
Bürgerbegehren Nidderau : Umstrittene Querung
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Streitfall: Die Nidderaue soll mit einer Brücke überquert werden, doch das wollen Bürger verhindern. Bild: Axel Häsler
Über die von der rot-grünen Koalition getragene Umgestaltung eines Landschaftsschutzgebiets wird in Nidderau gestritten. Möglicherweise wird dazu nun ein Bürgerentscheid stattfinden.
Die Stadt Nidderau, mit ihren rund 20.000 Einwohnern die fünftgrößte im Main-Kinzig-Kreis, hat in den vergangenen Jahren eine dynamische Entwicklung erlebt. Nach der Gebietsreform der Siebzigerjahre litt Nidderau darunter, dass die Ortsteile nicht so recht zu einer Gemeinschaft mit einem Zentrum zusammenfinden wollten. Das wurde behoben mit dem Bau der identitätsstiftenden neuen Mitte an der Konrad-Adenauer-Allee zwischen den Ortschaften Windecken und Heldenbergen. Dort, in der Nähe von Schwimmbad und Rathaus, entstand mit dem Nidder-Forum ein großes Einkaufszentrum im Osten von Frankfurt, ergänzt durch große Wohnareale, die das Wachstum der Stadt beschleunigten. Vergeblich bemüht man sich derzeit allerdings beim Land Hessen um die überfällige Aufwertung zum Mittelzentrum, was neben dem Prestigegewinn auch höhere Landeszuweisungen bedeuten würde. Ein Normenkontrollverfahren in der Sache läuft.
Zusätzliche Attraktionen wie eine viele Meter lange Brückenkonstruktion über eine Auenlandschaft können vor diesem Hintergrund nicht schaden. Bei den Planungen zur Schaffung der neuen Mitte war die Aufenthaltsqualität für Bewohner, Besucher und Kunden ein wichtiger Faktor. Zu den Planungszielen zählten neben der Gestaltung von Grünflächen, der Möglichkeit von wohnortnaher Erholung und von Freizeitaktivitäten auch die Erschließung und Aufwertung der umgebenen Auenlandschaft und des Nidderufers.
Es gibt kein richtig und kein falsch
Das von der rot-grünen Koalition im Rathaus getragene Konzept zur Umgestaltung der Nidderaue mit dem ehrgeizigen Bau einer Schlangenbrücke über weite Teile des Areals passt dazu ganz hervorragend. Doch ist es der richtige Weg? Wird dadurch die Natur gestört, werden Tiere vergrault, und verlieren seltene Pflanzen ihren Standort? Oder nutzt es eher, die Trampelpfade durch das Landschaftsschutzgebiet zu beseitigen, Hunde daran zu hindern, während der Brutzeit herumzustromern, und die Menschen über eine Brücke und gut geplante asphaltierte Wege zu leiten, wie es die Befürworter, zum Beispiel die Grünen, erwarten?
Das ist eine schwierige Abwägung, bei der es möglicherweise kein Richtig und kein Falsch gibt. Da ist es gut, dass die Möglichkeit eines Bürgerentscheids besteht, der in diesem Fall nicht nur eine demokratische Alternative darstellt, sondern die Entscheidung auf viele Schultern verteilt, auch wenn damit möglicherweise eine Chance vertan wird. Für Nidderau ist die Initiative zudem ein Zeichen dafür, dass die Gemeinschaft ein gutes Stück weit zusammengewachsen ist.