Corona-Proteste : Keine Vorfälle bei „Querdenken“-Demonstration in Offenbach
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Gegner der Corona-Maßnahmen der Regierung ziehen durch die Offenbacher Innenstadt. Bild: Michael Braunschädel
Hunderte Menschen haben am Samstag in Offenbach gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung protestiert. Die Kundgebung verlief friedlich. Zu einer Gegendemonstration versammelten sich gut 300 Menschen.
In der Innenstadt von Offenbach haben am Samstag mehr als tausend Menschen mit einem Protestzug gegen eine Impfpflicht und die staatlichen Corona-Regeln demonstriert. An dem Protestzug beteiligten sich laut Polizei etwa 1200 Personen und damit etwas weniger als erwartet. Bei Gegenkundgebungen demonstrierten etwa 300 Personen gegen den Protestzug.
Auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Rathaus zog der Protestzug an einer der Gegenkundgebungen vorbei. Demonstranten auf beiden Seiten riefen Parolen, es kam zu Wortgefechten. Die Teilnehmer des Protestzugs formten mit ihren Händen Herzen oder zeigten den Mittelfinger. Die Teilnehmer der Gegenkundgebung drückten ihre Ablehnung mit einem Daumen nach unten aus, vereinzelt wurden auch Mittelfinger gezeigt. Die Gegenkundgebung skandierte „Nazis raus“. Einzelne Teilnehmer des Protestzugs stimmten ein. Beim zweiten Zusammentreffen der Parteien in der Kaiserstraße skandierten auch Teile des Protestzugs „Nazis raus“.
Der Aufzug stand unter dem Motto „Großer Marsch für Frieden und Zusammenhalt!“. Die Gegner der Corona-Regeln forderten in Lautsprecherdurchsagen „eine freie Impfentscheidung“ und nahmen dabei häufig Bezug auf Kinder. Sie stellten die Gefährlichkeit des Coronavirus in Frage und verbreiteten Gerüchte über die Corona-Impfungen.
Unter den Zugteilnehmern waren viele Menschen mittleren Alters, vereinzelt auch Eltern mit ihren Kindern. Augenscheinlich kamen viele Teilnehmer selbst nicht aus Offenbach. Die Demonstranten trugen Plakate mit den Aufschriften „Impfpflicht ist keine Demokratie“ oder „Vor Gott sind alle Menschen gleich“. Eine junge Frau trug ein Plakat, auf dem „Herzmuskelentzündungsverweigerer“ stand. Vereinzelt waren Israel-, aber auch Regenbogen-Fahnen zu sehen. Unter den Teilnehmern des Protestzugs waren mit Daniel Lachmann und Stefan Jagsch auch mindestens zwei hohe Funktionäre der rechtsextremen NPD. Lachmann ist laut Partei-Website der hessischen Landesvorsitzende, Jagsch sein Stellvertreter.
Zu dem Protestzug hatten unter anderem „ Rhein-Main-steht-auf“ und „Querdenken-615 Darmstadt“ aufgerufen. Sie hatten auch über Telegram-Kanäle der „Querdenken“-Bewegung mobilisiert. Die Bewegung wird vom hessischen Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet. Der Verfassungsschutz registriert auf den Demonstrationen rechtsextreme und antisemitische Ideologien. Er beschreibt eine „verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“.
Zu den Gegenkundgebungen hatte das Aktionsbündnis „Solidarisches Miteinander“ aufgerufen. Dazu gehören unter anderem Gewerkschaften, die Jusos, die Linksjugend und die Naturfreunde. Sie demonstrierten unter dem Motto „Solidarisch durch die Krise: Querdenken stoppen!“. Sie waren vor dem Rathaus, auf dem Mathildenplatz und in der Kaiserstraße zusammengekommen. Zusätzlich fand vor der Synagoge in der Kaiserstraße eine Mahnwache statt.
Auf dem Protestzug war die Stimmung teilweise gelöst. Die Teilnehmer trommelten und tanzten zur Musik. Manche Anwohner winkten, wippten im Takt oder filmten aus ihren Fenstern. Andere wirkten eher ablehnend. An einem Haus war ein Transparent mit der Aufschrift „Nazis raus“ befestigt.
Der Protestzug zog vom Büsingpark am Rathaus vorbei, am Main entlang und über die Berliner Straße. Die Berliner Straße und die Kaiserstraße waren über mehrere Stunden gesperrt. Die Polizei regelte den Verkehr, es kam zu kürzeren Staus.
Der Protestzug und die Kundgebungen verliefen ohne Zwischenfälle. Über weite Strecken hielten sich die Demonstranten an den vorgeschriebenen Abstand von zwei Metern zueinander. Masken wurden allerdings kaum getragen. Die Polizei stellte aber keine Verstöße gegen die Auflagen der Demonstration fest.