Bevölkerungszuwachs : Taunusstein wächst und wächst
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Urban: Blick auf das Zentrum von Taunusstein-Wehen Bild: Cornelia Sick
Die größte Stadt im Rheingau-Taunus gewinnt gegen den Trend und alle Vorhersagen weiter an Bevölkerung. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht.
Exakt 29 981 Einwohner weist die aktuelle Statistik für Taunusstein aus. Und auch wenn diese Zahl von Tag zu Tag schwankt, so ist die Tendenz doch eindeutig: Die schon jetzt mit Abstand bevölkerungsstärkste Stadt im annähernd 180 000 Einwohner zählenden Rheingau-Taunus-Kreis werde in diesem Jahr dauerhaft die Marke von 30 000 überschreiten, daran hat Bürgermeister Sandro Zehner (CDU) keinen Zweifel. Jeder sechste Kreisbürger ist somit ein Taunussteiner. Um diese Spitzenposition im Landkreis muss die Stadt nicht bangen. Denn das an zweiter Stelle rangierende Idstein erreicht nun erst die Marke von 24 000 Bürgern.
Zehner verweist auf ein gutes Dutzend neu gebauter Häuser in Bleidenstadt, die in Kürze bezugsfertig sind und die Bevölkerungszahl dann über jene magische Marke von 30 000 heben werden. Damit straft Taunusstein zugleich jene Bevölkerungsprognosen Lügen, die sowohl die Hessen-Agentur als auch die Bertelsmann-Stiftung in den Jahren 2011 und 2015 abgegeben hatten. Die Vorhersagen weichen „deutlich von der tatsächlichen Entwicklung“ ab, wie es in einer Aufstellung der Verwaltung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion heißt. Soll heißen: Taunusstein wächst nicht nur schneller, als von den Experten vorhergesagt. Auch die mehr oder weniger deutliche Abflachung der Bevölkerungskurve, die spätestens für die Jahre nach 2020 vorhergesagt worden war, wird so nicht eintreffen.
Stadt bereitet größere neue Wohnbauflächen vor
Bürgermeister Zehner geht von einem Wachstum der Bevölkerung auf eine Zahl zwischen 31 500 und 32 000 bis 2030 aus. Dafür sprechen nach seiner Einschätzung einerseits die hohe Nachfrage nach Wohnraum und andererseits die konkreten Pläne der Stadt für die Flächen- und Baugebietsentwicklung.
Zum Stichtag 1. Dezember 2016 lagen der Stadtverwaltung nicht weniger als 613 Bewerbungen für den Kauf von Baugrundstücken vor. Zwar werden auch nach Ansicht Zehners viele dieser Wünsche nicht in einen Kauf münden, doch als Indiz für die anhaltende Attraktivität von Taunusstein als Wohnstandort taugt die Zahl dennoch. Die meisten potentiellen Bauherren wollen allerdings bevorzugt in einem der drei größeren Ortsteile Wehen, Bleidenstadt und Hahn bauen. In den sieben kleineren Ortsteilen müssen der Stadt schon konkrete Wünsche von Bauherren vorliegen, damit sie eine sinnvolle städtebauliche Entwicklung ins Auge fasst.
Nach Angaben der Stadtverwaltung wurde in den Jahren von 2011 bis 2014 der Bau von 411 Wohnungen bewilligt. Der Zuwachs entspricht der politisch beschlossenen Strategie für Taunussteins Zukunft. Zwischen 2011 und 2020 plant die Stadt mit dem Bau von 1000 neuen Wohnungen, also einem Zuwachs von rund 100 Wohnungen jährlich.
Das ist nicht unrealistisch. Die Stadt bereitet derzeit größere neue Wohnbauflächen in Wehen-Süd, in Neuhof, in Bleidenstadt-Nord und in Hahn-Süd vor. Allein in Bleidenstadt-Nord geht es um eine sechs Hektar große Fläche, auf der in absehbarer Zeit bis zu 1000 Neubürger siedeln könnten. Ähnliches gilt für Hahn-Süd, wo die Fläche mit 18 Hektar sogar dreimal so groß ist wie in Bleidenstadt, allerdings sind davon auch acht Hektar für Gewerbe vorgesehen.
Keine unmittelbar bemerkenswerten Auswirkungen
Zehner kann sich vorstellen, die Planung dieses Areals mit einer europaweiten Ausschreibung voranzutreiben, um kreative Konzepte für ein ökologisch vorbildliches Quartier anzuregen. Aber auch bei Gewerbegebieten gibt es Fortschritte. Erst in der vergangenen Woche hat der Magistrat dem Vorentwurf des Bebauungsplanes für die Erweiterung des Gewerbegebiets Orlener Stock zugestimmt. Geplant ist, die Straße „Am Orlener Stock“ bis zur Waffelfabrik Löser zu führen. Damit wird eine neue, 29 000 Quadratmeter große Gewerbefläche erschlossen. Sie ist im Eigentum der Stadt, die Taunussteiner Unternehmen bei der Erweiterung helfen will.
Wenn Taunusstein die 30 000-Einwohner-Schwelle dauerhaft genommen hat, wird das allerdings keine unmittelbar bemerkenswerten Auswirkungen haben. Die Stadt wäre dann laut Zehner aber in der Lage, eine eigene Verkehrsbehörde zu gründen. Auch eine höhere Vergütung der Spitzenbeamten im Rathaus wäre fortan möglich. Zehner erwartet sich außerdem Effekte in der Berechnung des kommunalen Finanzausgleichs. Vor allem die Zuzüge von vermutlich eher gut verdienenden Neubürgern dürften die wichtigste Steuerquelle der Stadt, den kommunalen Anteil an der Einkommensteuer, weiter stärken.
Taunusstein hat die weitere Entwicklung in einem neuen Flächennutzungsplan vorgezeichnet, der möglichst bald in Kraft treten soll. Zunächst allerdings muss die Stadt noch das Regierungspräsidium davon überzeugen, dass Taunusstein mit seiner Entwicklung auch in die richtige Richtung geht.