Opel : Freude, Wehmut, Hoffnung
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Wehleidiges Bestaunen: Opel feiert seinen 150. Geburtstag. Bild: Kaufhold, Marcus
Zigtausende besuchen das Opel-Jubiläumsfest. Die Krise bleibt Gesprächsthema.
Eltern schieben Kinderwagen durch das Presswerk. Familien schauen zu, wie Teile des Modells Astra zusammengestampft werden. Kinder sitzen auf den Schultern ihrer Väter, damit sie besser sehen: Der Autobauer Opel in Rüsselsheim feiert seinen hundertfünfzigsten Geburtstag und hat seine Produktionshallen für Besucher geöffnet.
Der Opel-Werkschutz vermeldet zunächst 20.000 Besucher, am Nachmittag waren es wohl 30.000, die gekommen sind, um das Werk zu besichtigen und die für diesen Tag anberaumte Showproduktion mitzuerleben. Schon gegen 10 Uhr seien vor dem Gelände fast keine Parkplätze mehr frei gewesen, sagt der Rüsselsheimer Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) in seiner Ansprache. Zwischen den Hallen haben Rüsselsheimer Sport- und Karnevalsvereine ihre Stände aufgebaut. Crêpes und Bratwürste und Getränke werden verkauft. Opel-Clubs stellen ihre schönsten Oldtimer aus.
Karlo Frondorf freut sich, dass die Besucher so großes Interesse an seiner Arbeit haben
„Ich hätte mir eine andere Zeit gewünscht, um zu feiern“, sagt Wolfgang Schäfer-Klug, Betriebsratsvorsitzender bei Opel, in der Festhalle. Doch er wolle sich an diesem Tag seine Freude durch Euro-Krise und Kurzarbeit nicht verderben lassen.
Währenddessen schlendern Familien, junge Pärchen und Rentner durch Halle K170, in der die Opel endmontiert werden. Frisch lackierte Insignias hängen an gelben Greifarmen. Ein Bildschirm zeigt, wie bei der „Hochzeit“, der Motor mit der Karosserie verbunden wird. Karlo Frondorf arbeitet seit 40 Jahren bei Opel. Er freue sich, dass die Besucher so großes Interesse an seiner Arbeit haben. Das mache ihn stolz. Die Stimmung im Betrieb könnte aber besser sein, sagt er. Nächste Woche habe er keine Arbeit, denn in der letzten Septemberwoche stehen bei Opel wegen Kurzarbeit die Bänder still. Heute zeigt er seinem 16 Jahre alten Sohn Linus, wo er arbeitet. Das sei vorher noch nie möglich gewesen.
„Das lässt einen nicht los“
Auch für Norbert Muders ist es ein besonderer Tag. Der Mann in den Siebzigern hat bei Opel eine Ausbildung zum Fahrzeugmechaniker gemacht. „Das lässt einen nicht los“, sagt er, „ich hänge an Opel.“ 1968 war er Rheinland-Pfalz-Meister im Geschicklichkeitsfahren mit dem Opel Kadett, in Finden sei er mit dem Kadett Rallye gefahren.
Er breitet seine Arme aus, geht in die Hocke und legt sich zur Seite, als ob er in einer Kurve auf der Rennstrecke liegen würde. „Und wenn ich tief im Asphalt war und hochgeschaltet habe, da ist mir immer die Kopfdichtung abgeflogen“, ruft er. Aber kein Problem sei das gewesen. Noch heute könne er den Opel Kadett, Baujahr 1967, wie ein Uhrwerk auseinandernehmen. Später habe er sich einen Opel Manta gekauft, für den er hart habe arbeiten müssen: In der Stunde habe er damals eine Mark und 26 Pfennige verdient.
Zum Feiern ist ihm nicht zumute
Muder schwärmt, Klaus Zöller, Mitglied im Opel-Club Flörsheim, lehnt an einem Opel Olympia aus dem Jahr 1939 und sagt, er mache sich große Sorgen um Opel, zum Feiern sei ihm ganz und gar nicht zumute. Die amerikanische Konzernmutter General Motors sei schuld daran, dass Opel auf dem Weltmarkt kaum mehr eine große Bedeutung habe.
Thomas Sedran, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Opel, spricht von einem Tal, in dem sich das Unternehmen momentan befinde. „Wegen der EuroKrise, aber auch wegen eigenen Fehlern“, sagt er. Doch schnell kommt er auf die Erfolgsgeschichte von Opel zu sprechen. Opel, dass sei deutsche Ingenieurskunst. Und die „Modelloffensive“, die Opel nun startee, werde einzigartig sein und den Autobauer zurück zum Erfolg führen. Das neueste Modell, der Cityflitzer Adam, werde im Oktober in Paris vorgestellt und den Markt erobern. Es gebe allen Grund, optimistisch zu sein.