
Kunsthochschule Offenbach : Mit Geduld zum Erfolg
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So soll die Hochschule für Gestaltung in Zukunft aussehen. Bild: dpa
Rund anderthalb Jahrzehnte kämpft die renommierte Kunst- und Design-Hochschule in Offenbach für einen Neubau. Nun liegen prämierte Pläne von Architekten vor.
Für das „neue Deutschland-Tempo“, von dem der Bundeskanzler in letzter Zeit gerne spricht, kann der Neubau der Hochschule für Gestaltung in Offenbach ganz sicher nicht als Vorbild gedient haben. Mehr als anderthalb Jahrzehnte hat es gedauert, bis am Freitag die Pläne gezeigt wurden: Endlich konnte der Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs vorgestellt werden.
Natürlich gibt es immer reichlich und auch irgendwie plausible Erklärungen dafür, dass ein so wichtiges Projekt so viele Jahre braucht, bis es verwirklicht ist. Zu erklären, warum etwas nicht oder nicht in absehbarer Zeit geht – darin hat man in Deutschland seit vielen Jahren fatale Routine. Bernd Kracke, seit 2006 Präsident der Hochschule für Gestaltung, wies denn auch, bei aller Freude, zu Beginn der Präsentation des Entwurfs des Brüsseler Architektenbüros Xaveer de Geyter Architects darauf hin, dass der dramatische Platzmangel, unter dem die Kunsthochschule mit internationalem Renommee leidet, seit vielen Jahren bekannt ist und schon 2007 in einer Bedarfsanalyse des Landes Hessen belegt wurde.
Städtebauliches Highlight
Ungeachtet dessen besteht natürlich Grund zur Freude: Das Projekt kann man durchaus als die Krönung der erfolgreichen Umwandlung des alten, einst hinter blickdichten Zäunen versteckten Ölhafens in ein städtebauliches Highlight bezeichnen. Ganz abgesehen davon, dass mit dem HfG-Neubau der Ruf Offenbachs als Stadt der Kreativen und der Kreativwirtschaft noch einmal einen gewaltigen Schub erhalten wird.
Ob der Siegerentwurf der Brüsseler Architekten am Ende auch realisiert wird, ist allerdings noch unklar. Die eigentliche Ausschreibung steht noch aus. In jedem Fall soll der Bau der neuen Hochschule für Gestaltung 2026 beginnen, wie die Wissenschafts- und Kunstministerin sagt, ein Ende der Platznot der kreativen Studentinnen und Studenten wie der Lehrenden ist also absehbar.
Offen ist derzeit noch die Zukunft der bisherigen Bauten der HfG in der Kernstadt. Die Gebäude dort wollte die Stadt Offenbach dereinst vom Land erwerben. Ein Blick auf den Etat der darbenden Stadt ließ diesen Plan schnell obsolet werden, das Land hat also weiterhin das Sagen.
Vielleicht folgt es ja tatsächlich HfG-Präsident Kracke, der dafür plädiert, die Räumlichkeiten nach dem Umzug HfG-Absolventen als günstige Ateliers und Start-up-Büros zur Verfügung zu stellen. Krackes charmanter Einwurf vom Freitag hat einen durchaus ernsten Hintergrund: Die in den vergangenen Jahren enorm gestiegene Attraktivität Offenbachs hat zwangsläufig die negative Konsequenz, dass junge Kreative mit vielen Ideen und oft wenig Geld immer schwerer bezahlbare Räume finden, die auch als Atelier oder Werkstatt taugen. Das Land könnte mit entsprechendem Engagement das gesamte Projekt perfekt abschließen.