Schulfach „Digitale Welt“ : Lehrergewerkschaft kritisiert „digitale eierlegende Wollmilchsau“
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Lernen, mit der Technik umzugehen: Das Schulfach „Digitale Welt“ soll neue Kompetenzen vermitteln. Bild: dpa
In Hessen soll ein Pilotprojekt testen, wie Schüler auf die technischen Veränderungen vorbereitet werden können. Doch an der Umsetzung des neuen Fachs „Digitale Welt“ gibt es Kritik.
Das neue hessische Unterrichtsfach „Digitale Welt“ wird im nächsten Schuljahr in der Jahrgangsstufe sechs fortgeführt. Bis zu 50 Schulen sollen sich im Schuljahr 2023/24 dann insgesamt an dem Pilotprojekt beteiligen können, sagte Kultusstaatssekretär Manuel Lösel der Deutschen Presse-Agentur in Hanau. Ziel sei, das neue Fach möglichst weit in die Fläche zu tragen. Die Rückmeldungen der teilnehmenden Schulen seien positiv.
Das Fach „Digitale Welt“ soll grundlegende Kompetenzen der Informatik mit der ökonomischen und ökologischen Bildung verbinden. Im Unterricht werden auch Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und Mediennutzung aufgegriffen. Seit Beginn des laufenden Schuljahrs wird das Fach als Schulversuch an zwölf Schulen in Hessen unterrichtet. Beteiligt sind 70 Klassen mit fast 1800 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe fünf sowie 60 Lehrkräfte. Der Unterricht wird nicht benotet und ist vorerst nicht versetzungsrelevant.
Zu wenig Informatiklehrkräfte
Die hessische Wirtschaft und die Lehrergewerkschaft GEW fordern Nachbesserungen für die „Digitale Welt“. Der Schulversuch müsse schnell in ein konkretes Curriculum und eine flächendeckende Umsetzung an den Schulen im Land münden, sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), der dpa in Wiesbaden. „Die VhU steht hier mit ihrer Expertise gerne zur Verfügung.“
An den hessischen Schule gebe es viel zu wenig ausgebildete Informatiklehrkräfte, mahnte der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Thilo Hartmann. „Für einen Modellversuch begeisterte freiwillige Lehrkräfte zu finden ist das eine, alle Schulen in die Lage zu versetzen, ihn gut anzubieten, eine ganz andere Sache“, erklärte der Gewerkschafter mit Blick auf einen künftig möglicherweise verpflichtenden Unterricht des Fachs.
„Hinzu kommt, dass das Portfolio des neuen Fachs im Prinzip alles umfasst, was einem zum Thema digitale Welt einfallen könnte, eine Art digitale eierlegende Wollmilchsau“, teilte Hartmann der dpa mit. Das werde alles in zwei Wochenstunden kaum zu erzielen sein. Dazu komme, dass es den Schulen derzeit noch selbst überlassen ist, wie sie an welchen Inhalten arbeiten wollen.