Für mehr Wildkatzen in Hessen : Mit Sendern in die Natur
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Unter Druck: Der Lebensraum von Wildkatzen wird immer kleiner. Bild: dpa
Früher waren Wildkatzen in Hessen weit verbreitet, heute sind sie in freier Wildbahn nur noch selten anzutreffen. Wissenschaftler verfolgen jetzt ein Projekt zur Wiederansiedlung.
Zwei Wildkatzen, die im Opel-Zoo in Kronberg aufgezogen worden waren, sind wieder in der freien Natur unterwegs. Bei den beiden Weibchen handelt es sich um Fundtiere, die im Sommer vergangenen Jahres in den Opel-Zoo gebracht worden waren. Bevor sie freigelassen wurden, hatten sie Biologen der Arbeitsgemeinschaft Wildtierforschung der Gießener Universität mit Senderhalsbändern ausgestattet. Womit sich nach Angaben der Universität erstmals die Gelegenheit bietet, die Wiederansiedlung von im Zoo aufgezogenen Wildkatzen zu untersuchen.
Die beiden Tiere hatten in einem Gemeinschaftsgehege des Opel-Zoos gemeinsam mit anderen Wildkatzen gelebt. Nachdem man ihnen die Senderhalsbänder umgelegt hatte, wurden die Tiere zunächst einige Tage beobachtet, bevor sie in ein Übergangsgehege in den Wäldern des Hintertaunus gebracht wurden. Schon zu Beginn wurde dort jeglicher Kontakt zu Menschen vermieden, der über die Fütterung hinausging.
Nach knapp vier Wochen öffneten sich dann die Pforten des Geheges, so dass die Katzen erstmals auf eigene Faust die umliegenden Wälder erkunden konnten. Anfangs stellten Mitarbeiter des Forstamts noch Futter bereit, zum Fressen zurückgekehrt sind die Tiere allerdings nicht. Was darauf hindeutet, dass sie sich in der neuen Umgebung selbst versorgen konnten.
Aufzucht und Vorbereitung zur Auswilderung sind aufwendig
Bei den beiden Wildkatzen handelt es sich nach Angaben der Gießener Biologen um Ausnahmen. Denn Wildkatzenjunge seien in menschlicher Obhut einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. Zudem ist die Wildkatze, die bevorzugt in urwüchsigen Wäldern lebt, eine geschützte Art.
Leider komme es immer wieder vor, dass in der Natur aufgefundene Jungtiere fälschlicherweise als verlassen wahrgenommen würden, obwohl sich die Mutter nur auf Jagd befinde oder sich sogar in der Nähe aufhalte, sagt Teresa Nava von der Arbeitsgemeinschaft Wildtierforschung. Auch wenn sicher sei, dass das Muttertier nicht zurückkehre, dürften verwaiste Jungkatzen nur mit professioneller Begleitung aufgenommen werden. Denn die weitere Aufzucht und die Vorbereitungen zur Rückkehr in die Natur seien aufwendig, die Erfolgsaussichten weitgehend unerforscht. Deshalb wird die Wiederansiedlung der im Opel-Zoo aufgezogenen Wildkatzen wissenschaftlich begleitet.
Besonders gefährdet durch Eingriffe in den Lebensraum
Dies geschieht zusammen mit dem Projekt „Raumnutzungsverhalten der Wildkatze als Grundlage für die Raum- und Verbundplanung“ der Arbeitsgemeinschaft Wildtierforschung der Gießener Universität statt. Daran beteiligt sind zudem der Landesverband Hessen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Institut für Tierökologie und Naturbildung Laubach. Gefördert wird das Forschungsprojekt vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie sowie vom Regierungspräsidium Gießen. Mit Unterstützung des Forstamts Wetzlar waren zu Beginn dieses Jahres Wildkatzen im Lahn-Dill-Kreis mit Sendern ausgestattet worden, deren Wege seither erfasst und analysiert werden. Mit den beiden Exemplaren aus dem Opel-Zoo konnte das Projekt erweitert werden.
Die Wildkatze ähnelt mit ihrem braun-gelben Fell der Hauskatze, hat allerdings einen kräftigeren Körperbau und ein stumpfes Schwanzende. Sie war früher weit verbreitet. Doch wurden die Bestände dezimiert, denn viele Jäger hielten die Tiere fälschlicherweise für verwilderte Hauskatzen, und auch frei laufende Hunde machten ihnen zu schaffen.
Besonders gefährdet waren und sind Wildkatzen aber durch Eingriffe in ihre Lebensräume. Landwirtschaft und Siedlungen breiten sich noch immer aus, Straßen zerschneiden Wälder. Was zur Folge hatte, dass die Reviere der Wildkatze immer kleiner wurden, Rückzugsräume vielerorts nur noch isoliert bestehen. Als Folge nahm die Zahl der Tiere stark ab, zumal sie anfälliger für Krankheiten und Inzucht wurden.
Von den Daten über Aufenthalte und Wanderrouten der mit Sendern ausgestatteten Tiere versprechen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse, die für die Wiederansiedlung von Wildkatzen und den Erhalt von Lebensräumen genutzt werden können. Und damit zu einem längerfristigen Überleben dieser selten gewordenen Tiere.