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Andrea Diener, Korrespondentin im Main-Taunus-Kreis

Ängstliche Anrufe im Rathaus : Keine Angst vor Sandbienen

  • -Aktualisiert am

Eine Bärtige Sandbiene (Andrena barbilabris) in Mainz. Vom Aussterben bedroht ist sie noch nicht, aber auf der Vorwarnstufe. Bild: dpa

Besorgte Hofheimer Bürger alarmieren die Stadtverwaltung wegen Sandbienen auf Spielplätzen. Dabei sind die Insekten harmlos, nützlich und können nicht einmal richtig stechen.

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          Sandbienen, auch Erdbienen genannt, machen auch nur ihren Job. Sie bestäuben fleißig Beerensträucher und Obstbäume, damit wir Menschen Obst ernten können, und gehen sonst ihrem Wildbienen-Tagwerk nach. Das heißt, sie buddeln Löcher in sandige Erde, weshalb sie so heißen wie sie heißen, und legen darin ihre Eier ab. Sandbienen sind wie viele Wildbienen lieber für sich, weshalb sie keine Völker bilden. Ganz allein sind sie aber auch ungern, deshalb graben sie ihre Löcher nebeneinander.

          Wenn die kleinen Sandbienen aus ihren Eiern schlüpfen und aus den Löchern kriechen, dann schwirrt manchmal ein ganzer Trupp herum. Allerdings sind auch die nebeneinander schlüpfenden Bienen eher Individualisten, das heißt, sie tun sich nicht zusammen und gehen gemeinsam auf jemanden los. Jede einzelne macht ihr Ding, und wenn sie aus Versehen doch einmal sticht, dann ist ihr Stachel so weich, dass er nicht einmal durch die menschliche Haut dringt. Generell gehen sie Auseinandersetzungen eher aus dem Weg, weil sie dabei nur den Kürzeren ziehen. Frisch geschlüpfte, noch leicht orientierungslose Sandbienen sind also so ziemlich das friedlichste und harmloseste, was man im Insektenreich antreffen kann. Meistens haben sie sogar noch einen kleinen flauschigen Pelz um.

          Nicht leicht sich von den Tieren bedroht zu fühlen

          Es ist also nicht ganz einfach, sich von Sandbienen bedroht zu fühlen, doch einige Bürger der Stadt Hofheim haben es tatsächlich geschafft. Und sie haben diese Angst nicht etwa heimlich für sich ausgelebt, sondern im Rathaus angerufen. Und es waren so viele, dass die Stadt sich daraufhin bemüßigt fühlte, eine Presse-Information herauszugeben unter dem Titel „Sandbienen auf Spielplätzen – geschützt und harmlos“, um Entwarnung zu geben vor den Tücken dieser freilebenden Wildtiere.

          „Aktuell gibt es im Rathaus Anrufe von besorgten Eltern wegen Sandbienen auf Spielplätzen“, heißt es da. Und es fällt nicht so ganz leicht, sich auszudenken, was sich diese Anrufer vorstellen, was genau das Rathaus gegen diese im Übrigen geschützten Insekten unternehmen soll. Man fragt sich ohnehin, wie eigentlich Naturschutz gelingen soll, wenn jedes Tierchen, das in die menschliche Sphäre eindringt, sofort zu besorgten Reaktionen führt. Abgesehen davon, dass es auch klug wäre, den Kindern, um die es auf den Spielplätzen ja geht, frühzeitig beizubringen, wie mit Insekten umzugehen ist (nicht fuchteln, im Zweifel ruhig weggehen). Aber oft genug wissen das die Eltern wohl selbst nicht so genau. Und rufen lieber die Stadtverwaltung an, damit die etwas unternimmt gegen zu viel Natur.

          Das tut sie allerdings nicht. Die Nester sind geschützt. Und auch sonst rät man in der Hofheimer Verwaltung berechtigterweise zu etwas mehr Gelassenheit: „Es reicht abzuwarten, da der Spuk nach ein paar Tagen von ganz alleine vergeht.“

          Andrea Diener
          Korrespondentin im Main-Taunus-Kreis

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