Die grausame Liste
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„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, steht an der Fassade des Frankfurter Gerichtsgebäudes: Von Mittwoch an wird dort gegen einen mutmaßlichen Folterer aus Syrien verhandelt. Bild: Frank Röth
Alaa M. steht in Frankfurt vor Gericht. Folteropfer des syrischen Regimes erkannten in dem syrischen Arzt ihren Peiniger. Der am Mittwoch beginnende Prozess hat auch eine weltpolitische Dimension.
An einem Freitag, am 19. Juni 2020, wird Alaa M. festgenommen. Ein Arzt, der fünf Jahre zuvor nach Deutschland ausgereist war. Ein Orthopäde, der im Norden Hessens, in Bad Wildungen und Hessisch Lichtenau, praktiziert hat. In Beirut hatte der Syrer sich 2015 in der deutschen Botschaft ein Visum besorgt. Weil es an Ärzten in Deutschland mangelte, war es für den Mann eine Leichtigkeit, das Visum und später eine Anstellung zu erhalten. Menschen, die Alaa M. erlebten, nachdem er angefangen hatte, in Deutschland als Arzt zu arbeiten, beschreiben ihn als unauffällig. Andere dagegen erkannten in Alaa M. jemand ganz anderen: einen Folterer des syrischen Regimes.
Die Taten, die der Mann begangen haben soll, sind in ihrer Brutalität außergewöhnlich. Das wird nur allzu deutlich aus dem, was die Bundesanwaltschaft mühevoll ermittelt hat. Zu lesen, was der syrische Arzt anderen Menschen angetan haben soll, ist schwer zu ertragen. In sachlichem Ton legt die Strafverfolgungsbehörde dar, warum Alaa M. sich nun vom 19. Januar an vor dem Frankfurter Oberlandesgericht verantworten muss. Die Liste ist lang und fürchterlich.
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