Jede Medaille hat zwei Seiten
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Jede Medaille hat zwei Seiten: Unter anderem über die Vergabepraxis für die Wilhelm-Leuschner-Medaille ist ein Streit entbrannt. Bild: Erhard Blatt
Wenn der hessische Ministerpräsident allein entscheiden kann, wer mit einem Preis bedacht wird, sind Konflikte programmiert. Die CDU reagiert auf die Vorwürfe der SPD freilich genüsslich mit einem historischen Verweis auf Alt-Ministerpräsident Zinn.
Menschen, die von einem Orden des Landes Hessen träumen, werden in einer Broschüre der Staatskanzlei gewarnt: „Bitte beachten Sie, dass ein Selbstvorschlag in der Regel zum Ausschluss führt und damit eine Auszeichnung unmöglich wird!“ Aber nicht nur die Landesregierung, sondern auch die Opposition nimmt das Thema sehr ernst. Der neue Fraktionsvorsitzende der SPD, Günter Rudolph, brachte es am Ende des Jahres sogar in der Generaldebatte des Landtags zur Sprache. Ihm ging es um die höchste Auszeichnung des Landes, die Wilhelm-Leuschner-Medaille. Sie ist zwar nach einem Sozialdemokraten benannt, der seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit dem Leben bezahlte. Aber wer damit geehrt wird, das entscheidet allein der Ministerpräsident. Und der gehört zum Ärger der SPD schon seit einiger Zeit der CDU an.
Die mit der Medaille ausgezeichneten Personen seien sicher honorabel, stellte Rudolph höflich fest und holte dann aber zum Schlag aus: „Der Geist Wilhelm Leuschners spiegelt sich in den Preisträgern nicht mehr wider.“ Die Vergabepraxis der vergangenen Jahre sei „nicht mehr akzeptabel“, befand der Sozialdemokrat. Anstelle des Regierungschefs müsse ein „demokratisch besetztes Kuratorium“ entscheiden, wer die Medaille bekomme.
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