50 Angreifer in Dietzenbach : Hessens Innenminister: Einsatzkräften wurde „eine Falle gestellt“
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Wenn Helfer zur Zielscheibe werden: Im hessischen Dietzenbach wurden Einsatzkräfte offenbar gezielt in einen Hinterhalt gelockt. Bild: dpa
Sie werden zum Löschen eines Feuers gerufen und sehen sich plötzlich massiver Gewalt ausgesetzt: Dutzende Angreifer attackieren in Dietzenbach Feuerwehrleute und Polizisten. Hessens Innenminister Peter Beuth spricht von einem Hinterhalt und fordert harte Strafen.
Etwa 50 Männer haben am frühen Freitagmorgen laut Polizei im hessischen Dietzenbach (Landkreis Offenbach) Einsatzkräfte vermutlich in einen Hinterhalt gelockt und mit Steinen beworfen. Gegen Mitternacht waren die ersten Anrufe auf der Wache eingegangen, dass in der früher als „Starkenburgring“ bekannten Hochhaussiedlung ein Feuer ausgebrochen sei. Wie die Polizeiermittler später herausfinden sollten, waren mehrere Mülltonnen und ein am Straßenrand abgestellter Bagger wohl bewusst angezündet worden. Beim Eintreffen der alarmierten Kräfte seien Polizisten und Feuerwehrleute dann attackiert worden. „Offenbar handelte es sich um eine vorbereitete Aktion“, so die Auffassung der Einsatzkräfte. „Wir gehen davon aus, dass die Feuer nur gelegt wurden, um die Einsatzkräfte anzulocken“, sagte ein Sprecher der Polizei.
Schließlich seien eigens für die Straßenschlacht benötigte Steinhaufen gefunden worden – etwa unter Büschen, aber auch auf einem nahegelegen Parkdeck, von dem aus die Angreifer vor allem agierten. Die Auseinandersetzung selbst sei vergleichsweise schnell zu Ende gewesen. Dennoch habe es noch bis gegen 2 Uhr gedauert, das Wohngebiet abzusuchen und alle Spuren zu sichern.
Drei Männer wurden laut Polizei vorläufig festgenommen. Zwei von ihnen hätten den Einsatz gestört und seien Platzverweisen nicht gefolgt, der Dritte sei ein mutmaßlicher Steinewerfer. Während der Auseinandersetzung sei auch ein Hubschrauber im Einsatz gewesen.
Verletzt wurde nach bisherigem Kenntnisstand niemand. Der Sachschaden beläuft sich laut Polizei auf mindestens 150.000 Euro. Auch Einsatzfahrzeuge seien beschädigt worden. Weitere Details und Hintergründe waren zunächst unklar – etwa ob und welchem politischen Lager die Gruppe zugeordnet werden könne, hieß es. Es habe zuvor keine Hinweise auf den Vorfall gegeben.
Laut einem Sprecher der Polizei sollen in den kommenden Tagen mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei Kontrollen an dem Brennpunkt in Dietzenbach durchgeführt werden. „Wir werden in der nahen Zukunft dort massive Präsenz zeigen“, sagte der Polizeisprecher. Zudem werde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Vorfälle der Nacht untersucht. 13 Jahre sei es an dem Brennpunkt in Dietzenbach verhältnismäßig
ruhig geblieben. „Dass da immer noch schwarze Schafe wohnen, wissen wir sehr wohl.“ In dem Stadtquartier leben derzeit rund 3300 Menschen.
„Es grenzt an ein Wunder, dass kein Helfer verletzt wurde“
Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) sagte am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden: „Ein Dutzend Einsatzwagen wurden beschädigt, da grenzt es an ein Wunder, dass kein Helfer verletzt wurde“, erklärte der hessische Innenminister. „Ganz offensichtlich haben letzte Nacht rund 50 Gewalttäter unsere Einsatzkräfte in einen Hinterhalt gelockt. Die hessische Polizei konnte dank starker Unterstützung aus den angrenzenden Präsidien und dem Einsatz des Helikopters die Lage unter Kontrolle bringen.“
Beuth verurteilte die Angriffe bei einer Pressekonferenz am Freitagmittag scharf und sprach von einer „hinterhältigen und abscheulichen Gewalttat“. Die Täter hätten den Polizisten und Feuerwehrleuten „eine Falle gestellt“.
Angriffe auf die Einsatzkräfte seien symptomatisch für die ansteigende Gewalt gegenüber Polizisten, Feuerwehrleuten und Rettungskräften. In Deutschland sei die Zahl der Übergriffe auf Polizisten im vergangenen Jahr um fast neun Prozent gestiegen. „Wir brauchen nun endlich eine klare Antwort des Rechtsstaats“, sagte Beuth: „Wer Einsatzkräfte angreift, gehört in den Knast und darf nicht mit einer Geldstrafe davonkommen.“
Der hessische Innenminister bedauerte, dass der Bundesgesetzgeber eine entsprechende Initiative seinerseits nur zum Teil aufgegriffen habe, und kündigte an, das Thema abermals in der Konferenz der Innenminister zur Sprache zu bringen. Die Polizeipräsenz in Dietzenbach werde nun erhöht. Es sei nicht auszuschließen, dass es Zusammenhänge zu kürzlich verübten Straftaten gebe. Die Hintergründe seien jedoch noch unklar.