Eltville : Wagenheber richten alte Klostermauer wieder auf
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Auto-Pilot: Mit Hydraulikpumpen gegen eine schiefe Mauer in Kloster Eberbach Bild: F.A.Z. - Cornelia Sick
Im Kloster Eberbach unternimmt man ungewöhnliche Schritte, um eine schiefe Mauer aufzurichten. Zurzeit wird in der Anlage mehr gebaut denn je zuvor.
Mit einer ausgeklügelten Vorrichtung ist in Kloster Eberbach eine geschätzt 300 Jahre alte schiefe Mauer wieder aufgerichtet worden, nachdem sie sich in den vergangenen 100 Jahren allmählich zur Seite geneigt hatte. Ursache waren vermutlich der wachsende Erddruck durch eine Aufschüttung und die Unterwurzelung durch benachbarte Bäume.

Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für den Rheingau-Taunus-Kreis und für Wiesbaden.
Ein Ab- und Neuaufbau des rund 40 Meter langen Mauerabschnitts zwischen Pfortenhaus und Basilika wäre nicht nur 10.000 Euro teurer geworfen als die Aufrichtung und Sanierung, die rund 25.000 Euro kostete. Er hätte überdies den Nachteil gehabt, dass die bestehende Mauersubstanz nicht originalgetreu hätte erhalten werden können. Deshalb hat die Mauer ein festes Korsett aus Holz erhalten, um ihre Stabilität zu wahren. Dann wurden im Abstand von wenigen Metern insgesamt zwölf handelsübliche Wagenheber angesetzt, um durch hydraulischen Druck auf die hölzernen Stabilisatoren und Stützböcke die Mauer Zentimeter um Zentimeter aufzurichten. Insgesamt wurde eine Neigung um elf Prozent auf diese Weise ausgeglichen.
Sanierung des Prälatengartens vorgezogen
Die dabei an der Mauerbasis entstandenen Sollbruchstellen wurden anschließend mit Steinkeilen geschlossen, im Fachjargon der Statiker und Architekten „ausgezwickelt“. Nach Schätzung von Matthias Wilk vom Hessischen Baumanagement war die viel Fingerspitzengefühl und Vorsicht erfordernde Aktion dringend notwendig, um einen Einsturz der Mauer – sie ist romanischen Ursprungs – zu verhindern. Nun kann die Mauer saniert und mit einem neuen, vor Nässe schützenden Mauerdach versehen werden. Neu verfugt, wird die Mauer Wilk zufolge ihre einstige Standsicherheit zurückgewonnen haben. Auf die alten Stützpfeiler, die im Zuge der Mauersanierung entfernt worden waren, könne nun verzichtet werden.
Die Mauersanierung ist die letzte größere Baustelle an dieser Stelle im Kloster, wo in den vergangenen Monaten an so vielen Punkten gleichzeitig gewerkelt wurde wie kaum jemals zuvor seit Beginn der Generalsanierung im Jahr 1986. Dass nicht nur im Osten der Klosteranlage mit dem Hospital eines der teuren Großprojekte im Sanierungsplan abgearbeitet wird, sondern gleichzeitig auch im Westen die Bagger dröhnten, war ursprünglich nicht geplant. Die eigentlich erst für 2010 oder 2011 vorgesehene Sanierung des sogenannten Prälatengartens mitsamt dem Fachwerk-Gartenhäuschen des Abtes war vorgezogen worden, nachdem die Reparatur von Wasser- und Abwasserleitungen unterhalb des Gästehauses und der Klosterschänke unumgänglich wurde.
Zufahrt neu gepflastert
Zwischenzeitlich ist die westliche Zufahrt ins Kloster neu gepflastert worden, und der Prälatengarten wurde neu und mit einem Brunnen nach barocken Vorbildern angelegt. Das 1722 errichtete Abtsgartenhäuschen wurde saniert und steht für kleinere Veranstaltungen und Empfänge zur Verfügung. Neu angelegt wurden auch die Wege zur Klosterschänke und in den so genannten Saugraben.
Die Sanierung des gesamten Westteils soll nach Angaben von Wilk bis zum Juli beendet sein, wenn das Rheingau Musik Festival beginnt und die Basilika wieder Schauplatz zahlreicher Konzerte sein wird. Dann ist auch der Weg frei, den Haupteingang des Klosters endgültig vom Osten an seinem ursprünglichen Ort im Westen zu verlegen.