
Möglicher Blackout : Besser vorsorgen!
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Düstere Aussichten: Wenn in Frankfurt über Tage hinweg der Strom ausfallen sollte, wird nicht nur die Versorgung zu Herausforderung. Bild: dpa
Der Cyberangriff auf die städtische Infrastruktur von Frankfurt hat bewiesen: Auch ein totaler Blackout der Stromversorgung ist nicht im Bereich des Undenkbaren. Auch die Bürgerinnen und Bürger müssen sich darauf vorbereiten.
Als das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vor drei Jahren dazu aufgerufen hat, Vorräte anzulegen, dachten viele Bürger an einen Scherz. Wozu braucht man Dutzende Dosen mit Leberwurst, Margarine und vorgekochten Kartoffeln, wenn der nächste Supermarkt gleich um die Ecke liegt? Wozu kiloweise Hülsenfrüchte im Glas, wenn man sich per App schnell eine Pizza oder Sushi liefern lassen kann? Und 20 Liter Wasser? Wo, bitte schön, soll man die lagern, wenn man in einer kleinen Wohnung lebt, in der die Flüssigkeit zur Not aus dem Hahn gezapft wird?
Die Logik erschloss sich vielen Bürgern damals nicht. Vielleicht sieht das inzwischen etwas anders aus. Denn kaum ein Tag vergeht, an dem nicht davon die Rede ist, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis eine Schadsoftware auch kritische Infrastruktur wie etwa die Stromversorgung lahmlegen werde. Sosehr man sich auch gegen derartige Angriffe zu schützen versucht – offenbar halten Experten auf dem Gebiet der Cybersicherheit und die Sicherheitsbehörden einen großen Blackout für ein durchaus denkbares Szenario.
Vorbereitet für den „Worst Case“
Dass Frankfurt grundsätzlich vorbereitet ist für einen solchen „Worst Case“, ist beruhigend und zeugt von der Weitsicht der betreffenden Behörden. Das Ausmaß von Schwierigkeiten, mit denen die Sicherheitskräfte rechnen, zeigt aber auch, wie abhängig die Gesellschaft von technischen Systemen geworden ist. Denn tatsächlich wird sich für die Rettungskräfte im Ernstfall die Frage stellen: Wen retten wir zuerst? Die Familie im steckengebliebenen Aufzug oder die Neunzigjährige, die zu Hause an ein Beatmungsgerät angeschlossen ist? Den Geschäftsmann, der in seinem Büro eingeschlossen ist, weil die automatische Schließanlage streikt? Oder die Bewohner eines Hauses, das brennt, nachdem es dort einen Kurzschluss gegeben hat. Fest steht für die Polizei und die Feuerwehr, dass es keine einfachen Lösungen geben wird. Sie werden die Einsätze nach einer festen Prioritätenliste abarbeiten müssen – und hoffen, dass sich möglichst viele Menschen selbst aus der Notlage befreien.
Die Behörden haben auch die zweite große Herausforderung im Blick: den psychosozialen Aspekt. Wenn es, wie nach dem Cyberangriff auf die städtische Infrastruktur am Donnerstag, dem 19. Dezember, schon zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kommt, nur weil Bürger ihre Autos nicht zulassen konnten – wie blank lägen dann erst die Nerven bei einem totalen Blackout? Wenn das Überleben, wenn auch nur gefühlt, davon abhängt, ob man an die letzten Vorräte aus dem Supermarkt gelangt?
Vielleicht sollte man sich doch noch einmal mit der Checkliste des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz beschäftigen. Ein Platz im Keller wird sich sicherlich noch finden.