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Neue Burger-Läden : „Auch Jüngere wollen nicht mehr zu McDonald’s“

Hier serviert der Chef selbst: Payam Mahourvand im „Black Angus“ in Frankfurt Bild: Maria Klenner

Besseres Fleisch, bessere Brötchen, schönere Lokale: Auch in Frankfurt eröffnen noch immer neue Burger-Läden.

          3 Min.

          Als im Juni bekanntwurde, dass die amerikanische Burger-Kette Five Guys in den Räumen der ehemaligen Parfümerie Kobberger an der Frankfurter Zeil ihre erste Deutschland-Filiale eröffnen wird, lasen viele dies wie die Bestätigung dafür, dass sie ganz richtig empfänden: Bald wird es nur noch Burger-Läden geben. Tatsächlich haben in jüngerer Vergangenheit etliche Bratereien eröffnet. Zu den Filialen der Branchenriesen wie McDonald’s und Burger King und denen der in Frankfurt gegründeten Ketten wie „Fletcher’s Better Burger“, „Bully’s Burger“ und „Die Kuh die lacht“ sind in den vergangenen Monaten neue Formate hinzugekommen: im Gallus „Shaka Burger“, im Bahnhofsviertel „Good Guys“, zuletzt an der Stiftstraße das „Black Angus Burger & Bar“.

          Jacqueline Vogt
          Ressortleiterin der Rhein-Main-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

          Wird der Boom anhalten? In wohl kaum einer anderen Branche ist die Zahl derer, die sich selbständig machen wollen, so hoch wie in der Gastronomie. Aber ist es erfolgversprechend, sein Glück mit Burgern zu versuchen? „Kommt darauf an“, heißt es beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, Abteilung Gründungsberatung. Zwar stimme, was die Ernährungswissenschaftlerin und Trendforscherin Hanni Rützler in einer ihrer aktuellen Publikationen gesagt hat: „Der Burger ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Eine Garantie dafür, dass eine Neugründung funktioniere, sei das aber nicht. „Standort, Produkt und Idee müssen zusammenpassen.“

          Pulk von Schülern an der Theke

          An einem späten Nachmittag im „Jamy’s Burger“ an der Neuen Kräme, einen Steinwurf entfernt von Paulskirche und Römer: Zwischen Touristen, die mit Kameras in das langgezogene Lokal gehen, das sich nach hinten weit öffnet und mit Beton und Holz eingerichtet ist, schiebt sich ein Pulk von Schülern an die Theke, um zu bestellen. Die Gäste, die schon ihre Essen vor sich haben, sind allen Alters zwischen 17 und 70 Jahren. Und alle haben sie, ohne mit der Wimper zu zucken, mindestens 6,99 Euro gezahlt: Für diesen Preis gibt es bei „Jamy’s“ den einfachsten Burger, der teuerste kostet knapp zehn Euro. Pommes frites kosten 2,99 Euro – und einen mehr, wenn sie aus Süsskartoffeln geschnitten sind.

          Die Historie von „Jamy’s“ ist bis jetzt eine Erfolgsgeschichte, und glaubt man ihren Hauptdarstellern, ist sie noch lange nicht auserzählt. Vor drei Jahren haben Richard Georgescu, David Danishyoo, Daniel Stojanov das Unternehmen gegründet, mit einem ersten Lokal im Frankfurter Ostend. 18 Monate später eröffneten die drei Freunde, die zur Zeit der Firmengründung noch Studenten waren, das 300 Quadratmeter große zweite Restaurant in der Innenstadt. Heute gehören zu der kleinen Kette noch eine Filiale in Darmstadt und eine in Mannheim.

          „Wir sind zufrieden“, sagt Danishyoo und fügt hinzu, dass er den Erfolg auf die Qualität des Angebots zurückführe. Von Anfang an habe das Unternehmen auf eine Klientel gesetzt, die zwar Fastfood konsumiere, sich aber dennoch gut ernähren wolle. „Auch die jüngere Generation will nicht mehr zu McDonald’s.“ Das Fleisch für die Burger bezieht das Unternehmen laut Danishyoo aus der Region, die Brötchen produziert ein hiesiger Bäcker exklusiv. Das Fleisch wird in ganzen Stücken in die Filialen geliefert und dort zerteilt und gewolft, ein vergleichsweise aufwendiges Verfahren.

          Kein schwammartiges Brötchen

          Dafür schmecken die Burger aber auch nicht wie eine amorphe Masse und werden nicht mit einer geschmacksverstärkten Sauce in ein schwammartiges Brötchen gepackt, sondern sie haben Struktur und Charakter. „Wir haben nichts auf der Karte, was wir nicht mögen und selbst nicht essen würden“, sagt Danishyoo und fügt hinzu, dass dieser Anspruch eine noch druckvollere Entwicklung zurzeit verhindere: Bis jetzt betreibt das Unternehmen seine Lokale selbst, „um die Kontrolle zu behalten“. Ein Franchise-Konzept gibt es noch nicht, weitere Expansionspläne schon, als Nächstes steht eine Eröffnung in Mainz an.

          Schnelles Essen gut gemacht, diesen Anspruch hat auch Payam Mahourvand. Er führt im Frankfurter Ostend die Bar „Jesse James“, serviert darin hervorragende Burger und hat das Angebot eines seiner Gäste angenommen, in dessen Immobilie an der Stiftstraße ein freigewordenes Lokal zu mieten. Entstanden ist dort das „Black Angus“, der bisher eleganteste der Frankfurter Burger-Läden, mit Sitzbänken aus grünem Samt, mit marmornen Tischplatten und einem überdimensionalen Wandgemälde. Die Burger-Preise beginnen bei 8,99 Euro, die Qualität ist top. Der Zuspruch sei bestens, sagt Mahourvand. Wenn das so bleibt, will er ein drittes Objekt eröffnen.

          Fast ein Urgestein der gehobenen Frankfurter Burger-Szene ist der Gastronom Sam Kamran. 2013 hat er „Fletcher’s Better Burger“ gegründet und seitdem sechs Filialen eröffnet. „Ich habe gemerkt, dass das Spaß macht und man viel Geld verdienen kann“, sagt er. Burger verkauften sich nach wie vor gut, aber der Boom ebbe ab. „Die Leute haben langsam keine Lust mehr.“ Sein neuestes Lokal jedenfalls werde, anders als bis vor kurzem noch geplant, nicht die siebte Fletcher’s-Filiale, sondern die erste von „Doggystyle“: ein Hotdog-Restaurant. „Das wird der nächste Hype“, sagt Kamran.

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