Preisverleihung auf Musikmesse : Ohne Show kein Star
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Clowns und Helden: Die Show von DJ Bobo während der Lea-Verleihung ehrt den Veranstaltungstechniker. Bild: Wolfgang Eilmes
Die Verleihung der Lea-Preise setzt den glanzvollen Auftakt für die Musikmesse. Manche Künstler schwelgen aber allzu sehr in der guten alten Zeit.
Dass der legendäre Toto-Frontmann Bobby Kimball, die Scorpions, DJ Bobo und Marianne&Michael gemeinsam auf dem roten Teppich stehen, kommt eher selten vor. Bei der Verleihung des Deutschen Live-Entertainment-Preises der Veranstaltungsbranche zum Auftakt der Musikmesse zeigten sie sich am Dienstagabend als große Musik-Familie. Der Lea, wie die vergebene Auszeichnung abgekürzt heißt, sei ein wichtiges Treffen, hob Klaus Meine von den Scorpions hervor. Es gehe schließlich darum, die Menschen hinter den Kulissen zu ehren, die dafür sorgten, dass Leute wie er auf der Bühne stehen könnten.
An diesem Abend rückten vor allem die Patriarchen in den Mittelpunkt. Hans-Werner Funke zum Beispiel, der in 55 Jahren von Hildegard Knef bis Helene Fischer die Großen der Branche auf die Bühne holte und den Preis für sein Lebenswerk erhielt. Oder Marek Lieberberg. Als Veranstalter von allein 16 großen Open-Air-Konzerten, Rockfestivals, aber auch vielen kleinen Clubkonzerten beherrscht er die Branche seit Jahren. In drei der insgesamt 14 vergebenen Kategorien war seine Frankfurter Konzertagentur nominiert, ging allerdings leer aus.
Mit Bauchreden zur Show des Jahres
Dafür wurde er zusammen mit seinem Sohn André zum Veranstalter des Jahres gekürt, und das bereits zum sechsten Mal in neun Jahren. Dass Lieberberg der Veranstaltung dennoch kritisch gegenübersteht, ist bekannt, seit er 2011 den Preis für sein Lebenswerk ablehnte und den Lea-Machern Opportunismus vorwarf. Eine Versöhnung und weitere Preise folgten. „Jeder weiß, was ich vom Lea halte“, sagte er auch diesmal in seiner Dankesrede, zeigte sich aber doch gerührt von den Worten des Sängers Rea Garvey, der ihm in der Laudatio eine nicht aufzuhaltende Kraft bescheinigte sowie eine Leidenschaft für die Musik, die er auch an seine Söhne weitergegeben habe.
Noch emotionaler wurde die Stimmung beim Gedenken an den im Jahr 2013 verstorbenen Veranstalter und Lea-Ehrenpräsidenten Fritz Rau, dessen verschmitztes Lächeln unter Applaus noch einmal auf der Leinwand aufleuchtete. Für bezaubernde und clowneske Momente sorgten die Geschwister Meret und Ben Becker – sie mit einem Zirkuslied, er mit einer Lobeshymne auf den Bauchredner Sascha Grammel, dessen Tournee den Titel „Show des Jahres“ erhielt.
Der peinliche Teil der Musik-Familie
Wie bei allen Familientreffen wurde auch beim Lea in Erinnerungen geschwelgt. Manch Älterer erzählte auf der Bühne ein bisschen viel von früher, etwa von der Gründung der Rockpalast-Nächte in der als beste Arena ausgezeichneten Grugahalle in Essen. Andere zelebrierten ihren zweiten Frühling, wie der zum Altrocker umgestylte Schlagerstar Heino, der seinen Manager Jan Mewes in einer ebenfalls ausufernden Laudatio ehrte. „Ich weiß, für viele von Ihnen ist es die Höchststrafe, mich hier singen zu hören“, stellte er schließlich fest, tat es dann aber trotzdem und präsentierte seine schwarz-braune Haselnuss als Swing-Version mit Hiphop-Einsprengseln.
Die Schlagerbranche, die in der Musik-Familie nach wie vor gerne als der peinliche Teil der Verwandtschaft behandelt wird, war stark vertreten an dem Abend, offenbar eine Reaktion auf Beschwerden ihrerseits, bei der sie ihre volkswirtschaftliche Bedeutung ins Felde führte, wie Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Veranstaltungswirtschaft und Produzent der Show, verriet.
„Mehr Jüngere ehren“
Auf dem roten Teppich stahlen Jürgen Drews mit Frau und Tochter, Michael Wendler und Beatrice Egli den Vertretern der Pop- und Rocksparte schon allein wegen ihrer strass- und paillettenbesetzten Garderobe die Schau. Weil der „Olé Party Sommer 2013“ von Wendlers Manager Markus Krampe mit bis zu 60000 Besuchern zudem als Festival des Jahres ausgezeichnet wurde, durften sie danach auch auf der Bühne gratulieren.
Die beiden Country-Rocker Alec Völkel und Sascha Vollmer von Bosshoss schafften es dagegen nicht dorthin. Sie gingen als Nominierte im Künstlermanagement leer aus. „Wir sind trotzdem gerne gekommen. Die Live-Branche ist wichtig, besonders für junge Musiker, die die Clubs brauchen, um bekannter zu werden“, stellte Völkel fest. Dass zum Club des Jahres das bereits legendäre Café Hahn in Koblenz gekürt wurde, welches neben der Musik vor allem Comedy und Varieté im Programm hat, wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten der Club-Szene des Landes.
Frankfurts zweiter großer Veranstalter, Ossy Hoppe, der mit seinem Sohn und Partner Oliver zum Familientreffen gekommen war, wünschte sich ebenfalls mehr Engagement für den Nachwuchs. Er selbst hat bereits vier Leas im Schrank stehen. Seine Firma Wizard Promotions, nominiert für den Auftritt von Kiss in der Waldbühne als bestes Konzert des Jahres, ging dieses Mal leer aus. Der Vorjahressieger zeigte aber Verständnis dafür. Es könnten nicht immer dieselben gewinnen. Deshalb regten Vater und Sohn Hoppe an, man solle andere Kategorien schaffen, um mehr Jüngere zu ehren. Ob die Veranstalter das ähnlich sehen, wird das nächste Familientreffen zeigen.