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Kulturdenkmal im Wartezustand: Offenbachs Hauptbahnhof soll auch Begegnungs- und Veranstaltungsstätte werden. Bild: Wohlfahrt

Offenbacher : Zukunft für alten Bahnhof

Die Stadt will den Dornröschenschlaf des Hauptbahnhofs beenden. Urbanes Leben soll einziehen. Die Deutsche Bahn zieht wohl mit.

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          Vor knapp zehn Jahren hat der letzte Ladenmieter den Offenbacher Hauptbahnhof verlassen, seither haben nur noch gelegentliche Zwischennutzungen dem 1873 ursprünglich im Stil der Neurenaissance fertiggestellten Bahnhof neues Leben eingehaucht. Der Bahnhof Ost hat dem alten Zughalt, der in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts im Stil des Art déco seine heutige Gestalt angenommen hat, den Rang abgelaufen. Die S-Bahn durch Offenbach verläuft im Tunnel unter der Innenstadt und umgeht ihn schlicht. Verblieben sind einige Regionalanbindungen. Nun soll nach Jahren des Stillstandes das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs saniert und als öffentlicher Ort neu entwickelt werden, wie es in einer Vorlage des Magistrats heißt, die auf der Tagesordnung der jüngsten Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag stand.

          Jochen Remmert
          Flughafenredakteur und Korrespondent Rhein-Main-Süd.

          Als erste Option soll demnach mit der Deutschen Bahn über den Kauf des Gebäudes verhandelt werden. Der gutachterliche Verkehrswert von 2,8 Millionen Euro gilt laut Magistrat zugleich als maximaler Kaufpreis. In den Gesprächen sollen aber auch alle anderen Lösungsmöglichkeiten ausgelotet werden, etwa ein Teilerwerb des östlichen Gebäudeteils oder eine Pacht dieses Komplexes auf mindestens 25 Jahre. Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß (FDP) und Bürgermeisterin Sabine Groß (Die Grünen) zeigten sich zuversichtlich, dass in der Sache die bisher schon gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn weiter zu zufriedenstellenden Ergebnissen führen werde. Ziel sei es, den Hauptbahnhof zu einem „Modellprojekt“ zu entwickeln, das der Bedeutung des Bauwerkes als Kulturdenkmal gerecht wird und zugleich neue Nutzungsmöglichkeiten für verschiedenste Gruppen aus der Mitte der Offenbacher Stadtgesellschaft bietet.

          2026 soll der Bahnhof barrierefrei werden

          Entsprechende Nutzungskonzepte will die Stadt im Dialog etwa mit der Initiative Hauptbahnhof entwickeln, wobei man sich auf die bereits vorliegende Machbarkeitsstudie zum Thema stützen könne, erläuterte Weiß unlängst. Kurzfristig wünscht sich die Stadt Zwischennutzungen, um in der Planungszeit schon einmal ein Signal der Veränderung zu setzen. Das habe schon in der Vergangenheit gut funktioniert, führte Weiß weiter aus.

          Fest steht eine weitere Veränderung: 2026 soll der Bahnhof barrierefrei werden. Dank der Machbarkeitsstudie und des Engagements der Initiative Hauptbahnhof sei die Stadt für die nächsten Schritte gut aufgestellt, äußerte Groß. Die Entwicklung des Hauptbahnhofs sei für die Attraktivität zur Nutzung der Zugverbindungen und für die weitere Entwicklung des Quartiers von herausragender Bedeutung.

          Derweil hat die Fraktion der CDU in der Stadtverordnetenversammlung kritisiert, dass die Stadt umfangreiche Planungen zum Hauptbahnhof auf den Weg gebracht habe, noch bevor sie als Eigentümerin oder Pächterin feststehe. „Grundlage für alle Planungen sind doch die Eigentumsverhältnisse. Sollte seitens der Deutschen Bahn AG keine Bereitschaft zum Verkauf oder zur Verpachtung der Immobilie bestehen, sind alle diesbezüglichen Zukunftsvorstellungen der Stadt Offenbach und der Initiative Hauptbahnhof zunichte“, äußerte Dominik Mangelmann, in der CDU-Fraktion unter anderem zuständig für Stadtplanung.

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