Ball des Weins : Genuß im Überfluß
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Unter der Überschrift der „Goldenen Zwanziger“ verwöhnten Spitzenweine und Speisen von Spitzenköchen beim Ball des Weins in Wiesbaden die Gaumen der Gäste.
Genuß im Überfluß: Spitzenweine, von Spitzenköchen zubereitete Köstlichkeiten für Zunge und Gaumen, die Sinne anregende Dekorationen und Musik, wohin man hört. Der „Ball des Weins“, der sich mindestens aus Sicht von Ministerpräsident Roland Koch (CDU) längst an „die Spitze deutscher Ballveranstaltungen“ vorgearbeitet hat, braucht Vergleiche jedenfalls nicht (mehr) zu scheuen.
Bereits die Wahl des diesjährigen Mottos ließ auf eine rauschende Ballnacht hoffen. Was schon eignet sich besser als Symbol für überschäumende Lebensfreude als der Mythos der „Goldenen Zwanziger“, jene von der Weltwirtschaftskrise 1929 jäh beendeten Jahre hoffnungsvollen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs und extremer Gegensätze.
Ausschweifender Luxus wie anno dazumal, die Dekadenz des sich mit langer Zigarettenspitze emanzipiert gebenden Vamps, die Straußenfeder am Kopfschmuck, der Charleston und das kleine Schwarze: all das war am Samstag beim sechsten vom Verband Deutscher Staatsweingüter im Wiesbadener Kurhaus veranstalteten Ball angesagt. Und viele der etwa 1300 Gäste, die sich von Saal zu Saal schoben, um hier einen guten Tropfen, dort eine von Meisterköchen zubereitete Leckerei zu kosten, kamen vor lauter Sinnenfreuden vermutlich kaum zum Tanzen.
A-cappella-Musik von „Tailed Comedians“
Bei der Gala im besonders festlich arrangierten Thierschsaal hatte VDP-Präsident Michael Prinz zu Salm-Salm darüber hinaus eine schöne Erklärung für die Idee parat, die „Goldenen Zwanziger“ in der Ballnacht der Winzer wiederzubeleben: Der VDP hatte kürzlich eine Sammlung Weinkarten der letzten 100 Jahre ersteigert, darunter eine des Wiesbadener Kurhauses von 1926. Und siehe da: Die Gäste mußten nicht etwa für einen Chateau La Fitte des Jahres 1887 am tiefsten ins Portemonnaie greifen, der teuerste Wein war vielmehr ein Steinberger Kabinett des Jahrgangs 1892.
Zu diesem „alten Preisgefüge“ wollten die deutschen Prädikatsweingüter wieder zurück, sagte ihr Präsident - flankiert von „stilecht“ mit Federboa und blauer Feder am Stirnband geschmückter Gattin: „Das ist doch kein Wunder, daß wir Winzer alles dafür tun.“ Hessens Ministerpräsident, der die aufschlußreiche 80 Jahre alte Weinkarte als Geschenk entgegennehmen durfte, griff das Thema gerne auf. Als Liebhaber deutscher Weine, so Koch, müsse man eigentlich ein schlechtes Gewissen haben, „wie wenig wir den Winzern für ihre tollen Produkte bezahlen müssen“.
Den „Zwanzigern“ war selbstverständlich auch das Showprogramm zur Gala gewidmet - angefangen von den „Tailed Comedians“ mit ihrem A-cappella-Repertoire à la Comedian Harmonists über einen Louis-Armstrong-Imitator bis hin zum umjubelten Stargast Johannes Heesters, der sein Publikum noch immer in seinen Bann zu ziehen versteht. „Die Jahre flogen dahin, im Herzen blieb ich jung“, sang der 102 Jahre alte Künstler - und lockte mit ungestümem „Aauah“, fast wie Tarzan seine Jane, seine annähernd 50 Jahre jüngere Ehefrau auf die Bühne. „Durch dich wird diese Welt erst schön“ - er hielt sie an beiden Händen, und es klang wie eine immer noch kraftvolle Ode nur für seine „Simone“. Die im Saal hielt es nicht auf den Stühlen. Stehend spendeten sie der „lebenden Legende“ des Showgeschäfts minutenlang Beifall.