glossar am Ende der Broschüre. Das mache das Angebot unattraktiv, meint Müller. "Bei mir kommt keiner ins Grundbuch." So sieht es auch Thomas Probst. Die Fraport wolle die Eigentümer "entmannen" mit dem Eintrag im Grundbuch, dem Verzicht darauf, rechtlich gegen die neue Bahn vorzugehen. "Soll ich meinen Kindern sagen: Du erbst das Haus und die Flugzeuge mit und darfst nichts dagegen machen, weil das so im Grundbuch steht?" Diese Argumente sind in Flörsheim immer wieder zu hören, auch nach Feierabend vor dem Supermarkt des Neubaugebiets: Die angebotene Entschädigung sei zu gering, fange den Wertverlust von Haus oder Eigentumswohnung nicht auf. Vor allem aber hält der Eintrag im Grundbuch die Flörsheimer davon ab, von der Fraport Geld anzunehmen. Weil man dann nichts mehr gegen den Fluglärm unternehmen darf. Und jeder zukünftige Käufer des Hauses auch nicht.
Der Fraport das Haus überlassen wollen die meisten nicht. Im Neubaugebiet lebten viele alteingesessene Flörsheimer, sagt Norbert Heymann, Geschäftsführer des Vereins "Für Flörsheim", der Bürger bei Einwendungen gegen die Landebahn berät. Leute, die im Ort aufgewachsen seien und dort bleiben wollten, junge Familien, die im Wohngebiet um die Rheinallee herum gebaut hätten, um hier die Kinder aufwachsen zu lassen. "Die lassen sich nicht vertreiben", ist Heymann sich sicher. Wenn jemand sein Haus der Fraport verkaufe, dann die Neubürger, die nicht in Flörsheim heimisch seien. Aber auch unter diesen Zugezogenen gibt es nach Heymanns Einschätzung nur "ganz vereinzelt" die Neigung, das Casa-Angebot anzunehmen und den Ort zu verlassen.