Ehejahre voll häuslicher Gewalt
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Deckung: Der 45 Jahre alte Angeklagte mit seinem Verteidiger Stefan Bonn. Bild: dpa
Im Mordprozess am Landgericht um den Tod zweier Kinder in Hanau wird ihre Mutter zur Vorgeschichte befragt. Sie berichtet von Schlägen schon lange vor der Tat.
Der Richter geht behutsam vor. Der Vorsitzende Mirko Schulte spricht geduldig und mit sanfter Stimme mit der Zeugin, die ihm in einigen Metern Abstand gegenüber sitzt. Die 38 Jahre alte Frau soll im Gerichtssaal des Landgerichts in Hanau über eine Tat sprechen, die ihre beiden Kinder das Leben gekostet hat. Angeklagt ist ihr 47 Jahre alter Ex-Mann wegen Mordes. Dem Inder Jit S. wird vorgeworfen, er habe seine sieben Jahre alte Tochter mit Schnitten in den Hals getötet und den elf Jahren alten Sohn in den Tod getrieben. Der Junge sprang in Panik vom Balkon im neunten Stock eines Wohnhauses in Hanau. Der Angeklagte hat schon zugegeben, für den Tod seiner Kinder verantwortlich zu sein. Anlass für die Tat war nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sein Zorn darüber, dass die Ehefrau sich getrennt hatte und mit den Kindern umgezogen war.
In der Befragung der Frau geht es um die Vorgeschichte der Tat, um die Jahre der Ehe, in der es nach ihren Worten mehrfach zu Gewalt an ihr und den Kindern gekommen war. Zu Beginn der Vernehmung sagt Schulte: „Wenn die Tränen kommen, ist das auch in Ordnung, dann halten wir kurz inne.“ Bevor der Richter mehr zu den gewaltsamen Vorfällen wissen will, fragt er zuerst nach dem Lebensweg der in Indien geborenen Frau, offensichtlich um einen Draht zu ihr aufzubauen. Die Frau wuchs in einer Stadt im Nordwesten Indiens auf, ist von dort in andere Städte gereist. Den Ehemann haben nach ihren Worten ihre Eltern ausgesucht, wie in dem Land üblich.
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