Es ist nicht immer so eindeutig wie bei Hindenburg
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Darmstadt benennt seine Hindenburgstraße um. Auch in der Mainzer Innenstadt gibt es immer wieder Diskussionen darüber. Bild: Marcus Kaufhold
Ehre, wem Ehre gebührt – und umgekehrt: Die Stadt Darmstadt verbannt Wegbereiter und Parteigänger der Nationalsozialisten von Straßenschildern. Der Umwidmung ging die intensive Prüfung von Fachleuten voraus.
Als sich die Stadt Darmstadt 2019 entschloss, acht Straßen umzubenennen, war die bisher nach Paul von Hindenburg benannte Straße ein vergleichsweise eindeutiger Fall gewesen. Denn die Beschlussvorlage des Magistrats, der die Stadtverordneten zustimmten, sah vor, Straßen der Stadt nur noch nach solchen Männern und Frauen zu benennen, denen – abgesehen von besonderen Verdiensten – vor allem eine demokratische, von Toleranz geprägte Haltung eigen war. Eine Verstrickung in die Verbrechen der NS-Diktatur passt dazu naturgemäß nicht.
Dass Hindenburg die Kriterien nicht erfüllte, ist nicht zu bestreiten: Die Demokratie und die Weimarer Republik waren ihm verhasst. Im Verein mit Erich Ludendorff initiierte er nach 1918 die Dolchstoßlüge, welche die militärische Niederlage im Ersten Weltkrieg dazu nutzte, um die junge parlamentarische Demokratie zu denunzieren und zu zersetzen. Als Reichspräsident gab er mit der Unterzeichnung der sogenannten Reichstagsbrandverordnung nach Artikel 48 der Weimarer Verfassung und des Ermächtigungsgesetzes in Februar und März 1933 den Weg in die nationalsozialistische Diktatur frei.
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