
Das Neun-Euro-Ticket sendet ein falsches Signal
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Schnäppchenpreis: Monatskarten für Busse und Bahnen soll es, auch im Rhein-Main-Verkehrsverbund, bald für neun Euro geben. Manchen ist selbst das noch zu teuer. Bild: dpa
Der ÖPNV leidet unter der Corona-Krise und soll doch die Verkehrswende befördern. Nötig ist mehr, nicht weniger Geld. Deshalb ist die Einführung von Billig-Fahrkarten ein Irrweg.
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Das wussten schon die alten Römer. Soll heißen: Wenn man etwas geschenkt bekommt, darf man nicht auch noch hohe Ansprüche stellen. Wenn die Bundesregierung – als zeitlich begrenzte Kompensation für die steigenden Energiepreise – jetzt ein Monatsticket für neun Euro in Aussicht stellt, werden sich deshalb die wenigsten über das Angebot beklagen. Schon am 1. Mai könnte es losgehen mit der – immerhin auf drei Monate befristeten – Billigfahrerei.
Auch die Verkehrsminister der Länder loben die Idee an sich. Auf diese Weise, so ihre Argumentation, würden die Verbraucher finanziell entlastet, und es könnten womöglich sogar neue Kunden für den Nahverkehr gewonnen werden, beispielsweise Autofahrer, die ihr Fahrzeug wegen der hohen Spritpreise in der Garage ließen. Aber warum mit dem Spatz in der Hand zufrieden sein, wenn man die Taube auf dem Dach in Reichweite wähnt? Eine Mehrheit der für den Verkehr zuständigen Minister konterte den Neun-Euro-Vorstoß der Bundesregierung jedenfalls prompt mit der Forderung, ein Null-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr einzuführen.
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