Pixomondo : Oscar-Jubel im Frankfurter Ostend
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And the winner is Pixomondo: Im Vorführraum des Unternehmens brach nach dem Oscar-Gewinn am frühen Montagmorgen der große Jubel aus. Bild: dpa
Pixomondo feiert: Für die Arbeit an „Hugo Cabret“ hat das Frankfurter Effekte-Studio den Oscar bekommen. Ob die Trophäe in die Firmenzentrale kommt, steht noch nicht fest.
Um 3.56 Uhr am frühen Montagmorgen kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Lange hatten sie sich gedulden müssen, die gut 40 Mitarbeiter, die sich im kleinen Kinosaal von Pixomondo an der Frankfurter Lindleystraße versammelt hatten, um gemeinsam die Oscar-Verleihung zu schauen. Dann endlich stand die Auszeichnung der besten visuellen Effekte auf dem Programm. „And the winner is: Hugo Cabret“ - der Film von Martin Scorsese also, für den Pixomondo fast alle visuellen Effekte erstellt hat.

Redakteur in der Wirtschaft.
So geht in diesem Jahr der wichtigste Filmpreis auch nach Frankfurt. „Wir sind überglücklich und stolz, nach unserer Arbeit für ,Hugo Cabret‘ nun den Oscar in Händen zu halten“, sagte Deutschland-Chef Christian Vogt am Montag. „Wir haben alle kaum geschlafen“, fügte die Frankfurter Standortleiterin Sabrina Gerhardt hinzu, „und ich höre schon wieder jemanden anstoßen.“
2001 gegründet
An neun der elf Pixomondo-Standorte in Europa, Asien und Nordamerika wurde an dem Scorsese-Film gearbeitet. Mehr als zwei Drittel der gut 670Mitarbeiter waren länger als ein Jahr damit beschäftigt, Flächen, die bei den herkömmlichen Dreharbeiten grün abgedeckt wurden, mit animierten Bildern zu vervollständigen. Der Film erzählt die Geschichte eines Waisenjungen, der gemeinsam mit einer metallenen Aufziehpuppe in einem Pariser Bahnhof der dreißiger Jahre lebt. In gut der Hälfte des Films sind Bildteile aus den Pixomondo-Rechnern zu sehen.
Das Besondere an dem Unternehmen, das Thilo Kuther 2001 in Pfungstadt gegründet hat, ist, dass die Computer an allen Standorten miteinander zu einer großen Rechnerwolke verbunden sind. So können die Frankfurter zum Beispiel weiterarbeiten, wenn die Kollegen in Schanghai Feierabend machen, und mit der kombinierten Rechnerleistung die riesigen Datenmengen der digital erstellten Bilder berechnen.
Nie Langeweile bei insgesamt fünf Oscars
Komplett in Frankfurt entstanden ist die Albtraum-Sequenz, in der Hauptdarsteller Asa Butterfield sich in eine Maschine verwandelt. Bis kurz vor der Amerika-Premiere des Films im November habe man daran noch gearbeitet, berichtete Studioleiterin Gerhardt gestern. „Die Szene sollte zwar ein Albtraum sein, durfte aber auch nicht zu gruselig aussehen, weil der Film ja für Kinder ist.“
Da „Hugo Cabret“ insgesamt fünf Oscars bekommen habe, sei bei der Pixomondo-Feier an der Lindleystraße trotz des späten eigenen Triumphs nie Langeweile aufgekommen. Schon die erste Trophäe des Abends für die beste Kameraführung ging an das Scorsese-Werk - begleitet von Beispielszenen aus dem Film. „Da schon Bilder zu sehen, die zum Teil an unseren Rechnern bearbeitet wurden, war für alle sehr aufregend“, erzählte Gerhardt am Montag weiter.
Man hofft auf weitere Aufträge aus Hollywood
Ob die goldene Trophäe am Ende tatsächlich am Unternehmenssitz in Frankfurt stehen wird, stand gestern noch nicht fest. Denn Unternehmensgründer Kuther wohnt inzwischen in Los Angeles. Entgegengenommen haben die Auszeichnung im früheren Kodak-Theater Ben Grossmann und Alex Henning, die für die Pixomondo-Studios in L.A. und London arbeiten. Während der Pressekonferenz im Anschluss an die Verleihung sagten sie aber schon: „Gebt ihn den Deutschen. Sie haben es hingekriegt.“
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) gratulierte gestern schriftlich: „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung für Pixomondo und sind stolz, dass diese hervorragende Firma ihren Hauptsitz hier in Hessen hat.“ Und auch der Frankfurter Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) ließ es sich nicht nehmen, die Auszeichnung als „wunderbares Aushängeschild der Stadt als Standort für erstklassige Filmproduktionen“ zu feiern.
Bei Pixomondo hofft man jetzt auf weitere Aufträge aus Hollywood. Für Roland Emmerich und Lars von Trier hat das Studio bereits gearbeitet. „In ,Hugo Cabret‘ haben wir bewiesen, dass wir die kompletten visuellen Effekte für eine große Hollywood-Produktion pünktlich liefern können“, sagte Deutschlandchef Vogt gestern stolz.