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Radwege müssen nicht genutzt werden : Planer lenken Radfahrer auf die Auto-Straßen

  • -Aktualisiert am

Doppelte Verkehrsführung: An der Frankenallee gibt es auf beiden Seiten zwei Radwege. Bild: Röth, Frank

Auf dem Radweg fahren oder auf der Straße? Diese Frage stellen sich seit Aufweichung der Radweg-Benutzungspflicht viele Radler. Mancherorts fällt die Antwort schwer.

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          An der Frankenallee im Frankfurter Stadtteil Gallus gibt es seit einiger Zeit zwei Radwege - und zwar auf beiden Seiten. Zum einen ist da die alte Radspur, die rechts neben der Auto-Fahrbahn und dem Parkstreifen verläuft. Fußgänger und Radler teilen sich diesen Weg, wobei sich Radweg und Bürgersteig farblich unterscheiden. Der neu ausgewiesene zweite Radweg verläuft auf der Straße. Das auf die rechte Fahrbahnseite gesprühte Piktogramm eines Fahrrads weist die Radfahrer an, sich diesen Weg mit den Autofahrern zu teilen.

          Neulich entspann sich ein Streit zwischen einem Fußgänger und einem Radfahrer, der nicht auf der Auto-Fahrbahn fuhr, sondern den alten Radweg benutzte. „Sie dürfen hier nicht fahren!“, herrschte der Passant den Radler an. Dieser keifte zurück: „Doch, das hier ist ein Radweg.“ Die beiden Streithähne kamen zu keiner Einigung.

          Rechtlich ist die Sache aber eindeutig. Ist ein Radweg mit einem blauen Schild gekennzeichnet, dann muss der Radler ihn benutzen. Woraus folgt, dass er in diesem Fall nicht auf der Autostraße nebenan fahren darf. Dies ist an stark genutzten Einfallstraßen der Fall, in Frankfurt etwa am Alleenring. An besagter Frankenallee sind dagegen die Radwegschilder entfernt worden. Dies bedeutet, so erklärt der Leiter des Frankfurter Straßenverkehrsamtes, Ulrich Schöttler, dass sich Radfahrer aussuchen können, welchen der beiden Radwege er benutzt.

          Oft kommt es zu Unfällen

          Doppelte Radwege an jeder Straßenseite wie an der Frankenallee wird es künftig häufiger geben. Denn die Verkehrspolitik, gezwungen von einem Verwaltungsgerichtsurteil aus dem Jahr 2010, hat das Ziel ausgegeben, die Radfahrer möglichst auf der normalen Fahrbahn fahren zu lassen, auch wenn ein gesonderter Radweg vorhanden ist. Das alte Konzept, die Radler auf eigenen Wegen vom motorisierten Verkehr zu trennen, haben die Verkehrsplaner aus Sicherheitsgründen aufgegeben.

          Denn zu oft ist es an Abbiegungen, Einfahrten und Kreuzungen zu Unfällen gekommen, weil der abbiegende Auto- oder Lastwagenfahrer den Radler übersehen hatte. Wenn die Radfahrer, so die Überlegung, die normale Fahrbahn gemeinsam mit den Autofahrern benutzen, werden sie von diesen besser wahrgenommen. Nur in Ausnahmefällen, etwa wenn eine Straße besonders stark von Lastwagen befahren wird oder dort schon einige Unfälle passiert sind, soll er weiterhin zur Nutzung eines abgetrennten Radwegs verpflichtet werden. Erkennbar ist dies an den blauen Radwegschildern.

          Ampeln müssen sich den Radfahrern anpassen

          In Frankfurt hat der Radverkehr mittlerweile einen Anteil von 15Prozent erreicht. Dort ist das beim Straßenverkehrsamt angesiedelte Radfahrbüro derzeit dabei, die Straßen mit separaten Radwegen systematisch daraufhin zu überprüfen, ob die Radweg-Benutzungspflicht aufgehoben werden soll. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hat den Behörden eine Liste von Stellen vorgelegt, an denen seiner Meinung nach die Verpflichtung zum Fahren auf dem Radweg wegfallen soll.

          Die neue Verkehrspolitik, die den Radler auf die normalen Straßen lenken möchte, schafft freilich neue Probleme. Eines betrifft die Schaltung der Ampeln an Kreuzungen. Wenn die Signalanlage auf Rot springt, darf die Ampel, die den Querverkehr regelt, nicht sofort auf Grün schalten. Es bedarf einer Schutzzeit von einigen Sekunden, bis die noch bei Gelb losgefahrenen Verkehrsteilnehmer die Kreuzung geräumt haben. Das Tempo von Autos ist bei der Programmierung dabei in der Regel der Maßstab.

          Radfahrer brauchen aber länger, um die Kreuzung zu überqueren. Wenn also künftig die Radler nicht mehr auf ihren eigenen Radwegen, sondern auf der Straße fahren, muss sich die Programmierung der Ampeln nach ihrem Tempo richten. Dies hat zur Folge, dass die Schutzzeit länger wird. Es können also weniger Wagen über eine Kreuzung geschleust werden - was bei stark frequentierten Einfallstraßen schnell zu Staus führt.

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