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Windpark im Taunus : Runter vom toten Pferd

  • -Aktualisiert am

Plan für Windpark: Die Grünen der Landeshauptstadt Wiesbaden kämpfen weiter für ein zum Scheitern verurteiltes Projekt (Symbolbild). Bild: ZB

Die Landeshauptstadt Wiesbaden versucht alles, um den Windpark auf dem Taunuskamm doch noch zu ermöglichen. Allen voran die Grünen, obwohl der Kampf schon längst verloren ist.

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          Die Wiesbadener Klage gegen die Ablehnung eines Windparks auf dem Taunuskamm gleicht dem vielzitierten Ritt auf einem toten Pferd. Es wäre längst angezeigt, für immer abzusteigen und das Tier würdig zu begraben. Doch die den Dakota-Indianern zugeschriebene Weisheit findet im Rathaus der Landeshauptstadt noch kein Gehör. Dabei hat die Klage vor allem Symbolcharakter. Die Landeshauptstadt, die vor einiger Zeit den Klimanotstand ausgerufen hat, kämpft energisch darum, die Energiewende auch in der Region voranzutreiben und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Und wenn es mit dem Windpark doch nicht klappen sollte, dann dürfen vor allem die Grünen in der Stadtregierung für sich in Anspruch nehmen, alles versucht zu haben.

          Dieser Versuch wird allen Anzeichen aber nach nicht erfolgreich sein. Die „Hohe Wurzel“ ist nicht ohne Grund vom Regierungspräsidium unter der Führung einer Grünen-Politikerin als für Windräder untauglich verworfen worden. Wer hier partout solche aufstellen will, der nimmt bewusst eine Gefährdung des Trinkwassers in Kauf und der schert sich wenig um den Arten- und den Denkmalschutz. Und obendrein verscherzt er sich mit dem Nachbarn, mit dem er etwa bei der Citybahn auf enge Kooperation angewiesen ist.

          Zielmarke „hundert Prozent“ nicht zu erreichen

          Doch selbst wenn das Gericht die Ablehnung verwerfen und den Genehmigungsprozess neu starten sollte, dürfte sich auf Jahre hinaus dort noch kein Windrad drehen. Nicht nur, weil die Gegner den Rechtsweg ausschöpfen dürften, sondern weil sich die Windkraft im Land insgesamt schwertut. In den zurückliegenden 18 Monaten sind in ganz Hessen nur 21 Rotoren neu ans Netz gegangen; 2015 waren es noch 75.

          Dass der Ausbau der Windenergienutzung wieder zu derart hoher Schlagzahl zurückfindet, ist vorerst nicht zu erwarten. Auch dann nicht, wenn Hessen mit einer neuen Verordnung den Artenschutz weniger stark gewichten sollte als bislang und ein Rotmilan allein dann kein Windrad mehr stoppen kann.

          Das Ziel, den Strombedarf in Hessen bis 2050 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, wird sich durch die Ausweisung von zwei Prozent der Landesfläche als Plätze für Rotoren kaum erreichen lassen. Die Rahmenbedingungen stimmen einfach nicht. Nicht ohne Grund haben zwei große Energieversorger ihre Windkraftpläne im Rheingau fallenlassen. Eswe könnte durchaus zu demselben Ergebnis kommen.

          Oliver Bock
          Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für den Rheingau-Taunus-Kreis und für Wiesbaden.

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