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Coronavirus : 20 Fälle in Hessen

  • Aktualisiert am

Bei Verdacht einer Infektion mit dem Coronavirus können sich Patienten in Gießen im eigenen Auto untersuchen lassen. Bild: dpa

In Hessen gibt es inzwischen 20 nachgewiesene Infektionen mit dem Coronavirus. Alle haben nur leichte Symptome. Das Land bereitet sich auf eine Ausbreitung vor und hat große Mengen an Schutzausrüstung für eine Pandemie ausgeschrieben.

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          Die Zahl der in Hessen nachgewiesenen Infektionen mit dem Coronavirus ist auf 20 gestiegen. Im Zusammenhang mit Heinsberg, Nordrhein-Westfalen, stehen vier der hessischen Fälle. Sieben Personen haben sich bei einer Italienreise angesteckt. Die meisten stehen derzeit unter häuslicher Quarantäne. Drei Patienten werden stationär versorgt.

          Im Landkreis Offenbach wurde erstmals ein Fall bestätigt. Dort wurde ein 43 Jahre alter Mann aus Obertshausen positiv getestet. Der Mann habe leichte Krankheitssymptome und sei vorsorglich in eine Klinik gebracht worden, teilte der Kreis mit. Der Fall stehe in Zusammenhang mit einem Coronavirus-Fall in der Bigband des Hessischen Rundfunks (hr-Bigband). Der Kreis Bergstraße meldete außerdem am Sonntagnachmittag einen weiteren Fall: Eine Frau aus dem Lautertal habe sich infiziert und befinde sich mit leichten Symptomen in häuslicher Quarantäne

          Hessen schreibt Beschaffung für Schutzausrüstung aus

          Insgesamt weisen alle erkrankten Personen, so das Ministerium, aktuell milde Verläufe mit keinen oder leichten Symptomen auf. Eine stationäre Aufnahme trotz keiner oder nur milder Symptome werde nur dann in Betracht gezogen, wenn die Wohnsituation der Person eine Quarantäne nicht oder nur schwer zulässt. In Hessen sind bislang vergleichsweise wenige Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus bekannt geworden. Die Sorge vor Ansteckung bleibt aber groß

          Das Land Hessen bereitet sich auf eine Ausbreitung des Coronavirus vor und hat große Mengen an Schutzausrüstung ausgeschrieben. Der hessische Katastrophenschutz soll mit 450.000 Paar medizinischen Einmalhandschuhen, 60.000 Infektionsschutzanzügen, 30.000 Schutzbrillen und 180.000 Mundschutzmasken ausgestattet werden. Dazu kommen 3000 Gesichtsmasken, 70.000 Einmalkittel, eine Million chirurgische Masken und 30.000 Müllsäcke. Bei der Ausschreibung handelt es sich um ein beschleunigtes Verfahren.

          Zur Begründung führt Hessen in der Ausschreibung aus, dass vor dem Hintergrund der aktuellen Ausbreitungsentwicklung des Coronavirus für eventuell zu bewältigende Pandemieeinsätze des hessischen Katastrophenschutzes umgehend entsprechende Schutzausrüstung zu beschaffen sei. Frist für Angebote ist bereits der 17. März. Zuschlag erhält nicht nur, wer den günstigsten Preis anbietet, sondern auch am schnellsten liefern kann.

          99 Schüler in Quarantäne

          In der in Quarantäne genommenen Schülergruppe aus Südhessen gibt es nach Angaben des Kreises Bergstraße bislang keine nachgewiesene Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Dem
          Gesundheitsamt liege eine vorläufige Mitteilung des Labors vor, dass das Testergebnis bei sechs Teilnehmern der Klassenfahrt nach Südtirol negativ sei, teilte der Kreis am Sonntag mit. In zwei Fällen sei allerdings eine Grippe-Infektion (Influenza A) nachgewiesen worden.

          Aus Sorge vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 müssen 99 Schüler und zehn Betreuer der Klassenfahrt der Martin-Luther-Schule in Rimbach vorerst zu Hause bleiben. „Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Reisegruppe wurden vorsorglich für 14 Tage in Quarantäne genommen“, teilte die Schule im Kreis Bergstraße am Samstag mit.

          Die Reisegruppe mit Siebtklässlern war seit gut einer Woche zum Skifahren im Ahrntal gewesen. Vier Teilnehmer zeigten Symptome wie bei einem grippalen Infekt oder einer Grippe, die so auch bei einer
          Ansteckung mit dem Coronavirus auftreten können. Das Gesundheitsamt ordnete als Vorsichtsmaßnahme für alle Reiseteilnehmer nach ihrer Rückkehr am Freitagabend Quarantäne an. Südtirol war jüngst zum Risikogebiet für das neuartige Coronavirus erklärt worden.

          Unternehmen haben Notfallpläne

          Jedes zweite hessische Unternehmen spürt bereits die Auswirkungen des Coronavirus. Das geht aus einer Befragung des Hessischen Industrie- und Handelskammertag (HIHK) hervor. Demnach hat ein Viertel aller Unternehmen bereits einen Notfallplan erarbeitet, der bei einem Krankheitsfall in Kraft tritt. Rund 34 Prozent haben nach eigenen Angaben die Teilnahme an Messen und Veranstaltungen abgesagt, rund 27 Prozent erlauben ihren Mitarbeitern, von zu Hause aus zu arbeiten.

          Lediglich 23 Prozent gaben an, noch keine Schutzmaßnahmen ergriffen zu haben. Probleme bereiten den Unternehmen vor allem Veranstaltungsabsagen, Reiseeinschränkungen, Krankheitsausfälle, Unsicherheiten über künftige Geschäfte und Investitionen, die nachlassende Nachfrage sowie, derzeit nachrangig, fehlende Waren und Dienstleistungen. „Besonders betroffen sind die Branchen Gastgewerbe und Reisewirtschaft, Industrie und Handel. Das Virus trifft nicht nur hessische Großbetriebe: 46 % der hessischen Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten sind betroffen und fast zwei Drittel der Betriebe mit weniger als 200 Beschäftigten“, hebt Eberhard Flammer, Präsident des HIHK, in der Pressemitteilung hervor.

          Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration weist in ihrer Übersicht der bestätigten Coronavirus-Infektionen am Sonntag darauf hin, dass sich Bürger bei Krankheitssymptomen wie Husten, Fieber oder Atemnot, zunächst telefonisch an ihren Hausarzt wenden sollen. Diese klären dann mit der anfragenden Person ab, ob eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus wahrscheinlich ist und leiten bei begründetem Verdacht die weitere Diagnostik und Behandlung ein.

          Eine hessenweite Hotline zu dem Thema ist unter der Nummer 0800-5554666 täglich von 8 bis 20 Uhr erreichbar.

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