
Aktionen in der Natur : Kinder sind keine Müllzwerge
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Erlebnis Wald: Naturpädagogik bietet Chancen. Bild: Frank Rumpenhorst
In dieser Woche waren viele Kinder im Wald. Als kleine Müllleute verkleidet und mit Spraydosen, um Hundekot zu markieren. Die Absicht ist gut. Aber gelungene Naturpädagogik ist das trotzdem nicht.
Diese Woche war Tag des Waldes, aber nicht gerade Tag des Kindes. Und das, obwohl viele Kinder in die Natur ausgeschwärmt sind. Besonders im Taunus. Die „Dreckspatzen“ aus Glashütten waren die erste von mehreren Kitas und auch Grundschulen im Hochtaunuskreis, die in Warnwesten gesteckt und mit Müllzangen losgeschickt wurden, um Plastikmüll und anderen Dreck einzusammeln, den vermutlich deutlich ältere Personen in Weilrod, Kronberg, Neu-Ansprach und Glashütten weggeworfen haben. Da hilft es auch nichts, dass die nagelneuen Arbeitshandschuhe in Orange ziemlich schick aussahen. Jedenfalls vor der Sammelei.
Die Aufgabe der „Wald- und Heidezwerge“ aus Oberursel war noch etwas eigenwilliger: Die Kinder haben Hundehaufen bunt besprüht. Dass die städtische Kita ein Spray aus „unbedenklicher Farbe“ benutzt hat, ist natürlich sehr erfreulich. Ändert aber nichts daran, dass Hundehaufen, wie die Stadt vollkommen zu Recht mitteilt, „wirklich ekelig“ sind. Das gilt für Menschen jeden Alters, die hineintreten. Aber eben auch für sehr kleine Menschen, die den Dreck aufspüren sollen, weil der Kindergarten etwas Gutes tun will. Denn die gute Absicht ist ja unverkennbar da. Den Leuten soll klar werden, wie viele Haufen im Wald liegen. Aber muss dafür eine einzige Kindergruppe an einem Tag zwanzig Hinterlassenschaften markieren?
Lerneffekt als gute Absicht
Wenn die Schilder im Wald nicht reichen und es dort mit Bußgeld schwieriger ist als auf Plätzen, helfen vielleicht mehr Mülleimer. Oder eine Aktion, bei der volljährige Hundehaufen-Hasser das Gespräch mit volljährigen Hundehaltern suchen. Als Müllleute verkleidete Kinder „junge Umweltschützer“ mit „sichtbarem Stolz“ zu nennen, ist dagegen nicht nur sehr betulich, sondern auch ein bisschen übergriffig. Nicht, dass sich die „Dreckspatzen“ bald umbenennen müssen in „Müllzwerge“.
Eine weitere gute Absicht ist der Lerneffekt. Jungvögel ertrinken im Nest, wenn ihre Eltern darin Plastiktüten verbauen. Das können Kinder aber auch erfahren, indem es ihnen jemand unter einem Baum mit Nistplätzen erzählt. Beispiele für gelungene Naturpädagogik gibt es viele. Nicht nur die Pflanzaktion einer Königsteiner Schule hat diese Woche gezeigt: Der Wald ist ein großartiger Lernort. Auch ohne Müllzange.