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Krise am MMK Frankfurt : Die Dezernentin hat die Fürsorgepflicht

MMK-Chefin Susanne Pfeffer sucht den Dialog mit ihren Mitarbeitenden. Bild: Alexander Paul Englert

Eine herausragende Kuratorin muss nicht notwendigerweise auch eine gute Managerin sein. Die Stadt Frankfurt als Dienstherr muss die Krise am Museum für Moderne Kunst (MMK) lösen.

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          Kunst kann unglaublich viel bewirken. Nicht nur lange Schlangen vor Museumseingängen. Derzeit kann man im Museum für Moderne Kunst (MMK) der Stadt Frankfurt das Gesamtwerk von Rosemarie Trockel sehen. Eine Augenweide mit gesellschaftspolitischem Anspruch, so wie viele der Ausstellungen, die Susanne Pfeffer kuratiert hat, seit sie 2018 Direktorin des MMK geworden ist. Wer im Tower des MMK Cameron Rowlands „Amt 45i“ besucht, wird zwar nicht viel Konkretes sehen – aber einer Dekolonialisierung im Geiste unterzogen, deren Sprengkraft sich, mutmaßlich, in einer veränderten Sichtweise jedes Einzelnen auf die Kunst, ihren Preis und ihren Wert niederschlägt.

          Dass Ausstellungen wie „Amt 45i“ sich auf geradezu vorbildliche Weise eingliedern in die aktuellen Diskurse der Kunst, hat Pfeffer den Ruf einer international hoch angesehenen Kuratorin eingebracht. Das „Amt 45i“ selbst aber – der Künstler Row­land hat als Titel seiner Ausstellung einfach die laufende Nummer des MMK als städtisches Unteramt genom­men –, dieser städtische Betrieb läuft offenkundig auf eklatante Weise nicht rund.

          Mitarbeiter des MMK reden von unzumutbaren Verhältnissen, und schon die Tatsache, dass nicht im Detail berichtet werden kann, worin diese bestehen, weil niemand, der die Erfahrungen eines „nicht gehört werdens“ und Angst um den Arbeitsplatz erlebt hat, erkannt werden will, hätte zeigen müssen, dass es mit dem Delegieren einer Mediation mutmaßlich nicht getan sein wird.

          Schon bevor im Mai 2022 Beschwerden der Mitarbeiter durch Recherchen der F.A.Z. bekannt geworden sind, war von großer Unzufriedenheit zu hören. Es hat also Warnzeichen gegeben. Und: Es obliegt der Fürsorgepflicht der Dienstherrin, Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD), für dauerhafte Abhilfe zu sorgen. Eine hochbegabte Kuratorin, deren Name die Stadtkultur schmückt und deren Glanz auch auf die Kulturdezernentin fällt, weshalb gern betont wird, die Berufung sei auf deren „Wunsch“ hin erfolgt, muss nicht notwendigerweise auch eine hochbegabte Personal- und Museumsmanagerin sein.

          Das ohnehin personell dünn besetzte MMK hat vier freie Stellen, unter anderem fehlt die stellvertretende Direktion. Vorige Museumsleitungen haben vorgemacht, wie Stärken und Aufgaben so verteilt werden können, dass zum Wohl des Hauses gearbeitet werden kann.

          Es ist jetzt an der Dezernentin, sich eines Museumsbetriebs anzunehmen, der nicht nur von der Kuration lebt: 2017 hatte das MMK noch 120.000 Besucher, nun sind es 83.000. Zwar sollte eine gute Museumsarbeit nicht nur auf Besucherzahlen schielen. Aber dass diese Zahlen, trotz der hochaktuellen Ausstellungen, auch darauf hinweisen, dass Arbeitsfelder im MMK brachliegen, in einem Haus, das einst eines der lebhaftesten der Stadt war: Auch das müsste der Dezernentin zu denken geben.

          Eva-Maria Magel
          Leitende Kulturredakteurin Rhein-Main-Zeitung.

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